Kapitel 23

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Ein leises, gleichmäßiges Piepen dringt mir in die Ohren, als ich allmählich das Bewusstsein zurückerlange. Blinzelnd öffne ich meine schweren Augenlider, während ich mit meinen Fingern den sich rau anfühlenden Bezug des Bettes abtaste, auf dem ich mich befinde.

„Emilia", höre ich die Stimme meiner Mutter. Daraufhin nehme ich eine kühle Hand wahr, die nach meiner greift.

„W-wo bin ich?", frage ich verwirrt, als ich mich in dem Krankenhauszimmer umsehe. Ich fasse mir an die Nasensonde, durch die kühle Luft in meine Nase strömt. In meiner Hand befindet sich ein Zugang, an dem ein Schlauch angeschlossen ist, durch den eine Infusion in meinen Körper läuft.

„Im Krankenhaus", erwidert Barbara, die neben meiner Mutter steht, welche mein Hand fest umklammert. Ihre Augen füllen sich mit Tränen, während sie sich ihre freie Hand vor den Mund hält.

Allmählich kommen mir die Bilder wieder in den Kopf, wie mein Vater brutal auf mich eintritt und wie ich panisch nach Luft ringe. Ich will mich aufsetzen, spüre jedoch einen leicht schmerzhaften Widerstand auf der linken Seite meines Brustkorbes. Erschrocken stelle ich fest, dass ein Schlauch in meinem Körper steckt. „Was ist das?" Das Piepen des Monitors, an den ich angeschlossen bin, beschleunigt sich.

„Ich hole einen Arzt", teilt Barbara meiner Mutter und mir mit, ehe sie den Raum verlässt. Nur wenige Augenblicke später kommt sie dicht gefolgt von einem Arzt und seiner Assistentin zurück.

„Frau Machwitz, Sie sind wach", stellt er fest und stellt sich mir als Dr Radtke vor. Meine Mutter und Barbara treten von meinem Bett weg, um ihn seine Arbeit machen zu lassen. „Wie fühlen Sie sich? Haben Sie Schmerzen?", möchte er wissen, während er mit einer kleinen Leuchte in meine Augen leuchtet. „Pupillen isokor", teilt er seiner Assistentin mit, die sich alles auf einem kleinen Klemmbrett notiert. Daraufhin hört er meine Lunge mit einem Stethoskop.

„Im Moment nicht", antworte ich. „Warum bin ich hier?"

„Nun", setzt Dr Radtke an und wirft einen Blick in die Richtung meiner Mutter und Barbara. „Die massive Gewalteinwirkung auf Ihren Brustkorb hat zu einem Pneumothorax geführt. Dabei sammelt sich Luft zwischen der Lunge und der Brustwand an, die da natürlich nicht hingehört. Aufgrund eines Lungenkollaps haben meine Kollegen und ich Ihnen routinemäßig eine Drainage gelegt, mithilfe derer wir ihre Lunge stabilisieren konnten und den Pneumothorax schnell in den Griff bekommen sollten", berichtet er mir und wirkt dabei zuversichtlich.

„Wie lange bleibt dieses Ding in meinem Körper?", will ich wissen und deute auf die Drainage, die in meinem Körper steckt.

„Das fühlt sich sicherlich seltsam an", teilt Dr Radtke mir mit und nickt verständnisvoll. „Die Drainage wird allerdings erst dann gezogen, wenn der Pneumothorax ausgeheilt ist. Ich schätze, dass das frühestens in ein paar Tagen der Fall sein wird"

„Na schön..", murmele ich leise und senke meinen Blick. Nervös zupfe ich an dem gelblichen Bezug der Decke herum und presse meine Lippen fest aufeinander.

„Ruhen Sie sich aus", rät Dr Radtke mir nickend. „Ich werde Sie morgen früh bei der Visite sehen. Gute Nacht, Frau Machwitz" Daraufhin verlassen der Arzt und seine Assistentin das Krankenzimmer, sodass ich wieder alleine mit Barbara und meiner Mutter bin.

Plötzlich erhebt sich meine Mutter. „Entschuldigt mich kurz", murmelt sie mit zittriger Stimme, ehe sie sich die Hand vor den Mund hält und aus dem Zimmer stürmt.

„Was ist mit ihr?", erkundige ich mich bei Barbara, welche meiner Mutter zwar besorgt hinterher blickt, jedoch an meiner Seite bleibt.

„Sie nimmt das alles sehr mit..", erwidert Barbara, die offensichtlich selbst mit ihren Emotionen zu kämpfen hat, denn ein Schluchzen entweicht ihren schmalen Lippen.

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