| 46. Kapitel |

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Ein Monat war nun seit dem Übergriff von dem dunklen Lord an mich nun vergangen und noch nie in meinem Leben war ich so froh darüber gewesen, meine Periode zu bekommen als heute. Ich war auf der Toilette gesessen und als ich das Blut gesehen hatte, war ich in Tränen ausgebrochen. Ich war nicht schwanger. Ich würde kein Kind, von dem, dessen Name nicht genannt werden durfte, bekommen. Und obwohl dies so gute Nachrichten waren, konnte ich mich nicht wirklich darüber freuen. Denn noch immer hatte ich Fred noch nichts davon erzählt, noch immer hatte ich diese Nacht noch nicht verarbeitet und immer noch wuchs die Macht des dunklen Lords. Jeder Tag, der verging, war ein verlorener Tag. Teils gab ich Fudge die Schuld, dass er nicht sofort gehandelt hatte, als Dumbledore ihn darauf hingewiesen hatte, teils jedoch auch Dumbledore, da er zugelassen hatte, dass Barty Crouch Junior einfach so in Hogwarts eindringen konnte und beim Trimagischen Turnier mitmischen konnte. Es war eine Reihe an unerfreulichen Ereignissen, die es dazu kommen hatte lassen, dass er wieder an die alte Stärke seiner Macht kam. Selbst im Ministerium traute man niemanden mehr über den Weg, da jeder jeden verdächtigte. Im St. Mungos, so hatte ich erfahren, waren mehr Fluchschäden zu verzeichnen, da viele Hexen und Zauberer ihre Nachbarn verdächtigten und ihnen Fallen stellten, sie verfluchten.

Für heute Nachmittag hatte sich Fleur angekündigt. Mittlerweile sprach sie schon sehr flüssig Englisch, und auch ihre Arbeit bei Gringotts lief von Tag zu Tag besser. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, als ich sie in ihrer ersten Woche im St. Mungos besucht hatte, da sie einen Fluch von einem Steinkreis in Schottland wohl unterschätzt hatte. Im Nachhinein hatten wir darüber gelacht, und dennoch machte ich mir Sorgen um sie. Was, wenn ihre nächste Aufgabe nicht so glimpflich ausging?

Fred und George hatten mir seit Weihnachten verboten, im Laden zu arbeiten. Stattdessen sollte ich mich im Büro um die Finanzen kümmern und im Haushalt alles auf dem Laufenden halten. Zwar hätte ich gerne mal wieder einige Zaubertränke gebraut, doch viele der Zaubertrankzutaten waren nicht mehr verkäuflich, da das Zaubereiministerium diese aus Angst, man könnte irgendwelche Schwarz-Magischen Tränke brauen, verbot. Mein Vorrat neigte sich langsam dem Ende zu, weshalb ich mich wohl oder übel mal auf dem Schwarzmarkt erkundigen musste. Doch daran war im Moment nicht zu denken. Mein Kuchen, den ich für Fleur und mich gebacken hatte, war noch im Ofen und würde in wenigen Minuten fertig sein. Ebenso würde Fleur bald hier sein, und die Wohnung war keineswegs aufgeräumt. Also schnippte ich mit meinem Zauberstab hin und her, ehe sie wieder in ihren alten Charme erstrahlte und es auch schon an der Tür zum Laden hinunter klopfte. Ich öffnete die Tür und umarmte Fleur freudestrahlend.

„Es freut mich, disch zu sehen", sagte Fleur und erwiderte die Umarmung. Wir setzten uns an den Wohnzimmertisch und mit einem Schwenk meines Zauberstabes kamen zwei Tassen Tee mitsamt lauwarmen Kuchen auf uns zugeflogen. „Isch 'abe Charly, deine Freundin gesehen. Sie wollte ausch kommen", sagte Fleur und mein Gesicht hellte sich auf. „Tatsächlich, wo bleibst sie denn?", fragte ich und sah mich zur Tür um. „Sie wollte nosch zu Gringotts. Sie sollte gleisch 'hommen", erwiderte Fleur und biss vom Kuchen ab. „Wirklisch ausgezeichnet. Wunderbar", schwärmte sie und lächelte mich breit an. Ich bedankte mich bei ihr und musterte sie einen Moment. Sie bekam ihr Dauergrinsen gar nicht aus dem Gesicht und wie ein Gummiball hüpfte sie auf dem Sofa auf und ab. „Fleur, was ist denn los mit dir?", fragte ich sie belustigt und sofort bildete sich ein verträumter Gesichtsausdruck auf ihrem Gesicht. „Bill und isch 'aben den Termin für die 'ochzeit ausgemacht. Am ersten August ist es soweit." „Das freut mich für euch. Hast du schon ein Kleid?", fragte ich sie und nahm einen Schluck von dem Tee. Sie nickte. „Ja, das 'leid meiner Maman wird geändert. Es ist wunderschön", ich lächelte, als sie verliebt gegen die Decke starrte. „Aber egal. Wie geht es dir?", fragte sie mich und ich zuckte mit den Schultern. „Es geht schon, denke ich", murmelte ich und umklammerte die Tasse noch ein Stückchen mehr. Wieder einmal kamen die Bilder in mir hoch, doch schnell blinzelte ich diese weg. „Mon amour, isch sehe doch, dass es dir nischt gut geht", sie rückte zu mir auf und legte ihren Arm um mich. Ich schluckte schwer und sah auf den Boden. „Nosch immer Weihnachten?", fragte sie leise und ich nickte wortlos. „Sag mir, was passiert ist", forderte sie mich auf, doch ich zuckte zusammen und schüttelte mich.

