Kapitel 11

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Mit weit aufgerissenen Augen steht Zoe vor mir und hält sich sichtlich schockiert eine Hand vor den Mund, während sie auf die blauen Flecken an meinem Körper starrt.

„Was gibt es so zu gucken?", stelle ich sie zur Rede und hebe eine Augenbraue, um sie zu verunsichern.

Carlos darf von all dem nichts mitbekommen, denn ich möchte gar nicht erst wissen, wie er reagieren wird, wenn er sieht, was mein Vater mit mir getan hat.

Entweder es ist ihm egal, oder aber er dreht völlig durch und im schlimmsten Fall löst er den Vertrag mit meinem Vater auf, was für meine Mutter und vor allem für mich bedeuten würde, dass wir zu Hause nicht mehr sicher sind.

„Gar nichts..", erwidert die junge Verkäuferin kopfschüttelnd und wendet schließlich ihren Blick von meinem Körper ab, um mir anstelle dessen in das Brautkleid zu helfen. Es dauert ein paar Minuten, bis wirklich alles so sitzt, wie es soll.

„Das Kleid sieht wirklich fabelhaft an Ihnen aus", merkt Zoe an, während sie sich an dem fließenden Stoff des Rockes zu schaffen macht. „Unten sollten wir das Kleid definitiv noch ein wenig kürzen, aber sonst sitzt es, als wäre es extra für Sie kreiert worden"

„Ich möchte es auch sehen!", ruft Carlos von der anderen Seite des Vorhangs ungeduldig und Zoe wirft mir einen kurzen, fragenden Blick zu, als wolle sie sicherstellen, dass es für mich in Ordnung ist.

Doch was sie nicht weiß ist, dass es keine Rolle spielt, was für mich in Ordnung ist und was nicht, denn würde es an mir liegen, wären wir gar nicht hier. Also nicke ich und sehe zu, wie Zoe den Vorhang aufzieht.

Vorsichtig, um nicht auf den zu langen Stoff zu treten, gehe ich ein paar Schritte auf Carlos zu, welcher sich augenblicklich von dem kleinen Sofa erhebt, auf dem er bis eben noch gesessen hat. Seine grünen Augen mustern mich intensiv, wobei er nicht erkennen lässt, ob ihm das, was er sieht, gefällt oder nicht.

„Wie findest du es?", möchte ich also wissen. Läge die Entscheidung bei mir allein, würde ich Carlos gar nicht fragen, sondern es auf der Stelle nehmen. Aber die Entscheidung liegt nicht bei mir. Und vermutlich bin ich sowieso nur hier, damit das Kleid, welches ich letztlich bei unserer Hochzeit trage, auch passt.

„Wie findest du es?", gibt Carlos die Frage an mich zurück.

„Ehrlich gesagt..", murmele ich und betrachte mich in einem der Spiegel, die über all im Raum verteilt stehen. Dieses Kleid ist genau das, von dem ich als kleines Mädchen immer geträumt habe es an meiner Hochzeit zu tragen. Es ist wunderschön und am liebsten würde ich es gar nicht mehr ausziehen. „Es gefällt mir", gebe ich zu.

„Wir nehmen das Kleid", sagt Carlos an Zoe gerichtet, die ihn, nachdem sie die blauen Flecken an meinem Körper gesehen hat, ganz anders ansieht. Sie kann natürlich nicht wissen, dass Carlos nichts damit zu tun hat.

„Gute Wahl", sagt Zoe und lächelt begeistert. „Ich würde dann noch einmal ausmessen, wie viel das Kleid gekürzt werden muss und unsere Schneiderin damit beauftragen. Sie ist jedoch bis Samstag nicht da.."

„Das ist absolut kein Problem", erwidert Carlos mit einer abwinkenden Handbewegung und sieht mich an. „Wir haben Zeit" Immer wieder mustert er mich und, obwohl er es nicht laut ausspricht, bilde ich mir ein, dass ihm das Kleid auch gefällt.

„Prima", sagt die Verkäuferin, nachdem sie das zu lange Stück des Kleides bemessen und abgesteckt hat und klatscht in die Hände. „Dann werde ich Ihnen einmal aus dem Kleid raushelfen und dann hätten wir es auch schon geschafft für heute"

Zoe verschwindet mit mir wieder hinter den Vorhang, wo sie mir aus dem Brautkleid hilft und ich schließlich wieder in mein eigenes Kleid schlüpfe. Daraufhin kommen wir hinter dem Vorhang hervor und sie begleitet Carlos und mich noch bis zur Ladentür, wo wir kurz stehen bleiben.

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