Kapitel 61

7.3K 177 15
                                    

„Das hast du davon, wenn du dich betrinkst", teile ich Carlos mit, der mit halboffenen Augen nach dem Wasserglas greift, welches ich ihm gemeinsam mit einer Aspirin ans Bett bringe.

Mit einem großen Schluck stürzt er die Tablette hinunter und stellt das leere Glas auf dem Nachtschrank ab.

Seufzend setze ich mich zu ihm an die Bettkante und greife nach seiner Hand, mit dessen Fingern er sich die pochenden Schläfen massiert. Ich ziehe sein Hand fort und platziere stattdessen meine Lippen an seiner Schläfe.

„Schon besser", murmelt Carlos leise. Seine vollen Lippen formen sich zu einem breiten Lächeln. Blinzelnd öffnet er seine grünen Augen, aus denen heraus er mich sehnsüchtig mustert, ehe er mich am Kinn dichter an sein Gesicht heranzieht, um seine Lippen auf meine zu legen.

Ich erwidere den Kuss zärtlich, ehe ich mich wieder von ihm löse und Carlos ansehe. „Ich habe Hunger", teile ich ihm mit, woraufhin sich auch mein Bauch knurrend zu Wort meldet.

„Dann sollten wir wohl etwas frühstücken", stellt Carlos fest und erhebt sich ächzend von dem Doppelbett. Als ich es ihm gleichtun will, hält er mich an den Schultern fest und drückt mich zurück in die Matratze. „Du bleibst noch liegen, belleza. Ich mache uns Frühstück"

Lächelnd lehne ich mich zurück und ziehe die Decke über meinen Körper. „Na schön", sage ich zufrieden. Es wäre gelogen, wenn ich behaupte, dass ich mich nicht gerne von Carlos verwöhnen lasse. Frühstück am Bett gehört definitiv zu meinen Favoriten. „Lass mich nicht zu lange warten", scherze ich.

„Auf keinen Fall", antwortet Carlos noch immer völlig verkatert und läuft auf die Tür zu. Mit einem letzten Blick in meine Richtung verlässt er das Schlafzimmer, um sich nach unten in die Küche zu begeben, während ich mein Handy schnappe und durch meine Startseite bei Instagram scrolle.

Bei einem neuen Post von Carlos Cousine Sofía halte ich schließlich inne. Es zeigt sie mit Ana auf ihrem Arm. An ihrer Seite befindet sich ein Mann, der definitiv schon in seinen Fünfzigern sein muss. Da ich nicht glaube, dass dies der Vater ihrer Tochter ist, werfe ich einen Blick in die Beschreibung, in der lediglich das Wort Papá mit einem weißen Herz dahinter steht.

Sofías Vater.

Das muss der Onkel sein, von dem Carlos mir einst erzählt hat. Der, der die Firma nach dem Tod von Carlos Vater zeitweise übernommen hat und in eines der Geschäfte meines Vaters mit eingestiegen ist, um die teure Behandlung in den USA zu finanzieren.

Es hat lange gedauert, bis Carlos mir seine Cousine vorgestellt hat.

Doch was ist mit dem Rest seiner Familie? Sein Onkel? Die Familie mütterlicherseits? Da muss es doch noch mehr Leute geben.

Bis zu unserer Hochzeit ist es nicht mehr lang, sechs Tage, um genau zu sein, und bisher haben wir nicht ein Wort darüber verloren, wer abgesehen von Sofía und Ana noch aus Carlos Teil der Familie teilnehmen wird.

Nachdem ich eine ganze Weile darüber nachgedacht habe, stößt Carlos mit seinem Fuß die Tür auf und betritt mit einem vollgepackten Tablett das Schlafzimmer.

Sofort packe ich mein Handy beiseite und mache ihm ein wenig Platz. Carlos stellt das Tablett auf meinem Schoß ab und setzt sich wieder zu mir aufs Bett.

„Was hast du dir angesehen?", erkundigt er sich und reißt sich eine Weintraube ab, um diese zwischen seine Lippen zu schieben. Ich schlucke schwer, denn ich weiß nicht, wie gut Carlos auf das Thema zu sprechen ist. Er redet nicht oft über seinen Onkel und wenn er es tut, klingt es nicht gerade so, als hätten sie das beste Verhältnis zueinander.

Make me love you Where stories live. Discover now