Kapitel 27

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Als ich aus der Türe stürme, sitzt Aiden zu meiner Überraschung am Straßenrand und ist nicht, wie ich es erwartet habe, einfach abgehauen. Mein Atem setzt für einen Moment lang aus und ich spüre wie mein Herz gegen die Brust hämmert. Doch ich beschließe mich stillschweigend neben ihn auf den Bordstein zu setzen.

Ich merke, dass Aiden versucht die passenden Worte zu finden, doch seine Stimme ist leise und ich muss mich schrecklich anstrengen um ihn zu verstehen.

»Sarah du musst dich von ihnen fern halten.« Sein Blick fixiert die vielen kleinen Kieselsteine, die vor unseren Füßen liegen

Ohne mir die Möglichkeit zu geben den Gedanken weiter zu vertiefen, greift er nach meiner Hand und zieht mich mit leichtem Druck auf die Beine. Seine Ärmel hat er bis zu den Ellenbogen hochgekrempelt, sodass mir seine unzähligen Tattoos wieder ins Auge fallen.

»Lass uns von hier verschwinden«, erklärt er ohne den Blick vom Bürgersteig zu wenden.

Da ich Aiden nicht mit Fragen bezüglich seinen Ausbruchs löchern möchte, schweige ich und laufe einfach neben ihm her. Aiden ist für mich zu einem großen Rätsel geworden. Es fühlt sich an, als ob ich ich in einem Labyrinth herum irre und jedes Mal wenn ich denke, dass ich endlich den richtigen Weg gefunden habe, endet dieser in einer Sackgasse.

Plötzlich ertönt Aidens Handy, welches er sofort aus der Jeanstasche kramt und sich ans Ohr hält. Ich höre Jacks Stimme am anderen Ende der Leitung, aber ich kann nicht verstehen was er sagt.

»Das ist nicht dein verdammter Ernst«, schnaubt er genervt und schüttelt entsetzt mit dem Kopf.

»Das geht nicht, ich hatte gerade Stress mit meinen Alten.« Aiden macht eine Pause. Es dauert eine gefühlte Minute ehe er tief Luft holt und weiterspricht: »Wie auch immer. Ich finde schon eine Lösung.« Er legt auf und steckt das Mobiltelefon wieder ein. Ein Muskel an seinem Kiefer fängt an zu Zucken.

»Alles in Ordnung?« Ich frage mich, welcher Auslöser nun für den finsteren Ausdruck in seinem Gesicht verantwortlich ist.

»Es gab einen Wasserrohrbruch und die Zimmer stehen unter Wasser. Jack kümmert sich um eine Lösung, aber für heute müssen wir uns einen Schlafplatz suchen«, bekennt er mit deprimierter Stimme und scheint völlig neben der Spur zu sein.

»Du kannst bei mir übernachten«, sage ich achselzuckend, da mir keine Alternative in den Sinn kommt. Ich versuche mutig zu klingen, doch in Wirklichkeit ist es genau das Gegenteil dessen, wie mir eigentlich zumute ist. Einen Moment mustert Aiden mich nachdenklich und ich spüre, dass er mit sich ringt mein Angebot anzunehmen. Sofort greift er nach einer Zigarette, zündet sich diese an und nimmt einen tiefen Zug, ehe ein dichter Rauch aus seinem Mund und Nase entweicht. Ich verziehe angewidert das Gesicht und drehe mich in die andere Richtung.

»Das ist keine gute Idee.« Mit einem frustrierten Stöhnen bricht er ab und seine ohnehin verkrampfte Haltung wird noch steifer.

»Du schleichst dich einfach rein wenn meine Eltern schlafen und morgens verlässt du vor ihnen das Haus.« Ich versuche optimistisch zu klingen, auch wenn ich selber Zweifel an diesem nicht durchdachten Plan habe.

Als er mich zuhause absetzt, greife ich nach seiner Schulter um sie sanft zu drücken und versuche ihn nochmals von meiner Idee zu überzeugen.