Ich sah Fleur an, doch in ihrem Blick konnte ich erkennen, das sei kein Nein duldete. Ich schieg noch einen Moment, ehe ich sagte: „Muffliato." So könnte wenigstens niemand unser Gespräch mithören. Anschließend nahm ich eine Decke von dem Stoß am Ende des Sofas und wickelte mich darin ein.

„Ich hätte mich niemals dieser Aufgabe annehmen dürfen. Ich hätte kein Teil des Ordens werden sollen", ich stockte, doch Fleur legte beruhigend ihre leichte Hand auf meinen Unterarm und sah mich aufmunternd an. Ich versuchte, den sich in meinem Hals bildenden Kloß hinunterzuschlucken, ehe ich fortfuhr. Und dann erzählte ich ihr alles. Erzählte ihr, wie gut doch der Dezember eigentlich verlaufen war und wie sehr ich mich auf Weihnachten mit den Weasleys gefreut hatte. Wie sehr ich mich aufs Neue in Fred verliebt hatte und wie viel Spaß mir die Arbeit im Laden machte. Doch je näher ich dem Ereignis kam, desto öfters stockte ich, desto mehr brach ich in Schweiß aus und desto mehr Tränen musste ich versuchen zurückzuhalten. Ich erzählte ihr, dass mir aufgefallen war, dass Harry den Ganzen Abend über komisch mir gegenüber war, erzählte ihr von den Gerüchten, die er über mich in die Welt gesetzt hatte, und versuchte ihr zu erklären, dass ich in diesem Moment einfach nur wütend war. Ich sagte ihr, wie ich versucht hatte, Ginny und Harry vor Bellatrix und Greyback zu schützen, und wie fassungslos wütend ich gewesen war, als sie den Fuchsbau in Brand gesetzt hatten. Ich erzählte ihr, wie ich zum Anwesen der Malfoys appariert war und dort anschließend auf ihn, dessen Namen nicht genannt werden darf und die anderen gestoßen war. Wie ich ihn in sein Zimmer begleitet hatte und wie er mich mit dem unverzeihlichen Imperiusfluch dazu gezwungen hatte, mit ihm zu schlafen. Wie er mich vergewaltigt hatte und wie lange es gedauert hatte, dass ich keine Blauen Flecke mehr von ihm hatte. Wie jeden Tag die Sorge um Fred und George wuchs, sie würden von Todessern besucht werden und einfach so, mir nichts dir nichts, getötet wenn nicht sogar noch schlimmer, verschleppt, gefoltert und elendig dem Tod überlassen entführt werden.

Als ich endete, waren die Augen der Veela erschrocken aufgerissen. Ihre Hand zitterte, als sie mich in eine Umarmung drückte, ehe sie mit erstickter Stimme sagte: „Warum hast du nischts gesagt? Isch hätte dir helfen 'önnen." Ich zuckte nur mit den Schultern und genoss die Wärme, die von ihr ausging. Langsam löste ich mich von ihr und wischte mir mit meinem Ärmel die aufkommenden Tränen weg. Anschließend nahm ich den Zauber vom Raum und trank den Tee aus. Er war zwar noch ziemlich heiß, doch das war mir in diesem Moment egal. Ich erwiderte nichts auf Fleurs Worte, stattdessen zuckte ich erschrocken zusammen, als es an der Tür klopfte und keine Sekunde später Charly eintrat. „Tut mir leid. Ich wollte schon früher da sein, aber die Kobolde arbeiten so unglaublich langsam, du willst es gar nicht glauben", entschuldigte sie sich sofort und streifte ihre Jacke und Schuhe am Eingang ab, ehe sie sich zu uns setzte. „Was ist los?", fragte sie verwirrt, als sie mein verheultes Gesicht sah, und Fleur die nicht recht schien, was sie tun sollte. „Ach nichts. Ich habe nur wegen der anstehenden Hochzeit etwas geweint. Nichts Dramatisches. Tee? Kuchen?", erwiderte ich mit einer abwertenden Handbewegung und sah meine beste Freundin abwartend an. „Klar, immer gern", erwiderte diese und keine zehn Sekunden später, hatte sie den Schokokuchen in der Hand und aß mit einem genüsslichen Gesichtsausdruck davon.

„Was gibt es Neues, von Seiten des Ordens?", fragte die Blondhaarige mit vollem Mund und sah abwartend Fleur und mich an. Ich sank etwas zusammen und sagte: „Seine Macht wird immer stärker. Du wirst bald nicht mehr sicher sein." Sie schüttelte ihren Kopf: „Warum denn? Schon klar, dass er Jagd auf Muggelgeborene macht, aber warum sollte er mich umbringen?" „Weil das einfach seine Art und die Art seiner Anhänger ist. Du weißt doch selbst nicht einmal, wer im Ministerium für die arbeitet und wer nicht!", meinte ich mit Nachdruck, „Es wäre das Beste für dich, wenn du dich für ein paar Jahre im Ausland absetzten würdest." „Vergiss es Kate. Wir stehen kurz vor einem Krieg. Jetzt fehlt nur noch, dass Dumbledore getötet wird, oder stirbt und er bricht aus. Ich bleibe, egal was du sagst", wehrte sie ab und sah mich warnend an. Würde ich noch einmal gegen sie sprechen, so würde sie meine Haare wieder lila färben. Das hatte ich schon mal gemacht, und die Farbe war drei Wochen lang nicht heraus gegangen. Ich hielt meinen Mund, sah sie dennoch flehend an. Ich wollte doch nur, dass sie überlebte. 

Königsblau | Fred WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt