Kapitel 15

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Am Abend gehen Carlos und ich gemeinsam in ein Restaurant an der Promenade, welches hauptsächlich mit Touristen gefüllt ist. Seit unserer kleinen Auseinandersetzung vorhin haben wir kaum ein Wort miteinander gewechselt und auch jetzt sitzen wir uns bloß schweigend gegenüber.

Während Carlos seinen Teller bereits fast leer gegessen hat, bekomme ich kaum einen Bissen herunter, weil ich überlege, wie ich möglichst vorsichtig ein Gespräch mit ihm anfangen kann.

„Entschuldigen Sie", ruft Carlos die Bedienung herbei, als diese gerade an unserem Tisch vorbei kommt. Hierbei handelt es sich um eine hübsche junge Frau mit gebräunter Haut und dunklen, langen Haaren, welche sie sich zu einem hohen Zopf zusammengebunden hat. „Würden Sie mir bitte noch ein Glas Wein bringen?" Das ist schon das dritte Mal, dass er nach einem weiteren Glas fragt.

Die Kellnerin notiert sich Carlos Wunsch und sieht mich an. „Für Sie auch noch etwas?", will sie wissen, doch ich schüttele bloß mit meinem Kopf. Die Kellnerin nickt und verschwindet mit Carlos leerem Glas in der Hand durch die Tür hinter dem Tresen. Ein paar Minuten später kommt sie mit einem vollen Weinglas zurück und stellt es vor Carlos ab.

„Vielen Dank", sagt Carlos und mustert die hübsche Frau, die plötzlich beginnt, mit ihm auf spanisch zu sprechen.

Carlos Lippen Formen sich zu einem charmanten Lächeln, ehe er, ebenfalls auf spanisch, antwortet. Ich verstehe kein Wort, weshalb ich bloß erahnen kann, worüber sie reden. Es muss offensichtlich ziemlich witzig sein, denn die Kellnerin wirft lachend ihren Kopf in den Nacken.

Carlos nippt schmunzelnd an seinem Glas und stellt es vor sich ab, ehe er sich ihr ein wenig nähert und erneut etwas auf spanisch sagt. Diesmal hört sich es fast so an, als würde er mit ihr flirten.

Und das vor meinen Augen.

Die Frau mit den dunklen Haaren wirft mir einen kurzen Blick zu, ehe sie Carlos anlächelt und ihm zuzwinkert. Dabei berührt sie ihn zusätzlich auch noch an der Schulter.

Es gelingt mir nur mühsam zu verstecken, dass ich wütend und irgendwie auch eifersüchtig bin. Da mir bei diesem Szenario nun endgültig der Appetit vergangen ist, pfeffere ich meine Gabel auf den Teller und schiebe ihn von mir weg. Die Kellnerin sieht mich überrascht an. „Sind Sie schon satt?", möchte sie wissen und ich nicke.

„Packen Sie den Rest ein", bittet Carlos die Kellnerin schließlich wieder auf deutsch. „Wir würden übrigens dann auch gerne zahlen"

„Natürlich", erwidert die hübsche junge Frau und greift nach meinem Teller.

Daraufhin verschwindet sie wieder in der Tür hinter dem Tresen und lässt Carlos und mich alleine zurück. Schweigend lehne ich mich in meinem Stuhl zurück und meide es meinem Gegenüber in die Augen zu sehen.

Mit einer Einweg-Menübox in meiner Hand verlassen Carlos und ich das Restaurant, das nur wenige hundert Meter von dem Ferienhaus seines Onkels entfernt direkt am Strand liegt. Mittlerweile ist es bereits dunkel draußen. Es ist noch immer angenehm warm, weshalb ich den Bolero, den ich mitgenommen habe, in meiner freien Hand halte.

Meine Gedanken sind noch immer bei der hübschen Kellnerin, mit der Carlos zuvor auf spanisch geflirtet hat. Es sollte mir egal sein, doch das ist es einfach nicht. Carlos ist mein zukünftiger Ehemann und genau wie er von mir erwartet, dass ich keine anderen Männer auf Partys küsse oder mit ihnen flirte, erwarte ich dasselbe auch von ihm.

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