| 36. Kapitel |

473 21 4
                                    

Mehr oder weniger gut hatte Remus die Nachricht aufgenommen, dass ich die Schule abgebrochen hatte. Wir hatten uns noch kurz unterhalten, ehe wir uns voneinander verabschiedet hatten. Ich war zurück in die Winkelgasse appariert und hatte bei Tom, dem Wirt des Tropfenden Kessel, unser bestelltes Abendessen abgeholt. Nur wenige besuchten die Wirtschaft. Die Furcht, dass der dunkle Lord doch wiedergekehrt sei, brachte viele Menschen dazu, sich selbst, aber auch ihre Nachbarn, ihre Verwandten zu verletzen und mit Flüchen zu belegen, da sie dachten es wären Anhänger vom dunklen Lord. Ich schlenderte durch die leere Winkelgasse. Obwohl ich von keiner Seite aus etwas zu befürchten hatte, beschlich mich ein mulmiges Gefühl. Verschreckt sah ich mich um, erkannte jedoch niemanden, der mir gefolgt sein könnte. Meinen Zauberstab hielt ich fest unter meinem Umhang umklammert, und nervös fuhr ich dessen Maserungen nach. An unserem Haus angekommen, öffnete ich mit einem komplexen Zauberspruch die Tür, ehe ich eintrat, die Tür verschloss und anschließend wieder die Tür mit dem Zauber belegte.

Ich ging durch den leeren Verkaufsraum und ein schmales Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Dass wir einen solchen Erfolg mit dem Laden machen würden, hätten wir uns nicht zu träumen gewagt, doch jetzt, da dieser Traum wahr geworden war, schien es als würde sich alles dem guten Zuwenden. Zwei Treppenstufen auf einmal nehmend, ging ich die Treppe hinauf, hörte aber schon von Weitem, dass sich die Zwillinge mit jemanden unterhielten. Ich trat durch die Tür hindurch und ging in die kleine Wohnküche. Meinen Zauberstab hatte ich alarmiert gezückt. Doch ein breites Grinsen setzte sich auf mein Gesicht, als ich Molly und Arthur erkannte, wie diese scheinbar mit den Zwillingen stritten und ihnen eine Moralpredigt hielten. „Hallo Molly. Hallo Arthur", begrüßte ich die beiden Rothaarigen, die sofort ihre Unterhaltung abbrachen. Verwirrt sahen sie zu mir, ehe Molly ihre Arme ausbreitete, auf mich zu ging und mich in eine feste Umarmung drückte. „Bei Merlins Bart Kate! Es tut mir so leid, dass sie dich dazu gezwungen haben, sie zu begleiten. Du wolltest doch schon immer Heilerin werden und jetzt kannst du das nicht mehr. Es ist eine Schande! Bis jetzt hat jeder Weasley, jeder Prewett, Hogwarts abgeschlossen, aber ihr! Argh, ihr musstet mal wieder einen eurer Streiche durchziehen. Arthur, jetzt sag du doch auch mal was!", rief Molly aus und entließ mich ihrer Umarmung. Ihr Mann hingegen zuckte mit den Schultern. „Alles ist gut Molly. Sie wollten mich eigentlich gar nicht mitnehmen. Fred wollte auch, dass ich Heilerin werde, aber ich wollte nicht mehr in Hogwarts bleiben. Sie haben keinen Fehler gemacht, das war einzig und allein ich", beteuerte ich und strich der Mutter über ihre Oberarme. Molly sah zu Boden und nickte schließlich. „Ja, Minerva hat schon gesagt, dass du nicht mehr gerne in den Unterricht gegangen bist, seitdem", sie brach ab und ich schluckte schwer. Und obwohl die Worte niemals ausgesprochen wurden, wusste jeder, dass Molly von meiner Arbeit im Orden sprach.

„Mom, kurz bevor wir Hogwarts verlassen haben, haben wir mit McGonagall und Dumbledore gesprochen. Sie haben uns in den Orden aufgenommen. Wir sind jetzt richtige Mitglieder, auch wenn sie uns im Moment keine Aufgaben auftragen möchten", sagte George und setzte sich mit seiner Mutter auf das Sofa. Tränen sammelten sich in Mollys Augen, während Arthur sich nur gegen die Küchentheke lehnte. Er war leichenblass, und es schien so, als wäre all sein Blut aus seinem Gesicht gewichen. „Wir konnten ja verstehen, dass Bill und Charlie für den Orden arbeiten wollten, sie sind ja um Jahre älter als ihr, aber", Arthur stockte einen Moment, „Aber uns war auch klar, dass wir euch nicht davon abhalten können. Bitte nehmt eure Aufgabe sehr ernst. Wir wissen alle nicht, was der dunkle Lord im Augenblick plant." Er warf einen fragenden Blick zu mir, doch ich zeigte keine Regung. Fred und George durften auf keinen Fall davon erfahren, was ich für den Orden tat. Ich konnte mir nämlich gut vorstellen, dass Fred mich nie mehr aus dem Haus gehen lassen würde. Er würde beschützerisch werden, umso besser war es, dass so wenig wie möglich davon wussten.

