Kapitel 6

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Aiden hat es anscheinend nicht mal nötig den Unterricht zu besuchen,  was natürlich von jeder Seite geduldet wird. Solange das Schulklima an unserer Vorzeigeschule nicht gefährdet wird, wird alles toleriert. Nachdem die Highschool ständig in den Medien präsent war und mit ihrem Ruf zu kämpfen hatte, sind die Lehrkräfte allein schon glücklich darüber,  wenn keine Skandale oder dergleichen geschehen. Ruhig und harmonisch,  so könnte man die Vorsätze für dieses Schuljahr beim Wort benennen.

Der Vormittag verläuft schleppend, endet aber mit dem erlösenden Bimmeln der Klingel.

»Hier, du darfst auch kommen.« Melody drückt mir einen kleinen bunten Flyer in die Hand. Ihr Lächeln ist sowas von aufgesetzt und ihre künstlichen Wimpern sind viel zu schlecht aufgeklebt,  stelle ich beim genaueren Betrachten fest.

Das Wort darfst hat sie natürlich nochmal extra betont und dabei übertrieben mit ihren hässlichen Wimpern geklimpert.

»Wann bist du eigentlich zu so einer oberflächlichen Person mutiert?« Auf meiner Zungenspitze lag zwar ein ganz anderes Wort, doch ich möchte mich nicht auf ihr Niveau begeben.

»Das Wort nach welchem du gesucht hast ist beliebt und nicht oberflächlich. Vielleicht solltest du dir ein Wörterbuch zulegen«

Ich verkneife mir einen weiteren Kommentar und schultere meinen Rucksack, um schnellstmöglich den Raum zu verlassen, da ich mich nicht mehr lange beherrschen kann. Diese Kuh treibt mich einfach nur zur Weißglut. Ich lächle schwach, verdrehe die Augen und lasse Melody stehen.

»Mike!« Ich beschleunige mein Tempo und begrüße Aidens älteren Bruder mit einer herzlichen Umarmung. Seit Mike ans Footballcollege gewechselt ist sehen wir uns nur noch sporadisch. Nach Aidens Verhaftung haben Mum und Dad auch Abstand zu Klara und John genommen. Früher waren unsere Familien wirklich gut befreundet, aber vor 6 Jahren fing alles an in die Brüche zu gehen.

Noch bevor ich eine Unterhaltung mit ihm beginnen kann höre ich Melodys nervige Piepstimme rufen. 

»Hey Mike.« Am liebsten würde ich sie dazu verdammen, in der Hölle zu schmoren, doch bis jetzt habe ich noch nicht herausgefunden,  wie man einen Pakt mit dem Teufel schließt. Nichts desto trotz steht dies ganz oben auf meiner To Do Liste.

»Du kommst doch auch auf meine Party, oder? Die Jungs können es kaum abwarten,  dich wieder zu sehen.« Im Vorbeigehen lässt Melody ihre rosa Kaugummiblase platzen um sie kurz daraufhin mit der Zunge wieder von den Lippen zu ziehen. 

»Na Sarah, hast du Lust mich auf eine Party zu begleiten?«

Ich bin mir nicht sicher, ob ich auf diese Party möchte. Nein. Im Grunde weiß ich, dass ich da nicht hin will. Aber was bleibt mir angesichts dieses flehenden Ausdrucks in Mikes Augen schon übrig. Wir haben uns schon seit mehreren Wochen nicht gesehen und eigentlich hätte ich wirklich Lust Zeit mit ihm zu verbringen. 

»Wenns sein muss.« Ich zucke mit den Schultern und bereue jetzt schon meine Zusage.

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»Lass mich bitte nicht allein da drin.« Ich hänge mich bei Mike ein und umfasse mit der anderen Hand seinen Oberarm. Wie ein kleines Äffchen suche ich Halt bei ihm, auch wenn dies ziemlich kindisch ist.

»Mach dir keine Sorgen. Es wird sicher lustig.« Zusätzlich zu seinem Arm, versuche ich mich noch an seine Worte zu klammern, dass wir Spaß haben werden. Ohne mich auch noch einmal mental vorzubereiten,  treten wir ins Haus ein und stehen sofort zwischen einer gut gelaunten Partymenge. Laute Musik dröhnt aus der Anlage, leichtbekleidete Mädchen bewegen ihre Körper zum Rhythmus und der Rest lacht, trinkt und unterhält sich.

Aiden - gefährliche LiebeWhere stories live. Discover now