| 69. Kapitel |

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„Harry Potter ist tot. Er wurde getötet, als er wegrannte, als er versuchte, sich selbst zu retten, während ihr euer Leben für ihn gegeben habt. Wir bringen euch seine Leiche zum Beweis dafür, dass euer Held gestorben ist. Die Schlacht ist gewonnen. Ihr habt die Hälfte eurer Kämpfer verloren. Meine Todesser sind in der Überzahl gegen euch, und der Junge, der überlebt hat, ist erledigt. Der Krieg darf nicht länger währen. Jeder, der weiterhin Widerstand leistet, ob Mann, Frau oder Kind, wird niedergemetzelt werden, wie jedes Mitglied seiner Familie. Kommt aus dem Schloss, unverzüglich, und kniet vor mir nieder, und ihr werdet verschont werden. Eure Eltern und Kinder, eure Brüder und Schwestern werden leben, und es wird ihnen verziehen, und ihr werdet euch mir anschließen in der neuen Welt, die wir gemeinsam errichten werden", das waren die ersten Worte, die der dunkle Lord über das Schlossgelände posaunte. Es war edel von ihm zu sagen, dass, wenn man sich ihm anschloss, noch verschont werden würde, doch ich wusste, dass niemand dazu im Moment fähig war. Sie würden noch zu sehr von Harrys vermeintlichen Tod geschockt sein, um solch eine Entscheidung zu treffen.

Wir traten ein paar Schritte vor, doch als wir erkannten, dass einige Personen aus dem Portal stiegen, blieben wir stehen. Eine lange Reihe, in schwarz gekleideter Todesser, versperrte nun den Weg in die Freiheit. Bellatrix stand rechts neben dem Lord, während ich in erster Reihe neben Familie Malfoy stand. Meine Eingeweide zogen sich zusammen, als die Schreie von Professor McGonagall, Hermine, Ron und Ginny über den Hof hallten. Ich sah zu Boden. Mir rutschte mein Herz in die Hose. „Ruhe! Es ist vorbei! Leg ihn hin, Hagrid zu meinen Füßen, wo er hingehört!", rief der Lord und Hagrid tat wie befohlen. Er legte ihn ins Gras. Ich fragte mich, was wohl sein Plan war. „Seht ihr? Harry Potter ist tot! Versteht ihr jetzt, ihr Betrogenen? Er war niemals etwas anderes als ein Junge, der sich darauf verließ, dass sich andere für ihn aufopferten!" „Er hat dich besiegt!", brüllte Ron, und eine Reihe an Protesten auf der gegenüberliegenden Seite folgten. Ein weiterer lauter Knall und Ruhe herrschte.

Meine Augen scannten die Menschen mir gegenüber. Allen stand der Schock ins Gesicht geschrieben. Mein Gehör verabschiedete sich und ging in einen nervenden Pfeifton über. Doch das interessierte mich im Moment nicht. Ich suchte nach Fred, doch ich erkannte nur George, wie er allein neben Percy und Lee stand. Ich schluckte schwer. Wenn Fred und George nicht nebeneinanderstanden und er auch sonst nirgends zu sehen war, so war ich mir sicher, dass ihm etwas passiert sein musste. Ich hoffte er war nur schwer verletzt, lag in einem weichen Krankenhausbett im St. Mungos und erholte sich gut. Ich schluckte schwer, ehe mir ein Keuchen entwich. Es wäre unvorstellbar, wenn er nicht mehr unter den Lebenden sein würde.

Ich zuckte zusammen, als Lucius neben mir den Namen seines Sohnes rief. Meine Augen huschten zu Draco. Auch Narzissa forderte ihren Sohn auf, zu uns zu kommen, doch ich erkannte, wie der blondhaarige Schüler mit sich rang. Es dauerte lange, da riss er sich zusammen und ging langsam den Weg zu uns hinunter. Ich ignorierte den ausgesteckten Arm von Lucius und ging an ihm, an Hagrid und Harry und auch an dem dunklen Lord vorbei. Auf halben Weg traf ich Draco und drückte ihn in eine Umarmung. Ich wusste, dass er diese brauchte, doch genauso gut benötigte ich sie. „Hör zu, Potter ist nicht tot. Verschwinde von hier. Geh mit deinen Eltern und verstecke dich. Oder kämpfe. Kämpfe auf meiner Seite. Auf der Seite des Ordens. Auf Potters Seite. Denn das ist das, was ich tun werde, ich werde kämpfen, für Fred und für meine Tochter. Auch wenn ich sterben muss, so habe ich nun das Richtige getan. Entscheide dich weise Draco", murmelte ich in sein Ohr und ließ ihn los. Er schluckte schwer.

