| 28. Kapitel |

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Es war eine eisige Dezembernacht. Weißer Atem drang aus meinem Mund, als ich gähnte. Meinen Zauberstab hielt ich fest umklammert, während mein Blick geradeausgerichtet war. Niemand befand sich auf dem Flur des Ministeriums. Ich schloss meine Augen, als ich ein weiteres Mal gähnte und eine Welle der Müdigkeit mich erfasste. Neben mir stand Arthur, doch dieser schien nicht mit Müdigkeit zu kämpfen müssen. Mit einem kaum merklichen Grinsen stand er neben mir und starrte vor sich hin. Zu gern hätte ich mich mit ihm unterhalten, doch dies hätte uns vor Feinden verraten. Ich schluckte schwer und schloss für einen Moment meine Augen, und versuchte, nicht sofort im Stehen einzuschlafen. Das einsame Klingeln der Uhr am Ende des Ganges riss mich hoch. Ich sah zu Arthur hinüber, der mir zunickte und anschließend die Tür zwischen uns öffnete. Kurz darauf verschwand der in dem Raum.

Ich blickte wieder geradeaus und zählte die Sekunden. Jede volle Stunde würde ich Arthur für fünf Minuten in die Mysteriumsabteilung gehen lassen, damit er nachsehen konnte, ob Harrys Prophezeiung noch an Ort und Stelle war. Falls er nach fünf Minuten nicht zurückkommen sollte, würde ich ihm folgen und nach ihm suchen. Für einen Moment schloss ich meine Augen und wippte auf meinen Füßen auf und ab. Gedanklich war ich bei der vierten Minute angekommen, ich öffnete meine Augen und runzelte meine Stirn. Normalerweise war Arthur schon nach der dritten Minute immer zurückgekehrt, doch ich ließ ihm noch seine letzte Minute. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich schluckte schwer, als ich die letzten Sekunden hinuntergezählt hatte und anschließend ebenfalls durch die Tür trat.

Ich murmelte. „Lumos" und sofort erhellte mein Zauberstab den Flur. Ich fing an zu joggen und scannte die Regale nach möglichen Gefahren. Als ich jedoch ein Zischen und ein klägliches Aufstöhnen hörte, blieb ich stehen und lauschte. Ich drehte mich im Kreis, und als ich ein schwaches Licht am Ende eines Regales erkannte, sprintete ich auf Arthur zu. Etwas beugte sich über ihn und schlug immer und immer wieder auf ihn ein. Im ersten Moment konnte ich nicht erkennen, um was es sich handelte, doch geistesabwesend rief ich: „Expexto Patrounum!" Sofort sprang die Elster aus der Spitze meines Zauberstabes und flog auf Arthur und seinen Angreifer zu. Doch je näher ich den beiden kam, desto mehr erkannte ich die schemenhaften Umrisse und erkannte viel zu spät, um wen es sich handelte. Nagini.

Stupor!", rief ich und schleuderte einen roten Blitz auf die Schlange. Sie zischte bedrohlich auf und ließ von Arthur ab. Für einen Moment blickten wir uns gegenseitig in die Augen, ehe sie sich zischend von uns abwandte und zwischen den Regalen verschwand. Ich sah ihr einen Moment hinterher, ehe ich auf Arthur zustürzte und mich neben ihn kniete und die vielen Bisswunden erkannte. Ich sah in sein Gesicht, das schmerzerfüllt verzogen war. Ich legte meine Hand auf seinen Hals und hob einen Kopf etwas an. Er umklammerte schwach mit seiner Hand meinen Arm und wollte etwas sagen, doch ich schüttelte bestimmt meinen Kopf: „Nein Arthur. Ich lasse dich nicht allein. Ich lasse dich nicht sterben. Ich werde den Fehler nicht noch einmal begehen."

Ich schloss meine Augen und stellte mir den Eingangsbereich des St. Mungos vor. Vor dem verlassenen Kaufhaus in der Innenstadt von London wurden wir ausgespuckt. Ich sah mich panisch um und erkannte, dass sich niemand in diesem Moment auf dem Platz aufhielt. Ich ließ Arthur auf den Boden liegen und drehte mich um, um der Schaufensterpuppe zuzuflüstern, dass ich einen Magischen Unfall dabei hätte. Sie krümmte ihren Finger und ich packte Arthur unter seinen Achseln und zog ihn durch die Glasscheibe hindurch. Der vertraute Geruch von Desinfektionsmittel stieg mir in die Nase, als ich rief: „Ich brauche sofort Hilfe! Er wurde von einer Schlange gebissen! Hilfe!" Nach einigen Schrecksekunden sprangen einige Heiler auf uns zu und hoben Arthur auf eine Trage. Die ganze Zeit über hielt er meinen Arm umklammert, doch als sie ihn auf die Trage gehoben hatten, sagten sie mir, dass ich ihn nicht begleiten dürfte. Verlassen blieb ich im Eingangsbereich stehen. Arthurs Blut an meinen Händen tropfte auf den Boden und trocknete langsam an.

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt