Kapitel 34

92 3 0
                                    

Die nächsten Tage versuche ich mich mit Schularbeiten abzulenken. Ich hänge ständig über meinen Büchern und verlasse das Haus nur noch wenn es wirklich notwendig ist. Mum ist zum Glück auch nicht mehr wütend auf mich wegen der verpassten Anrufe.

Ich flüchte regelrecht in die neue Schullektüre um einfach komplett einzutauchen in eine andere Welt. Auch wenn sich dieses Buch nicht genau mit meinen Interessen deckt, so ist es doch die bessere Wahl sich damit zu beschäftigen wie mit dem ganzen Gedankenchaos in meinem Kopf. Wenn es nämlich etwas gibt worin ich gut bin, dann ist es sich in Dinge reinzusteigern. Solange bis ich das Gefühl habe in Ohnmacht zu fallen.

Ich lese aufmerksam Zeile für Zeile als mich plötzlich ein Anruf von Mike erreicht. Ich schrecke auf und drücke sofort auf das grüne Symbol.

«Aiden wurde verhaftet«, sprudelt es nur so aus Mike heraus. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Hitzewallungen überkommen mich und ich stütze mich mit einer Hand am Schreibtisch ab, da meine Knie drohen nachzugeben.

»Wo?«, schaffe ich nur über die Lippen zu bringen und möchte natürlich wissen wo sie ihn untergebracht haben. Ich starre verloren durch das Zimmer, bis meine Tränen beginnen einen Schleier über die Pupillen zu legen.

Ich krame hastig nach einem Notizzettel um mir alle wichtigen Informationen aufzuschreiben. Nachdem wir unser Telefonat beendet haben starre ich die kaum leserliche Schrift an. Meine Hand zittert immer noch vor Aufregung und plötzlich bin ich nicht mehr die verliebte Magd aus der Schullektüre, sondern das verzweifelte Mädchen aus Haysville.

Mein Hals fühlt sich mit einem Schlag an als würde etwas Großes darin stecken. Auch wenn ich weiß, dass ich mir das nur einbilde kann ich den Impuls nicht unterdrücken mich die ganze Zeit zu räuspern. Da beginnt es wieder. Das Gedankenkarussell. Ich kann nicht mehr stillsitzen. Ich springe auf und gehe im Kreis. Ich weiß, dass ich vor den Gedanken nicht weglaufen kann, aber ich habe das Gefühl, dass sie mit jedem Schritt leiser werden. Vermutlich ist es nur Einbildung, aber ich habe mir diese Verhaltensweise vor langer Zeit angeeignet und sie scheint mir zu helfen. Nach einer gefühlten Ewigkeit normalisiert sich mein Puls wieder und die Beklemmung in meinem Hals scheint nur noch die Größe einer Heidelbeere zu besitzen.

Ich setze mich wieder und hole meinen Laptop unter dem großen Bücherhaufen hervor. Ich tippe den Namen der JVA in die Suche ein und durchforsche die Webseite nach Information für Besucher. Ich klicke das pdf Dokument mit den Besuchsregelungen an und schlucke schwer als sich eine ewig lange Liste öffnet. Wirklich jede Eventualität ist aufgelistet. Beispielsweise ist es dem Besucher nach Betreten des Besuchsraumes aufgrund von organisatorischen sowie aus Gründen der Sicherheit nicht mehr gestattet die Toilette zu besuchen. Ich notiere mir mit rot Toilette und setze einige Ausrufezeichen hinter das Wort. Gleichzeitig kommt mir diese Regel so absurd vor. Gerade in solchen Situationen hat man doch mit Angstpippi zu kämpfen und kann das nicht immer kontrollieren. Ich schreibe mir weiter auf auf was ich achten und wie ich meinen Besuch anmelden muss. Diesmal lasse ich es mir von Mum und Dad nicht verbieten Aiden zu besuchen. Zumal ich nun älter bin und nicht mehr ihre Einverständnis brauche.

Aiden - gefährliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt