Aiden - gefährliche Liebe

Kapitel 23

Die alte Holztüre des grünen Hauses öffnet sich mit einem lauten Knarren. Beim Aufdrücken spüre ich wie die Türe am Boden schleift und erkenne unzählige Risse auf dem mitgenommenem Laminat. Während ich zielgerichtet auf die Treppe zusteuere höre ich eine mir bereits bekannte Stimme in einem tiefen Ton sagen: »Er ist nicht da.« Ruckartig drehe ich mich um und sehe Jack lässig auf einem hellgrauen Stoffsofa sitzen. Ein Bein liegt angewinkelt auf der mit unzähligen schwarzen Brandlöchern übersähten Couch.

»Wo ist er?« Ich verschrenke meine Arme und beginne ungeduldig mit einem Fuß gegen den Boden zu tippen. Doch Jack sieht mich nur mit einem schelmischen Lächeln an. Er mustert mich einige Sekunden, ehe er aufsteht und auf mich zukommt.

Ich gehe einen Schritt zur Seite, doch er macht sich vor mir breit.

»Weißt du wo er ist?« Ich deute mit einem Finger auf meine Armbanduhr, um ihm zu signalisieren, dass ich keine Zeit habe. Zudem möchte ich mich nicht länger als nötig mit ihm unterhalten, da ich keinerlei Sympathie für ihn empfinde.

»Nicht da.« Jack richtet seinen Körper auf und macht sich groß. Er will mich auf jeden Fall einschüchtern oder es ist einfach seine Masche sich immer wie ein Arschloch zu benehmen.

»Ich verstehe nicht wieso sich Aiden mit dir abgibt«, platzt es unkontrolliert aus meinem Mund und ich verfluche mich im gleichen Zug innerlich für diese Anfeindung.

»Wenn du nur wüsstest Süße«, schnaubt Jack verächtlich und betrachtet mich wie man es sonst nur bei Ungeziefer macht.

»Ich weiß nur soviel, dass du Niemand bist, mit dem ich mich abgeben würde.« Ich verziehe angewidert das Gesicht.

»Ohne mich wäre Aiden im Knast draufgegangen«, sagt er mit einem missbilligenden Blick. Ich quittiere seinen lahmen Versuch, mich von seiner guten Seite zu überzeugen, mit einer abwertenden Handbewegung. Gut, die Tatsache, dass Jack gemeinsam mit Aiden inhaftiert war, ist mir neu, ändert aber nichts an dem Eindruck, den ich von ihm habe.

»Das kann ich mir nicht vorstellen. Als du an unserer Schule aufgetaucht bist, war Aiden alles andere als glücklich darüber«, fasse ich die Fakten zusammen. Ich kann mich noch genau daran erinnern, welche Wirkung Jack auf Aiden hatte.

»Ach wir hatten nur eine kleine Meinungsverschiedenheit. Wie sagt man so schön, bei Geld hört die Freundschaft auf.« Jack mustert mich kurz und grinst dann.

»Aber keine Angst, Aiden hat seine Schulden begliechen.« Seine Aussagen beginnen mich zu nerven, sodass ich kurzerhand, ohne ihm weiter Beachtung zu schenken zum Ausgang stolziere. Ich biete ihm keine Plattform mehr für seinen arroganten Auftritt.

»Er hat mal was von einem See erzählt, an dem er sich aufhält, wenn er seine Ruhe will«, ruft mir Jack nach, noch bevor die schwere Holztüre ins Schloss fällt.

Ich kenne nur einen See, der sich hier in der Nähe befindet. Als Kinder waren Aiden und ich jeden Sommer dort zum Baden und Abhängen.

Das Einzige was die Stille immer wieder unterbricht ist das Knacken der Äste, die unter meinen Füßen zerbrechen. Die Anspannung in meinen Schultern zieht sich ins Unterholz zurück, verschwindet zwischen Wurzeln und dem großflächigen Blätterwerk. Ich fühle mich hier wohl, da ich jeden Quadratzentimeter genaustens kenne. Aiden und ich haben damals jeden Winkel erkundet, jedes noch so kleine Schlupfloch inspiziert und uns jeden Baum ins Gedächtnis geprägt.
Ich spüre wie mein Herz ruhiger schlägt und ich atme einmal tief ein um den frischen Sauerstoff aufzunehmen. Ich höre ein leises Plätschern und entdecke in der Dunkelheit einen kleinen Fluß, der sich zwischen dem vielen Moos schlängelt. Ich betrachte wie er schäumt und durch den Mondschein zu glitzern beginnt. Wie viele kleine Diamanten, die um die Wette funkeln und versuchen dieser einzigartigen Natur noch mehr Charme zu verleihen. Das Gras liegt wie ein grüner Teppich unter meinen Füßen, doch das Grün löst sich in vielerlei Formen auf, die ein Zusammenspiel zwischen unterschiedlichen Sträuchern, Büschen und Bäumen darstellen. Alles erstreckt sich in faszinierenden Details.