Kapitel 31

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Ich habe das Gefühl erst eingeschlafen zu sein, als mich der penetrante Klingelton meines Handys aufweckt. Hektisch, auch wenn teilweise noch unkontrolliert, taste ich mein Nachtschränkchen nach dem Mobiltelefon ab um der nervigen Melodie ein Ende zu setzen.

Ich betrachte das grelle Display mit zugekniffenen Augen, da das helle Licht in meinen Pupillen schmerzt.

»Hallo?«, murmle ich schlaftrunken. Ich klinge verschnupft, da meine Nase von dem vielen Weinen ganz verstopft ist.

»Sarah ich bins.« Die Stimme am anderen Ende der Leitung zittert.

»Mike?« Mein Herz klopft mit einem Mal viel schneller.

»Wieviel Uhr haben wir überhaupt?« Ich setze mich auf, reibe über meine Augen, kneife sie einige Mal zusammen und fühle mich nun halbwegs wach für ein Telefonat.

»Es ist 4.« Ich höre, dass Mike nach Luft ringt. Zudem kann ich lautes Gebrüll und Musik im Hintergrund wahrnehmen.

»Sarah du musst herkommen«, krächzt Mike und räuspert sich einige Male.

»Mike spinnst du. Es ist noch mitten in der Nacht.«

»Aiden ist hier im Studentenwohnheim. Bitte Sarah. Er ist betrunken und benimmt sich total daneben.« Mike klingt aufgeregt, beinah hysterisch. Und auch die Verzweiflung in seiner Stimme ist kaum zu überhören, da er nun in einer viel höheren Tonlage spricht.

»Sarah bitte komm vorbei und bring ihn zur Vernunft. Er weigert sich zu gehen.« Mir wird plötzlich total schlecht und Panik überkommt mich, als seine Worte in mich einsickern. Da mein Gefühlshaushalt ohnehin in Trümmern liegt, beschließe ich mich auf den Weg zu machen ohne auch nur einen Plan davon zu haben was mich erwartet.

Unzählige Autos parken vor dem Studentenwohnheim und einige Studenten tummeln sich auf dem Rasen vor dem riesigen Gebäude. Als ich über die Türschwelle trete sehe ich Mike bereits am Ende des Flures stehen.

»Mike!« Der Anblick fühlt sich wie ein Schlag in die Magengrube an. Eine Mixtur aus Wut, Trauer und Angst durchflutet meinen Körper. Ich beschleunige mein Schrittempo und stürme förmlich auf ihn zu. Je näher ich ihm komme, desto offensichtlicher wird, was hier geschehen ist.

»Was zum Teufel hat er dir bloß angetan?« Mikes linke Gesichtshälfte ist angeschwollen, weswegen er sein Auge nicht mehr öffnen kann. Seine Lippe ist aufgeplatzt und das Blut tropft auf sein schickes Hemd. Um das andere Auge zeichnet sich ein violetter Bluterguss ab.

Ich versuche Blickkontakt mit ihm aufzunehmen, doch er wendet seinen Blick ab. Er sieht schrecklich aus. Wie konnte Aiden ihn nur so zurichten. Mit einem Taschentuch wischt er sich einige Male über die aufgeplatzte Stelle.

»Wo ist er?«, sage ich aggressiver als beabsichtigt und starre angewidert das Laminat an, als sei dieses an allem schuld.

Er ist definitiv zu weit gegangen. Ich nehme Mike in eine kurze Umarmung, doch sofort zuckt dieser zusammen. Obwohl ich ihn kaum berührt habe, scheint er immense Schmerzen zu verspüren. Ich möchte mir gar nicht ausmalen wie sein Oberkörper aussieht.

»Wir müssen zum Arzt. « Was wenn er schwerwiegende Verletzungen hat, Knochenbrüche, eine Gehirnerschütterung oder sogar innere Blutungen? Er muss auf jeden Fall untersucht werden. Noch bevor ich mich umsehen kann erscheint Aiden in meinem Augenwinkel.

Er kommt mit schnellen Schritten auf mich zu, bleibt direkt neben mir stehen und legt seine Hand um meine Taille. Durch den Druck auf mein Becken spüre ich, dass er sich kaum mehr auf den Beinen halten hat. Aiden taumelt und plötzlich kann ich wieder diese widerliche Alkoholfahne riechen. Zum wiederholten Male nun  ist es wieder der Alkohol, in welchen er flüchtet.

Aiden - gefährliche LiebeWhere stories live. Discover now