»Sei um vierundzwanzig Uhr hier. Ich lasse dich dann rein.« Er antwortet mit einem zustimmenden Murmeln, ehe er sich mit einem Kopfnicken verabschiedet und Richtung Spielplatz verschwindet. Mit einem Schlag komme ich von meinem Adrenalinschub wieder runter und realisiere, was ich ihm eigentlich angeboten habe.

Ich warte bereits fünfzehn Minuten früher an meinem Fenster und kann immerhin erleichtert aufatmen, dass Mum und Dad bereits schlafen. Zum Glück verläuft bis jetzt alles nach Plan, auch wenn ich mich von nun an auf hauchdünnem Eis bewege. 

Noch bevor ich Aiden erkenne, sehe ich bereits die Glut der Zigarette, die kurz aufleuchtet, während er sich meinem Haus nähert. Ich war mir nicht sicher, ob er wirklich kommen wird, da er aufgrund seines Stolzes zu unüberlegten Handlungen neigt.

Nachdem ich Aiden in meinem Zimmer abgesetzt habe, schleiche ich mich so unauffällig wie möglich ins Badezimmer. Ich beschließe noch kurz unter die Dusche zu springen.
Als sich schließlich kein Shampoo mehr auf meinen Haaren befindet, stelle ich das Wasser ab und steige aus.

Da ich in der Eile vergessen habe meinen Pyjama mit zu nehmen, binde ich mir ein Handtuch um und husche schnell den Flur entlang. Als ich mein Zimmer betrete, liegt Aiden bereits nur in Boxershorts bekleidet auf einer Decke auf dem Fußboden. Sein leichtbekleideter Körper fällt mir ins Auge und ich bin wie hypnotisiert durch seinen Sexappeal. Ein leichtes Kribbeln breitet sich in meinem Magen aus und meine verschwitzten Handinnenflächen beginnen zu Pulsieren. Es ist wie eine angenehme Wärme, die meinen Körper durchfährt und jede einzelne Faser meiner Muskeln spürbar mit Vitalität versorgt.

Aiden tippt auf dem Touchscreen seines Handys herum, bis er mich wahrnimmt und seinen Blick auf mich richtet. Seine Augen weiten sich und er stützt sich auf den Ellenbogen ab. Sein braunes Haar hängt ihm tief in die Stirn, was seine Gesichtszüge noch kantiger wirken lässt.

Ich lächle verlegen und umklammere das Handtuch noch fester. Seine Augen fixieren mich ununterbrochen. Dieser Fetzen von Handtuch bedeckt gerade so meine Pobacken, jedoch ermöglicht er freien Blick auf mein Dekolleté sowie meine Oberschenkel.

»Könntest du dir bitte die Augen zuhalten oder dich wegdrehen? Ich muss mich nämlich anziehen.« Aidens Mundwinkel bewegen sich zu einem Lächeln und er versteckt seine Augen hinter den Händen.

»Wehe du spickelst«, ermahne ich ihn und streife mir so schnell wie möglich meinen Pyjama über. Ich höre wie er sich ein Lachen verkneifen muss und auch ich kann nicht anders als zu Kichern.

Nachdem ich das Licht ausgeschaltet habe, lege ich mich ins Bett und atme hörbar tief ein. Am liebsten würde ich meine Augen schließen und der Müdigkeit nachgeben, doch die Tatsache mit Aiden in meinem Zimmer zu schlafen setzt mich enorm unter Anspannung. Wir liegen eine gefühlte Ewigkeit einfach nur da, bis ich merke wie Aiden sich unruhig von der einen auf die andere Seite dreht. Vermutlich hindert ihn das harte Laminat daran eine geeignete Schlafposition zu finden.

»Wenn du möchtest kannst du dich auch zu mir ins Bett legen.« Ein mulmiges Gefühl baut sich in meinem Magen auf, nachdem ich diese Worte ausgesprochen habe.

Aiden - gefährliche LiebeWhere stories live. Discover now