Kapitel 37

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Noch immer sprachlos sehe ich Carlos an, der mit der geöffneten Schachtel in der Hand vor mir steht. Seine grünen Augen blicken voller Hoffnung auf mich herab.

Tausende Gedanken schwirren mir durch den Kopf. Dass Carlos den Vertrag mit meinem Vater aufgelöst hat, hat zur Folge, dass mein Vater das von Carlos zugesicherte Geld nicht bekommen wird. Das wiederum bedeutet, dass die Firma meines Vaters nun endgültig vor dem Aus steht. Aber mein Vater wäre nicht mein Vater, wenn er nicht noch einen letzten Schachzug in petto hätte.

Und das ist es, was mir Angst bereitet. Was, wenn er meiner Mutter, die noch immer mit ihm verheiratet ist, und Barbara etwas antut? Oder Carlos, weil er der Grund ist, dass mein Vater nun endgültig in den Ruin getrieben wird.

„Du musst auf dich aufpassen", sage ich mit ernster Stimme. „Mein Vater ist rachsüchtig und grausam. Er würde alles tun, um zu bekommen, was er will"

„Ich habe keine Angst vor deinem Vater", teilt Carlos mir mit fester Stimme mit. „Und du solltest es auch nicht mehr haben müssen.." Sein Blick fällt auf den Ring in der bordeauxroten Schachtel.

„Ich weiß nicht, ob ich das nach all dem, was passiert ist, wirklich kann", sage ich mit leiser Stimme und blicke zwischen dem Ring und Carlos hin und her.

„Wir müssen nicht heiraten", erwidert Carlos und schüttelt mit dem Kopf. Er geht in die Hocke, um mit mir auf derselben Augenhöhe zu sein. „Dieser Ring ist ein Versprechen an dich; ich verspreche dir, dich zu beschützen. Vor deinem Vater und vor allem und jeden, der dir schaden möchte. Ich erwarte nichts dafür im Gegenzug. Nur, dass du bei mir bleibst, damit ich mein Versprechen dir gegenüber einhalten kann. Aber wir müssen nicht heiraten, solange du das nicht möchtest"

Carlos wirkt seit unserer allerersten Begegnung verändert. Er ist längst nicht mehr der kalte, desinteressierte und zielorientierte junge Mann, der keine Gefühle zulässt. Er ist voller Liebe, Wärme und er interessiert sich wirklich dafür, wie es mir geht.

Habe ich das in ihm ausgelöst?

Trotz allem, was war, entfacht Carlos in mir diese Gefühle, die mir in seiner Gegenwart fast den Verstand rauben und mich nachts nicht schlafen lassen. Ich kann sie selbst nicht ganz deuten. Aber so wie mit ihm, habe ich mich noch nie zuvor gefühlt.

Vielleicht sollte ich meine Zweifel und Sorgen doch über Bord werfen und Carlos eine Chance geben.

„Liebst du mich?", frage ich geradeheraus.

Für einen Augenblick halten wir beide inne, wobei Carlos angestrengt nachzudenken scheint. Es sieht aus, als würde er in seinem Kopf gerade abwägen, ob er mit ja oder nein antworten soll.

„Ich weiß es nicht", erwidert er schließlich. Noch immer hockt er vor mir und sieht mich an. Wir sind uns so nahe, dass es für mich fast nicht zu ertragen ist. Am liebsten würde ich ihn küssen.

Geht es Carlos auch so?

„Ich weiß nur, dass du in mir etwas auslöst, was ich noch nie zuvor gespürt habe. Ich kann an nichts anderes denken als an dich. Wenn ich aufwache, wenn ich schlafen gehe.. ja sogar wenn ich träume. Du bist über all, Emilia. Das erste Mal seit dem Tod meiner Mutter fühle ich nicht mehr diese Leere in mir. Du füllst sie"

„Carlos..", setze ich an, halte jedoch sofort inne, als mich dieses kribbelnde Gefühl in meinem Magen komplett einnimmt. Statt noch etwas zu sagen, lege ich meine Hand an seine Wange und ziehe ihn zu mir, um ihn zu küssen. Es hat sich noch nie so gut angefühlt jemanden zu küssen.

Sanft zieht Carlos mich an der Hand von meinem Stuhl nach oben, sodass wir nun eng umschlungen dastehen und uns küssen. Seine Lippen öffnen sich leicht und ich spüre, wie er mit seiner Zunge um Einlass bittet, den ich gewähre. Meine Hände liegen an Carlos Rücken, während seine Hände von meiner Taille zu meiner Hüfte wandern. Ich spüre, wie Carlos sein Becken gegen meines drückt und ein leises Seufzen entweicht seinen Lippen.

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