Kapitel 26

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Als John kurz im Badezimmer verschwindet, kann ich nicht anders, als den Ungereimtheiten auf den Grund zu gehen.

»Ich habe deinen Truck gekauft«, werfe ich mit unsicherer Stimme in den Raum und sehe wie sich Klaras Augen weiten.

»Wirklich? Du hast diese...«, sie sucht nach passenden Worten, »alte Schrottkiste gekauft?» Ihr Mund bewegt sich zu einem Schmunzeln. Im Grunde genommen ist es auch eine Blechbüchse auf vier Rädern, aber als Anfängerauto ist es vollkommen in Ordnung.

»Ich habe diesen Truck geliebt«, fügt sie strahlend hinzu. Wenn das der Wahrheit entspricht, dann frage ich mich wieso sie diesen Wagen so schnell wieder verkauft hat.

»Hat er dir denn Probleme bereitet?«, möchte ich wissen und schenke mir noch etwas Wasser nach.

»Bin gleich wieder weg.« Die mir bekannte Stimme stockt, ich drehe mich ruckartig um und blicke in Aidens aufgerissene Augen.

Mein Herz setzt einen Schlag aus und ich schnappe nach Luft. Ich atme einmal tief ein und beim Ausatmen spüre ich deutlich wie mein Brustkorb zu Vibrieren beginnt. Mein Herz schlägt so heftig, dass ich für einen Augenblick befürchte, es könnte den Geist aufgeben. Diese Eventualität habe ich natürlich nicht in Erwägung gezogen, sodass ich nun total überrumpelt bin.

Ich kneife meine Augen für einen kurzen Moment zusammen, doch als ich sie öffne steht Aiden immernoch im Türrahmen. Ich sehe ihm an, dass er innerlich kocht und kurz vor einem Wutausbruch steht.

»Was machst du hier?« Aiden kommt mit schnellen Schritten auf mich zu, bleibt direkt neben mir stehen und sieht mich durchdringlich an.

»Aiden...ich..weißt...ich...weißt du...«, stottere ich in der Hoffnung etwas Vernünftiges zu antworten. Wieso bin ich verdammt nochmal so nervös. Ich benehme mich ja beinahe so, als hätte ich ein schlechtes Gewissen, dabei habe ich nichts Falsches getan.

»Sie wollte uns einfach besuchen«, setzt Klara an und ich höre Aiden scharf einatmen. Sein Brustkorb hebt und senkt sich rasend schnell und seine Gesichtsmuskulatur gleicht einem Stein.

»Sarah ist jederzeit willkommen«, erklärt Klara weiter, doch Aiden entgleitet ein übertrieben lautes, schelmisches Lachen. Meine Hände sind feucht und zittrig, weswegen ich sie unter meine Oberschenkel klemme und versuche mich durch konzentriertes Atmen zu beruhigen.

»Ach macht ihr jetzt einen auf Friede, Freude, Eierkuchen oder was soll der ganze Scheiß hier?« Seine Stimme wird begleitet von soviel Ironie und Wut, dass ich kurz zusammen zucke. Zu dem Schauer, der meinen Rücken entlang läuft, bleibt mir ebenso vor Staunen über seine freche Klappe der Mund offen stehen.

Ich sehe zu Aiden. Er steht einfach nur da und hält den Kopf gesenkt. Ich weiß, dass er am liebsten und ich bin mir sicher dazu wäre er in der Lage, hier alles kurz und klein schlagen würde. Gedanklich inszeniert er diesen Moment wahrscheinlich, aber entgegen meiner Befürchtung setzt er dieses nicht in die Tat um.

»Sarah, ich will dich hier nie wieder sehen. Hast du verstanden?« Aidens Augen lassen von Klara ab und fixieren nun mich.

»Du hast nicht das Recht das zu bestimmen.« Klara ist außer sich und es ist das erste Mal, dass sie laut wird und Aiden anschreit.

Er schweigt. Seine Hände hat er zu Fäusten geballt und muss sich regelrecht zurückhalten, um nicht auszuflippen. Seine Augen sind voller Aggressivität. Das letzte Mal habe ich ihn so erlebt, als er auf diesen Typ eingeprügelt hat. Seine Körperhaltung signalisiert mir, dass er kampfbereit ist. Es macht mir irgendwie Angst. Eine Seite seines angespannten Kiefers zieht er Richtung Wangenknochen und sein Mund verliert dabei nicht an Spannung. Er kocht innerlich. Er reduziert den Augenkontakt zu mir, bis er ihn schließlich vollkommen meidet. Er scheint zu ahnen, dass seine Augen verraten, wie wütend er ist.

»Was geht hier vor sich?« John betritt die Küche und seine Augen wandern unruhig zwischen uns Dreien hin und her.

»Dein Sohn macht einen Aufstand.« Klara wirft John einen finsteren Blick zu und fordert ihn mit einer Handbewegung auf zu sprechen. Doch John sieht nachdenklich zu Aiden und wartet bis dieser eine Rechtfertigung abgibt.

»Aufstand? Du bist wirklich lustig Klara. Entschuldige, dass ich nicht applaudiere«, antwortet Aiden süffisant.

»Verdammt John. Findest du es in Ordnung, dass er so mit mir spricht?« Klara brüllt und kann sich nicht mehr auf dem Stuhl halten, sodass sie nun wütend die Küche hoch und runter schreitet. Da Mum mir beigebracht hat sich nicht in fremde Familienangelegenheiten einzumischen, halte ich mich zurück und lasse dieses Schauspiel, was einer daily soap gleicht, über mich ergehen.

»Und was erwartest du jetzt von mir? Was soll ich deiner Meinung nach tun?« John ist auch aufgebracht und giftet Klara zurück an.

»Deinem Sohn endlich mal Manieren beibringen. Oder ist mit achtzehn schon Hopfen und Malz verloren?«, klagt Klara und zeigt abwertend in Aidens Richtung, der mittlerweile im Wohnzimmer verschwunden ist.

Ich höre ein Glas zerbrechen und daraufhin ein lautes Knallen der Türe. Aiden hat das Haus verlassen. Ich schaue mich panisch um, ehe ich aufspringe und mich mit einem:»Ich muss auch los«, verabschiede.

Aiden - gefährliche LiebeWhere stories live. Discover now