| 14. Kapitel |

935 38 0
                                    

Das Ende des Schlauchs hatte ich schneller erreicht, als ich gedacht hatte, weshalb ich einige Schritte stolperte, als ich ausgespuckt wurde und auf dem unebenen Kopfsteinpflaster landete. Mir entwich ein erstickter Laut, und als ich mich wieder gefangen hatte, sah ich mich besorgt um. Ein Glück hatte mich niemand beobachtet, sodass ich wieder etwas beruhigter meinen Oberkörper aufrichtete und meine Hand wieder in meine Jackentasche steckte. Den Zauberstab noch immer fest umklammert, orientierte ich mich an dem nächsten Straßenschild und versuchte in meinem Gedächtnis zu erraten, wohin ich als nächstes Abbiegen sollte. Ich entschied mich dazu, rechts abzubiegen und dem Kopfsteinpflaster weiter zu folgen. Hier tummelten sich noch keine Menschen, nur hin und wieder begegnete mir ein Auto oder der Postbote, der gerade seine letzten Briefe zustellte. Sonst war noch niemand auf den Beinen. Ein kurzes Grinsen huschte mir über meine Lippen, als ich mich daran zurück erinnerte, dass es vor Sieben Jahre genauso gewesen war. Hier hatte sich nicht viel verändert, stattdessen schien alles noch so wie ich es in Erinnerung gehabt hatte.

Meine Schritte wurden kleiner, als ich an dem alten Backsteinhaus stehen blieb. Ehrfürchtig sah ich auf und musterte mein ehemaliges Zuhause. Das Haus in einem der Vororte von Birmingham hatte sich, ebenso wie die Straße, nicht sonderlich viel verändert. Das Einzige, das anders war, war dass eine Buchshecke um das Grundstück gepflanzt worden war. Die Schaukel stand noch immer an Ort und Stelle, selbst der Sandkasten war noch dort, wo mein Vater ihn errichtet hatte.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als im ersten Stock ein Licht angemacht wurde, und schnell tat ich so, als würde ich nur vorbeigehen. Doch ich blieb am Ende der Hecke stehen und spähte vorsichtig hoch. Eine Frau, vielleicht Mitte Vierzig, mit leicht lockigen, schulterlangen Haaren stand dort und kämmte sich ihre Haare. Ich schluckte schwer, als ich an die Bilder dachte, die in meinem Zimmer hingen. Meine Mutter war eine wirklich hübsche Frau gewesen, jetzt hätte sie vermutlich einige Falten und vielleicht sogar Augenringe, da die Zwillinge sie auf Trab hielten, und doch war sie die schönste Frau, die ich je gesehen hatte. Ich hatte viel von ihr geerbt. Ihre schwarzen Haare, ihre blau-grauen Augen und ihre zierliche Figur. Mein Vater war Braunhaarig gewesen, mit braunen Augen und einer Muskulösen und Sportlichen Figur. Die Zwillinge kamen eher nach ihm, zumindest hatte Dad das immer gesagt. Auch im Temperament sollte ich ihr gleichen, doch dies konnte ich nicht zu Einhundert Prozent bestätigen. Dafür hatte ich zu wenig Zeit mit ihr verbracht.

Ich biss mir auf die Lippe und schloss meine Augen. Der Wind pfiff durch die Straße und erfasste meinen langen Mantel. Meine Kapuze wurde von meinem Kopf gerissen, doch ich bemühte mich nicht, sie wieder auf meinen Kopf zu setzen. Stattdessen ließ ich meine Gedanken haltlos durch meinen Kopf wirbeln. Ich schluckte schwer, und hob meinen Kopf. Wenige Regentropfen klatschten mir in das Gesicht, und als ich wieder einen Blick auf das Haus warf, erkannte ich, dass das Licht im ersten Stock nicht mehr brannte, stattdessen leuchtete es nun im Erdgeschoss. Ich schluckte schwer und ging den Weg wieder zurück. Auch wenn sich mein Vater und meine Mutter am Ende zerstritten und scheiden lassen hatten, so hatte sie das Recht zu erfahren, dass ihr ehemaliger Ehemann ermordet wurde. Ebenso musste ich sie warnen, dass sie hier nicht mehr in Sicherheit wären, und sich so schnell wie möglich in ein anderes Land absetzen sollten.

Einen Moment blieb ich vor dem schmiedeisernen Gartentor stehen, ehe ich mich schüttelte und anschließend hindurch trat. Es quietschte und kündigte, wie schon die Jahre zuvor, den Besucher an. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, doch ich überwand meine Angst und ging langsam den gekiesten Weg entlang. Ich hob meine Hand und klopfte zwei Mal vorsichtig gegen die Holztür. Lange geschah nichts, und gerade als ich ein weiters Mal klopfen wollte, hörte ich, wie sich schnelle Schritte der Tür näherten, der Schlüssel herumgedreht wurde und die Tür geöffnet wurde. Ein Abbild meines Vaters, nur in seinen sehr jungen Jahren öffnete mir die Tür und sah mit einem breiten Grinsen zu mir auf. "Mom! Ich habe die Tür aufgemacht", brüllte er durch den Flur, während sein Zwilling neben ihm stand und ebenfalls begeistert zu mir aufgrinste. "Die Frau sieht aus wie du!", schrie der andere und ich blickte von meinen Brüdern auf, als ein anderes Geräusch meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Eine Tür wurde geöffnet und meine Mutter trat hinaus auf den Gang. "Kian! Liam! Wie oft habe ich euch denn schon gesagt, dass ihr nicht einfach die Tür öffnen sollt!", rief sie wütend und scheuchte die Kinder ins Innere des Hauses zurück. "Tut uns leid Mama", murrte einer, während der andere verwirrt zwischen uns her sah. "Schau doch Mama, sie sieht aus wie du", sagte er und deutete zwischen uns hin und her.

Königsblau | Fred WeasleyWhere stories live. Discover now