Kapitel 15

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Mir war zuvor noch nie aufgefallen, wie attraktiv er mittlerweile aussieht. Seine markanten Gesichtszüge sehen einerseits so männlich und andererseits wiederrum so weich aus, dass sie etwas Kindliches haben. Seine Lippen sind voll und seine Locken fallen ihm lässig ins Gesicht.

Ich mag ihn immer noch. Seine ganze Art. Wie er sich beispielsweise am Hinterkopf kratzt und dabei einen verdutzten Gesichtsausdruck auflegt. Oder seine Grübchen, die sich bilden, wenn er grinst. Trotz allem finde ich, dass seine Aura etwas Positives ausstrahlt, auch obwohl er sich die größte Mühe gibt, diese zu verhüllen.

»Es macht dir doch Nichts aus.« Ohne meine Reaktion abzuwarten, zieht sich Aiden das T-Shirt über den Kopf und wirft es zusammengeknüllt in die Ecke des Zimmers.

Verlegen drehe ich mich weg, doch kurzerhand werden meine Augen wie automatisch von ihm wieder angezogen.

Zum ersten Mal kann ich seine ganzen Tattoos betrachten. Meine Aufmerksamkeit wird als erstes auf die rote Rose inmitten zweier Totenköpfe gelenkt, die seine Brust zieren. Wie kam er auf Idee etwas so Lebendinges und Schönes mit etwas so Leblosem und Traurigem zu verbinden. Die anderen Motive ergeben für mich genauso wenig Sinn. Eine Taube, einige Würfel, ein Unendlichkeitszeichen sowie ein Herz aus Draht. Ob jedes dieser Symbole eine Bedeutung für ihn hat?

»Na gefällt dir was du siehst?« Ich sehe, wie amüsiert Aiden in meine Richtung schielt. Er bewegt einen Mundwinkel nach oben und ich habe das Gefühl, dass seine Persönlichkeit den ganzen Raum einnimmt.

Aus meinen Gedanken gerissen ist mir diese Situation äußerst unangenehm. Ohne zu antworten bewege ich meinen Kopf in Richtung Fenster.

Als meine Wangen endlich zu glühen aufhören, betrachte ich erneut Aiden, der über dem Stuhl lehnt und mir den Rücken zuwendet. Er kramt nach einem T-Shirt und ich schlucke schwer als ich eine lange Narben über seiner Wirbelsäule entdecke. Ich kann mit Sicherheit behaupten, dass diese Narbe vor 6 Jahren noch nicht da war.

»Was ist passiert?«, erkundige ich mich und bin mir nicht sicher, ob ich die Antwort überhaupt hören möchte. Eine kleine, nachdenkliche Falte bildet sich zwischen Aidens Brauen, als er versteht auf was sich meine Frage bezieht.

»Ein Vorfall im Knast«, entgegnet er tonlos. Aiden presst die Lippen so stark aufeinander, bis sie blutleer sind. Ich verspüre den Impuls zu weinen, doch ich dränge dieses Gefühl beiseite und versuche die Fassung zu behalten.

Ich starre einfach nur den abgenutzten Laminat an, als sich zwischen uns Schweigen ausbreitet.

»Setz dich doch«, fängt Aiden schließlich an und ich folge seiner Aufforderung.

Ich zögere einen Moment, ehe ich mich ihm zuwende.

»Egal, was vorgefallen ist, du weißt doch, dass ich immer für dich da bin.« Ich blicke ihm tief in die Augen, woraufhin das Grün seiner Pupillen noch heller erscheint.

»Ich weiß«, murmelt Aiden und leckt sich über die Lippe, während er meinen Mund anstarrt. Mit einer Hand fährt er mir durchs Haar und wickelt eine Strähne um seinen Finger. Seine Augen sind so voller Begehren und Leidenschaft, dass ich für einen Moment meinen Blick abwenden muss. Ich schnappe nach Luft und beim tiefen Einantmen sauge ich Aidens Duft mit ein. Er streichelt mir zärtlich über meinen Oberarm und eine kribbelnde Spur bleibt zurück.

Aiden - gefährliche LiebeWhere stories live. Discover now