Kapitel 3

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Das Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich die Tür des Wagens unseres Fahrers hinter mir zuschlage und auf das kleine bescheidene Haus blicke, in welchem Nick mit seinen Eltern lebt.

Der lauten Musik und dem Stimmengewirr nach zu urteilen, welches zu hören ist, scheint die Feier bereits in vollem Gange zu sein. Gerade, als ich vor der Haustür zum Stehen komme, ertönt die Stimme meiner besten Freundin hinter mir. „Emilia!", ruft Kat freudig und umarmt mich.

„Ich dachte, du seist krank", sagt sie überrascht und löst sich aus unserer Umarmung, um mir in die Augen zu sehen. 

„Mir geht es schon wieder besser.. Migräne, du weißt ja", erwidere ich, was natürlich gelogen ist, doch ich musste versprechen, niemandem etwas von dem Arrangement zu erzählen.

Mein Vater hat mir mehr als deutlich gemacht, dass es Konsequenzen nach sich ziehen würde, wenn ich mich nicht an die Abmachung halte. Und ich möchte weder Kat, noch sonst irgendjemanden in Gefahr bringen. Manchmal ist es besser unwissend zu bleiben, als zu viel zu wissen.

„Nick wird sich so freuen dich zu sehen", frohlockt Kat, die ein Geschenk für Nick in der Hand hält. Da ich das Haus in den vergangenen Tagen nicht verlassen habe und bis gestern Abend selbst nicht wusste, dass ich überhaupt auf die Feier gehe, habe ich es nicht geschafft ein Geschenk zu organisieren.

Kat betätigt die Klingel und nur kurz darauf öffnet sich die Tür. Nick sieht erst mich, dann Kat an, nur, um blitzschnell wieder zu mir zu schauen.

„Em", sagt er überrascht und seine Lippen formen sich zu einem breiten Lächeln. Seine Augen strahlen. Er begrüßt Kat und mich mit einer Umarmung und nimmt das Geschenk entgegen, das Kat für ihn gekauft hat.

„Ich habe leider nicht mehr die Möglichkeit gehabt dir etwas zu besorgen", gestehe ich Nick und senke beschämt den Blick.

Nick macht eine abwinkende Bewegung mit seiner Hand. „Dass du gekommen bist, ist für mich Geschenk genug. Damit hast du mir den Abend gerettet", versichert Nick mir und bietet uns etwas zu trinken an.

„Keine Sorge, ich habe auch alkoholfreie Getränke da", fügt er an mich gerichtet hinzu, da ich normalerweise keinen Alkohol trinke. Allerdings wird heute vermutlich die letzte Gelegenheit sein, mich wenigstens ein Mal in meinem Leben so richtig zu amüsieren.

Also nehme ich Nick den Becher aus der Hand, den er eigentlich für Kat gefüllt hat und stürze alles auf einmal herunter. Die bittere Flüssigkeit lässt mich mein Gesicht verziehen und ich schüttele mich.

„Oh wow okay.. bist du dir sicher?", fragt Nick, als ich ihm den leeren Becher mit einer zum Nachfüllen auffordernden Handbewegung hinhalte. Er füllt den Becher etwa ein Drittel mit Korn und kippt Sprite hinterher.

„Die Mischung wird dir besser schmecken", versichert Nick mir und ich probiere. Es ist noch immer leicht bitter, doch die zuckerhaltige Sprite gleicht es wieder aus und wie Nick gesagt hat, schmeckt es mir so auch tatsächlich besser.

Eine Stunde und noch einen weiteren Becher später habe ich das Gefühl, dass sich alles um mich herum dreht. Ich habe mich inzwischen auf das Sofa gesetzt und den Kopf mit Blick nach oben angelehnt.

„Kat.. die Decke dreht sich", teile ich meiner besten Freundin kichernd mit. Abgesehen von einem Glas Wein, welches ich gelegentlich bei Geschäftsessen meines Vaters getrunken habe, ist es heute das erste Mal, dass ich so viel Alkohol auf einmal konsumiere.

„Die Decke dreht sich nicht, du bist einfach betrunken", erwidert Kat belustigt und setzt sich zu mir auf das Sofa. Ich sehe in ihr Gesicht, sehe das Lächeln auf ihren Lippen und die Freude in ihren strahlend blauen Augen. Es macht mich traurig, denn ich vermisse es, mich so zu fühlen.

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