„Egal, wie findet ihr unser neues Zuhause?", fragte ich munter in die Runde und stellte das Abendessen auf den Couchtisch. „Es ist klein. Aber für euch drei wird es schon reichen", sagte Molly und ließ ihre Adleraugen durch die Wohnung wandern. Arthur hingegen ging, mit seinen Händen hinter dem Rücken verschränkt, durch den Wohnbereich und begutachtete die Fassade. „Wunderschön. Sagt habt ihr das alles per Hand gemacht? Und wie lange habt ihr dafür gebraucht?", fragte er und schon bald brach eine angeregte Diskussion darüber aus, wer wie viel gearbeitet hatte und wer am meisten daran Teil gehabt hatte, dass sie diese Wohnung kaufen konnten.

***

Überall waren Schreie zu hören. Blind lief ich durch die verwirrenden Gänge der Mysteriumsabteilung. Von überallher zersprangen Prophezeiungen auf dem gefliesten Boden, während man in einem Moment der Stille meine Schuhe auf dem Boden hallen hören konnte. Ich war einige Male rechts und links abgebogen, als ich hinter Tonks und Remus Anschluss fand. Wir stürzten durch eine Tür, hinter der wir vermuteten, dass Harry und seine Klassenkameraden sich dort befanden, ehe wir knapp zwei Meter hinunterstürzten und auf sandigem Boden aufkamen. Erschrocken schnappte ich nach Luft, rappelte mich dann aber sofort wieder auf. Ich klopfte mir den gröbsten Staub von der Kleidung, ehe ich mich im Raum umsah. Harry, Ron, Hermine, Ginny, Neville und Luna befanden sich zusammen mit Tonks, Remus, Sirius und mir im Raum. Niemand wagte es, sich zu bewegen, stattdessen lauschten wir der erdrückenden Stille. Ein lautes Summen war in meinen Ohren. Es war klar, dass die Todesser nicht lange auf sich warten lassen würden, ehe sich schon schwarze Rauchfäden durch die Luft bahnten und nacheinander Bellatrix Lestrange, Lucius Malfoy und drei weitere Todesser zum Vorschein kamen.

„Ich sage es jetzt nur noch einmal. Gib mir die Prophezeiung Harry", forderte Lucius den schwarzhaarigen Jungen auf, doch dieser schüttelte nur seinen Kopf und warf den Entwaffnungszauber auf ihn. Augenblicklich hatte sich eine weitere Schlacht eröffnet. Ich duellierte mich mit einem Todesser mit Maske, den ich somit leider nicht identifizieren konnte, dennoch war es mir ein Leichtes all seine Flüche abzuwehren und ihn selbst nach einigen Zaubern zur Bewusstlosigkeit zu zwingen. Bellatrix' höhnisches Lachen brachte mich aus meinem Konzept, als ich gerade Tonks zur Hilfe eilen wollte. Ich blickte zu ihr. Ein grüner Blitz zuckte aus ihrem Zauberstab heraus, direkt auf Sirius zu. Dieser blickte seiner Schwester entgegen und grinste sie nur dämlich an. Dann stolperte er rücklings durch einen Torbogen, der merkwürdige schwarze Vorhänge in sich trug.

Die Kämpfe hörten auf. Harry wurde von Remus festgehalten, während ich einige Schritte nach hinten stolperte und mich gegen die kalte Wand lehnte. Die Todesser verschwanden einer nach dem anderen, als Malfoy feststellen musste, dass die Prophezeiung zerbrochen war. Ein erstickter Laut drang aus meiner Lunge. Das konnte nicht wahr sein. Das durfte nicht wahr sein. Ich blickte auf und sah zum Türrahmen. Doch von Sirius war keine Spur mehr zu sehen. Ich sank auf die Knie. Wir hatten uns doch gerade erst wieder vertragen. 

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt