Kapitel 67

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Carlos POV

Das Meeting zieht sich nun seit über fünf Stunden und ich glaube nicht, dass ich es vor heute Abend hier rausschaffe.

„Herr García", meldet sich plötzlich die Sekretärin zu Wort, welche mitten in das Meeting platzt und den Abteilungsleiter in seinem Vortrag unterbricht. Sie steht mit meinem Handy in der Hand in der Tür.

In dem Moment geht ein Anruf darauf ein.

„Wer ist es?", erkundige ich mich.

Die Dame mittleren Alters rückt ihre Brille zurecht und wirft einen Blick auf das Display. „Eine gewisse Kat", verkündet sie mir und runzelt die Stirn.

Das Klingeln hört auf, bevor die Sekretärin mich überhaupt erreicht. Ich nehme ihr das Handy aus der Hand und höre die Nachricht ab, die Kat mir auf der Mailbox hinterlassen hat.

Ich habe keine Ahnung, wann du diese Nachricht hörst, aber ich hoffe bald. Emilia und ich sind im Krankenhaus, es geht los. Komm schnell"

Sofort schieße ich von meinem Stuhl in die Höhe und blicke in die Runde. „Ich muss los, meine Frau.. ich werde Vater", platzt es aus mir heraus und bevor überhaupt jemand etwas erwidern kann, schnappe ich mein Jackett und stürme aus der Firma in das anliegende Parkhaus, in dem mein Wagen steht. Ich springe rein und wähle Kats Nummer. Gleichzeitig schnalle ich mich an und schalte den Motor an, fahre aus dem Parkhaus und gebe Gas.

„Hallo?!", ruft Kat in den Hörer.

„Kat?", frage ich aufgeregt und lockere die Krawatte um meinem Hals. Ich habe Angst, dass ich schon zu spät bin.

„Ist das Carlos?", höre ich Emilias Stimme im Hintergrund.

Beim Klang ihrer bezaubernden Stimme entweicht meinen Lippen ein erleichtertes Seufzen.

„Ich bin auf dem Weg", sage ich und trete fester auf das Gaspedal, als die Ampel vor mir von grün auf rot zu springen droht. „Wie weit ist sie?"

„Es geht alles so schnell, der Muttermund ist schon weit geöffnet", erklärt Kat mir. Es scheint ziemlich hektisch um sie herum zu sein und sie wirkt hörbar überfordert mit der Situation. In dem Moment höre ich Emilia im Hintergrund vor Schmerzen wimmern. Mein Herz setzt einen Schlag aus. Natürlich bin ich froh, dass Kat da ist, doch es bricht mir das Herz, dass Emilia all das bisher ohne mich durchstehen muss. „Beeil dich einfach, ich glaube lange wird es nicht mehr dauern"

Kat und ich legen auf und ich konzentriere mich auf die vor mir liegende Straße. Bis zum Krankenhaus sind es nur noch zehn Minuten, falls ich gut durchkomme.

Zehn Minuten, bis ich ihr beistehen kann. Jede Sekunde, die ich nicht an ihrer Seite bin, ist eine Sekunde zu viel.

***

„ATMEN SIE, EMILIA!", höre ich eine Frauenstimme aus dem Geburtsraum schallen, zu dem mich eine Krankenpflegerin führt.

Ohne zu klopfen reiße ich die Tür auf und sehe Emilia, die schweißgebadet und weinend auf dem Geburtsstuhl sitzt und Kats Hand hält, die kaum hinsehen mag.

„Emilia, sehen Sie, Ihr Mann ist da", sagt die Hebamme, mit der Emilia sich wochenlang auf ebendiesen Moment vorbereitet hat.

Ihre erschöpften, braunen Augen richten sich auf mich. „Carlos", wimmert sie leise und lässt Kats Hand los, um sie stattdessen nach mir auszustrecken. Sofort nehme ich den Platz an ihrer Seite ein.

„Atme, belleza", sage ich und lege meine freie Hand an ihre gerötete Wange.

Demonstrativ nehme ich einen tiefen Atemzug durch die Nase und puste die Luft durch den Mund wieder aus. „Atme", wiederhole ich meine Worte.

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