| 66. Kapitel |

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Ich berührte die Wand vor mir, und sofort wurde ich gegenüber der Küche ausgespuckt. Das Bild der Obstschale sprang mir farbenfroh entgegen. Ich sah mich um, erkannte jedoch, dass sich in diesem Korridor niemand aufhielt. Ich eilte die Flure entlang, bis ich vor meinem Zimmer zum Stehen kam. Ich nahm die vielen Flüche von der Tür und trat in den Raum ein. Die Tür flog mit einem Knall hinter mir zu, und ich beugte mich über das Babybett. Die Kleine schlief noch immer friedlich und fest. Wenn sie doch nur wüsste, dass ihr Vater nur wenige Stockwerke über ihr war. Wie stolz er sie doch in den Armen halten würde, wenn er wüsste, dass sie überhaupt existierte. Ich strich ihr über ihre roten Haare. „Mama hat dich lieb", wisperte ich mit erstickter Stimme, ehe ich mich umdrehte, auf den Flur hinaustrat und das Zimmer wieder mit Flüchen belegte. Anschließend sprintete ich die vielen Treppen hoch zu Severus Büro. Das Büro des Schulleiters.

„Lilien", murmelte ich das Passwort, und der goldene Wasserspeier ließ mich eintreten. Die Bedeutung dieses Passwortes hatte ich schon oft hinterfragt. Für mich war es nicht der richtige Zeitpunkt, um der Liebe oder der Reinheit von irgendjemanden nachzuweinen. Wir befanden uns im Krieg, da konnte man keinen Gedanken an die Liebe verschwenden, ohne sich selbst oder andere in Gefahr zu bringen. Ohne zu klopfen, trat ich in das Büro ein und rief laut den Namen des Schulleiters. Keine Sekunde später kam er die Treppenstufen hinunter und sah mich fragend an. „Potter ist hier. Zusammen mit einigen Mitgliedern des Ordens. Wenn man ihn erwischt, müssen wir den Lord rufen. Was sollen wir jetzt machen?", fragte ich ihn panisch, doch Snape zuckte zusammen. Er hatte seine Augen weit aufgerissen, als ich ihm die Nachrichten überbracht hatte, doch jetzt fasste er sich an seinen linken Unterarm. Dort, wo ihm das Mal eingebrannt wurde. Er riss seinen Ärmel in die Höhe und ich merkte, wie sich die Schlange und der Totenkopf stark bewegten. „Es ist zu spät. Die Carrows haben ihn wohl entdeckt", murmelte Snape. Alle Farbe wich ihm aus dem Gesicht. Ich zog meine Augenbraun kraus. „Er war im Raum der Wünsche. Warum hat er ihn verlassen?", murmelte ich und fuhr mir über die Stirn. „Der Raum der Wünsche? Du meinst doch nicht etwa der Da-und-Fort-Raum im siebten Stock?", fragte Severus und ich zog meine Stirn kraus. „Ihr habt ihn so genannt?" – „Egal, er ist auf dem Weg hier her. Und wenn er Potter nicht in die Hände bekommt, so wird er alles und jeden ermorden. Alle Schüler sollen sich sofort in der großen Halle versammeln", ordnete Snape an und ich nickte.

Ich drehte mich um, doch als ich gerade den Raum verlassen wollte, sprach Severus: „Kate, bring deine Tochter in Sicherheit. Hier könnte es gleich ganz schnell unschön werden." Ich drehte mich zu ihm um und nickte. Ich hatte es sowieso vorgehabt, doch jetzt nahm ich meine Beine in die Arme und sprintete wieder die vielen Treppen hinunter in den Kerker. Ich nahm die Flüche von der Tür und packte in eine magisch vergrößerte Tasche, alles, was ich über die wenigen Monate angefangen hatte. Die Pergamentrollen, die im schlimmsten Fall meiner Tochter erzählen sollten, wer ihre Mutter gewesen war, die passenden Erinnerungen dazu und noch ihre ganzen Strampler und Mützen. Ich warf mir die Tasche über und hob sie anschließend aus ihrem Bettchen. Sie schlief noch immer und hatte sogar ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht. Meine Finger zitterten, doch ich strich ihr nochmals über den Kopf und trat anschließend aus dem Zimmer.

Meine Füße trugen mich zur Küche und lange kitzelte ich an der Birne, ehe sie mich eintreten ließ. Die Hauselfen sahen verwirrt aus, als ich eintrat. „Winky? Ich brauche deine Hilfe", sagte ich und kniete mich vor die Hauselfe, die mich mit ihren riesigen Augen ansah. „Alles, was die Herrin sich wünscht", murmelte sie und sah bewundernd auf meine Tochter. Die Elfe hatte sich ein rot-weiß-kariertes Geschirrtuch um den Kopf gebunden, während ihr weißes, dreckiges Hemdchen lose an ihr herunterhing. „Das ist meine Tochter. Ich möchte, dass du sie an einen sicheren Ort bringst und dich um sie kümmerst", Winky nickte mehrmals, „Hier wird gleich eine Schlacht beginnen, das heiß du musst weit weg von hier. In dieser Tasche ist alles was ich noch besitze, die nimmst du auch mit. Und falls ich es nicht lebend hier raus schaffe, dann bringst du die Kleine zu Fred Weasley oder zu egal wem von der Familie Weasley oder auch zu Professor McGonagall, verstanden? Sie werden dich rufen, ich werde Ihnen Bescheid geben, ja? Pass gut auf sie auf, okay? Sie ist alles was ich noch besitze." Winky nickte, nahm vorsichtig mein Kind in ihre schwachen Hände und ich band ihr die Tasche um. „Möge Merlin über euch wachen", murmelte ich. „Winky wird gut auf ihre Tochter aufpassen, Herrin. Winky wird ihren Befehlen folgen. Winky ist eine gute Hauselfe", sagte sie und nickte wieder mehrmals. „Ich weiß Winky. Und jetzt geh", meine Stimme war kaum mehr als ein ersticktes Hauchen, und dennoch verstand Winky mich und schnippte mit ihren Fingern. Sie war weg.

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt