Kapitel 14

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Heißer Wasserdampf verteilt sich im Badezimmer und ich lehne meinen Kopf entspannt zurück, als mein gesamter Körper vom wohlig warmen Wasser bedeckt ist. Ich schließe meine Augen und ein leiser Seufzer entgleitet meinen Lippen. Genau das habe ich nach so einer anstrengenden Woche gebraucht. Das Referat hat mir jegliche Energie geraubt. Aus dem Handy spielt Musik und meinen Fuß bewege ich zum Takt, während ich leise die Melodie Summe.

Die gesamte Woche über, habe ich nach Aiden Ausschau gehalten, jedoch bin ich ihm nicht begegnet. Ehe ich meine Gedanken weiter vertiefen kann, klopft es bereits an der Türe.

»Sarah beeil dich, die ersten Gäste sind schon da«, fordert mich Mum hektisch auf.

Um meine Familie nicht warten zu lassen, schlüpfe ich schnell in meine kurze Jeans und ein weißes Spitzentop. Die Haare binde ich zu einem lockeren Zopf. Mit ein wenig Rouge auf den Wangen und einem rosanen Lippglos ist mein Make-up perfekt.

Zufrieden mit dem Endergebnis trete ich aus dem Badezimmer und kann bereits mehrere Gäste hören, die sich lautstark unterhalten.

Noch bevor ich einen Fuß ins Wohnzimmer setze, sind alle Blicke mit einem Schlag auf mich gerichtet.

»Happy Birthday!«, stimmen alle zusammen ein und fangen danach an mich nacheinander persönlich zu beglückwünschen.

Mom trägt eine Schürze umgebunden und bei den leckeren Gerüchen, die mir in die Nase steigen, muss sie sicherlich eine Ewigkeit in der Küche verbracht haben. Es duftet nach Muffins, Kuchen und auch nach deftigem Essen.

»Jetzt wird gegessen.« Sie klatscht in die Hände und strahlt über beide Ohren. Unglaublich wie viele Gerichte auf dem Tisch stehen. Ich weiß gar nicht was ich zuerst probieren soll.

»Mom es schmeckt hervorragend.« Der Braten sowie das frittierte Gemüse haben es mir wirklich angetan, sodass ich gar nicht aufhören kann zu Essen.

Als es an der Haustüre klingelt, wische ich mir kurz mit der Serviette über die Lippen und sprinte schnell los. Doch als ich diese öffne ist Niemand da. Lediglich eine silberne Schatulle liegt auf der Fußmatte.
Ich öffne diese vorsichtig und zum Vorschein kommt ein kleiner, weißer Engel. Seine goldenen Flügel lassen ihn sehr wertvoll erscheinen. Ein Schutzengel für dein neues Auto steht auf einem beigefügten Zettel. Ich betrachte sowohl den Zettel wie auch die Schachtel von jeder Seite, doch ich kann einfach keinen Absender finden.

Ich trete zwei Schritte vor das Haus und sehe mich nochmals um. Da die Sonne bereits untergegangen ist, erkenne ich nur noch Umrisse in der Ferne. Moment mal, das ist doch Aiden, der am Ende der Straße um die Ecke biegt.

Ich renne ins Haus, schlüpfe in meine Sneaker und rufe ins Wohnzimmer, dass ich gleich wieder da bin, ehe ich mich aufmache Aiden hinterherlaufen .

»Aiden warte!«, rufe ich ihm nach, doch er ist viel zu weit, als dass er mich hören könnte.

Kurz bevor er das grüne Haus erreicht, greife ich nach seiner Schulter, weswegen er zusammenzuckt und sich schlagartig umdreht. Aiden setzt die Kopfhörer ab und starrt nur geradeaus, an mir vorbei, bis er realisiert, dass ich es bin. Sein Gesicht verfinstert sich und ich spüre die immense Spannung, die sich zwischen uns gebildet hat. So greifbar. So bedrückend. So endlos.

»Danke«, sage ich mit zittriger Stimme und deute auf die kleine Schachtel in meiner Hand hin.

»Schon Ok.« Er runzelt die Stirn und streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht.

»Darf ich mitkommen?« Ich schwenke zwischen freudiger Erregung und Angst. Mein Herz klopft wie wild und ich merke wie meine Hände an Feuchtigkeit gewinnen. Als ich noch anfange auf meiner Lippe zu kauen bin ich mir sicher am Höhepunkt meiner Nervosität angekommen zu sein. Da ich nicht mehr in der Lage bin einen klaren Gedanken zu fassen, bin ich froh als Aiden das Schweigen mit einem »Von mir aus«, beendet.

Natürlich ist ihm klar, dass er mich diesmal nicht abwimmeln kann. Immerhin habe ich Geburtstag.

Zu meiner Überraschung findet heute keine Party statt. Im Wohnzimmer stehen einige alte Möbel. Alles scheint ziemlich heruntergekommen und die Luft riecht nach Staub. Der Teppich franzt an den Enden aus, einzelne Tapetenfetzen lösen sich schon von der Wand und das Laminat ist übersät mit Brandlöchern.

Ich folge Aiden in den zweiten Stock. Er öffnet ein Zimmer und wir treten ein. In diesem Raum steht lediglich ein altes Stoffsofa. Vermutlich aus den Achzigern, da es bunt und wild gemustert ist. Zum Glück sind die meisten Möbel heutzutage eher minimalistisch gehalten, im Gegensatz zu diesem schrillen Overload. Ein Kissen und eine ordentlich zusammengelegte Wolldecke liegen darauf. Ein robuster Holzstuhl und ein kleiner Tisch vervollständigen das sonst so leere Zimmer.

Während Aiden bereits auf dem Sofa Platz nimmt, bleibe ich im Türrahmen stehen und sehe ihn an.

Wir schauen uns einfach nur an und keiner weiß, was er sagen soll. Es liegt soviel Unausgesprochenes in der Luft, doch ich finde nicht die passenden Worte. Ich stehe just unbedarft da und starre ihn an.

Aiden - gefährliche LiebeDonde viven las historias. Descúbrelo ahora