Ich drehte mich um und blickte dem Lord entgegen. Draco hingegen setzte sich wieder in Bewegung und ging auf seine Eltern zu. Mein Herz wurde schwer. Noch in der letzten Sekunde hatte ich gedacht, ich hätte Draco umstimmen können. Doch seine Angst überwog. Seine Mutter nahm ihn in den Arm und drückte sich sofort durch die anwesenden Todesser hinter ihr. Lucius zögerte, folgte ihnen jedoch. Familie Malfoy ging. Ich hingegen legte meine Hand, die meinen Zauberstab fest umschlungen hielt, auf mein Herz.  Langsam, Schritt für Schritt, ging ich zurück. Zurück zum Orden, der DA und all meinen ehemaligen Freunden. Zurück zu meinen Wurzeln.

„Catherine, was tust du da?", fragte der Lord mich und legte seinen Kopf schief. Ich lächelte leicht und meinte mit selbstbewusster Stimme und ja, auch einem Anflug von Spott: „Sie haben wohl die ganze Zeit über nicht bemerkt, dass ich ein Spion des Ordens war. Dass ich von Anfang an auf Potters Seite gestanden habe und ja auch dass ich Ihnen niemals Untertan war. Sie haben wohl auch übersehen, dass Severus Snape ein Spion des Ordens war und dass auch er, bis zum Ende an den Sieg Potters geglaubt hat." „Aber Harry Potter ist tot", warf er ein, und seine roten Augen sprangen förmlich zwischen mir und Harrys Leiche hin und her. „Sind Sie sich denn da so sicher?", fragte ich und warf einen Schildzauber zwischen alle anderen und den Lord. Ich lächelte, warf einen Schockzauber auf ihn und begann mich mit ihm zu duellieren.

Aus dem Augenwinkel erkannte ich, wie Potter aufsprang und durch meine Barriere sprang. Er warf ebenfalls einen Schockzauber auf den Lord und ich lachte auf. Mein Schildzauber zersprang, doch mit neuer Hoffnung auf der Seite des Ordens und mit Panik auf der Seite der Todesser wurde die zweite Schlacht eröffnet. Ich begann mich mit Bellatrix und Rockwood zu duellieren. Diese apparierten nach einiger Zeit jedoch und gaben sich mir geschlagen. Nach kurzer Zeit gesellten sich Zentauren auf unsere Seite, bekämpften mit Pfeil und Bogen die Todesser, und selbst Hagrids Halbbruder Grawp gesellte sich zu den Festlichkeiten.

Steine flogen durch die Luft, Flüche wurden von dem einen auf den anderen geschleudert und Neville tötete Nagini. Potter war mit dem dunklen Lord beschäftigt, als neben mir plötzlich Professor Flitwick auftauchte. Er duellierte sich gerade mit Yaxley und mit meiner Hilfe wurde auch dieser Todesser geschockt. „Ich wusste, dass du auf unserer Seite bist", sagte er und lächelte zur mir auf, „Dass du jedoch so einen wirklich epischen Wechsel machst, hätte ich jedoch nicht gedacht." Ich lächelte: „Seit wann duzen wir uns Professor?" Doch er schüttelte nur seinen Kopf, und gerade als ich etwas sagen wollte, wurde ein grüner Strahl auf uns abgefeuert. Ich drehte mich um und erblickte Dolohow. „Verdammt Antonin! Siehst du nicht, dass ich mich gerade mit Filius unterhalte?", brüllte ich wütend und warf einen Schockzauber auf den Todesser. „Na und? Ich habe deinen Vater getötet! Der wollte alte Geschichten wieder ans Licht bringen. Und dann habe ich ihn umgebracht. Und als Nächstes bist du dran!", meinte er mit einem feixenden Grinsen auf den Lippen. „Oh, das hättest du dir wohl gewünscht", erwiderte ich nur und begann mich mit ihm zu duellieren. Flitwick kümmerte sich in der Zwischenzeit um einen anderen Todesser, sodass ich mich ganz um Dolohow kümmern konnte.

Es folgte ein Schlagabtausch, den ich schon lange nicht mehr gehabt hatte. Abwechselnd schickte ich Schock- und Todesflüche auf ihn, doch die Wut, dass er meinen Vater ermordet hatte, kochte in mir langsam, aber sicher über, und nach einer Zeit waren es nur noch Todesflüche. Dolohow wich immer weiter zurück und musste sich nur noch geschlagen geben. Er hatte eine Wut in mir entfesselt, die ich noch nie in meinem Leben gespürt hatte, und Dolohow sah dies ein. Panik hatte sich in seinem Gesicht angesiedelt und Schritt für Schritt wich er zurück. Blockte die meisten meiner Zauber nur noch, und als ich für einen Moment abbrach und ihm eine kleine Verschnaufpause zu geben, ahmte ich Bellatrix Stimme nach und sagte: „Oh, bist du etwa schon außer Puste?" „Das glaubst auch nur du O'Callaghan!", meinte er, richtete seinen Zauberstab in den Himmel und rief: „Bombarda Maxima!"

Ich folgte dem gelben Blitz und drehte mich um. Er traf genau die Mauer hinter mir. Und ich erkannte, dass ich am falschen Ort stand. In diesem Moment fühlte ich nichts. Da war nur der laute Knall und plötzlich war alles voller Staub.

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt