Kapitel 31

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Obwohl Carlos und ich uns seit unserer letzten Unterhaltung vor einer Woche weitestgehend aus dem Weg gegangen sind, hat er sich heute dazu bereit erklärt mich zum Arzt zu begleiten, da mir heute die Fäden gezogen werden sollen.

Seit über einer Stunde sitzen wir nun schon in dem Warteraum und schweigen uns an, als eine Arzthelferin ihren Kopf in den Raum steckt. „Frau Machwitz, bitte", ruft sie mich auf. Nervös erhebe ich mich von meinem Stuhl und werfe Carlos einen kurzen Blick zu.

„Ich warte hier", erwidert der junge Mann mit vor der Brust verschränkten Armen, wobei er seinen Blick weiterhin aus dem bodentiefen Fenster gerichtet behält, welches einen Ausblick auf die Spree bietet.

***

Nachdem mir die Fäden gezogen worden sind, verlassen Carlos und ich die Arztpraxis und begeben uns zu dem nahegelegenen Parkplatz zurück, auf dem er seinen schwarzen Mercedes geparkt hat.

Die Hitze des heutigen Tages ist erdrückend. Umso erleichterter bin ich, als wir schließlich im Auto sitzen und Carlos die Klimaanlage einschaltet. Die kühle Luft erfüllt den Wagen, in dem es noch heißer ist als draußen.

Auch die gesamte Fahrt über sitzen wir einfach schweigend da und es macht mich wahnsinnig.

„Carlos", durchbreche ich die Stille, als wir eine halbe Stunde später schließlich wieder bei ihm zu Hause ankommen und Carlos seinen Wagen schließlich in die Garage fährt.

„Hm?", macht er bloß und schaltet den Motor aus, woraufhin er sich abschnallt.

„Danke, dass du heute mitgekommen bist", bedanke ich mich und schnalle mich ebenfalls ab. Statt etwas zu erwidern, schweigt er bloß und ich merke, dass es keinen Sinn hat meine Energie in eine einseitige Konversation zu stecken.

„Wir sollten ins Haus gehen", sagt Carlos mit bedacht ruhiger Stimme.

„Du meidest mich seit einer Woche komplett.. du redest kaum mehr mit mir, du hältst es ja nicht einmal in meiner Nähe aus", beginne ich mit zittriger Stimme. Allmählich bin ich Carlos ständigen Stimmungsschwankungen wirklich leid. „Ich halte es einfach nicht mehr aus.." Hoffend auf eine Antwort sehe ich Carlos an.

Doch statt etwas zu erwidern, faltet er seine Hände und platziert sie auf seinem Schoß. Er richtet den Blick aus dem Fenster und starrt schweigend an die weiße Garagenwand. Er bringt mich wirklich zur Weißglut.

„Okay, alles klar..", sage ich verbittert und öffne die Beifahrertür. Schnellen Schrittes verlasse ich die Garage und spüre, wie mir das Herz bis zum Hals schlägt. Mit geballten Fäusten steuere ich auf die Haustür zu.

Carlos folgt mir nicht.

Deshalb öffne ich die Haustür und schlage sie direkt hinter mir wieder zu. Obwohl meine Mutter und Barbara mich bereits im Flur empfangen, stürme ich an ihnen vorbei und laufe direkt nach oben in das Gästezimmer, wo ich beginne meine Tasche zu packen.

Carlos will mich hier nicht haben? Dann gehe ich eben nach Hause zu meinem Vater, der mich auch nicht haben will. Ich halte es keine Sekunde länger unter demselben Dach wie Carlos aus.

Ich weiß, dass es absoluter Unsinn ist. Doch ich bin so wütend, dass ich keinen rationalen Gedanken fassen kann.

„Was tust du da?"

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