Kapitel 4

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Tränen laufen mir über die Wangen, als ich in den schwarzen Mercedes einsteige, der vor Nicks Haus steht.

Während Carlos sich zu mir auf den Rücksitz setzt, steigt Lucian vorne auf der Fahrerseite ein und startet den Motor.

Die Geschehnisse der heutigen Nacht liegen mir schwer im Magen und ich wünsche mir, dass ich nicht auf diese Party gegangen wäre.

Ich habe nicht damit gerechnet, dass Nick mir all die Monate nur etwas vorgemacht hat. Ich dachte wirklich, dass er mich genauso sehr mag, wie ich ihn. Doch während all der Zeit, die wir miteinander verbracht haben, hat er nur eins im Sinn gehabt: Rache. Er hat seine Rolle gut gespielt und obwohl er es nicht geschafft hat seinen teuflischen Plan zu vollenden, fühle ich mich zutiefst gedemütigt.

Mit geschlossenen Augen lehne ich meine Stirn gegen das kalte Fenster und spüre, wie mir weitere Tränen über die Wangen laufen, als ich daran denke, was Nick alles über mich und meinen Vater gesagt hat. Carlos hat recht; ich bin naiv.

***

Zu meiner unangenehmen Überraschung empfängt mein Vater mich bereits ungeduldig im Flur, weshalb ich mich bemühe mir nicht anmerken zu lassen, dass ich noch immer betrunken bin.

„Ist etwas passiert?", will mein Vater wissen, als er sieht, dass ich in Begleitung von Carlos bin. Panisch drehe ich mich in Carlos Richtung um. Wenn mein Vater erfährt, was zwischen Nick und mir vorgefallen ist, würde er nicht scheuen, Leute zu Nicks Haus zu schicken, die ihm eine Lektion erteilen sollen. Und das möchte ich auf keinen Fall, denn für Nick wäre es vermutlich bloß seine Bestätigung dessen, wie er mich sieht.

„Emilia hat sich betrunken, deshalb bin ich auf die Party gegangen, um sie abzuholen", erzählt Carlos meinem Vater. „Dort habe ich sie dann küssend mit einem anderen Mann vorgefunden. Wenn das noch einmal vorkommt sehe ich unseren Deal als gefährdet"

Mit verschränkten Armen steht Carlos neben mir und ich sehe, wie er kurz nachdenkt, ob er noch etwas hinzufügen soll oder es dabei belassen soll. Offenbar entscheidet er sich für Letzteres, denn er schließt seine leicht geöffneten Lippen und sieht meinen Vater an.

„Das wird definitiv nicht noch einmal vorkommen, denn ab heute geht sie nirgendwo mehr hin", versichert mein Vater ihm. Daraufhin wendet mein Vater sich mir zu und streckt mir auffordernd seine Hand entgegen. Verwirrt sehe ich ihn an, woraufhin er die Augen verdreht. „Dein Handy", sagt er.

„Aber..", setze ich an.

„Dein Handy!", brüllt er mich an. „Du hast mein Vertrauen missbraucht und mich vor Carlos bloßgestellt"

Mit Tränen in den Augen ziehe ich mein Handy aus der kleinen Tasche, die ich bei mir trage und schalte es aus, ehe ich es meinem Vater überreiche.

Er reißt es mir förmlich aus der Hand. Doch statt es einzustecken, schmettert er es auf den Boden und tritt mit seinem Fuß darauf, sodass es völlig zerstört wird. Schockiert sehe ich meinen Vater an. „Und jetzt geh auf dein Zimmer, ich kann dein Gesicht nicht länger ertragen", sagt er gereizt.

Ich streife mir die Schuhe von den Füßen und laufe die große Marmortreppe nach oben in mein Zimmer. Ein bisschen zu schwungvoll schlage ich die Tür hinter mir zu, ehe ich mich auf mein Bett werfe und mein Gesicht in eines der Kissen vergrabe. Ein lauter Schrei entfährt meinen Lippen, welcher von dem Stoff des Kissens erstickt wird. Schluchzend setze ich mich in meinem Bett auf und werfe einen Blick in meinen Spiegel, welcher direkt gegenüber von meinem Bett steht.

Ich erkenne mich selbst kaum wieder. Meine Augen sind gerötet vom Alkohol und dem vielen Weinen und meine Wimperntusche ist völlig verschmiert. Schluchzend schaue ich auf meine rot und blau verfärbten Handgelenke.

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