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Der Genannte gaffte mich nur mit verständnislosem Blick an, ehe er die Augen verdrehte. „Und wer ist der Lulatsch neben dir?", knurrte er und meine Hände ballten sich zu Fäusten, doch ich lächelte weiter. „Alon. Woher kommst du? Und wie heißt du?", übernahm der Gefragte. "Sag ich nicht, Idiot. Hat dir das deine Mama nicht beigebracht, dass man nicht mit Fremden spricht?", wurde erwidert und mit einem Seufzen verschränkte ich die Arme. "Idiot also, passt zu dir. Auch, wenn auf dem Schild an deinem Bett steht, dass du angeblich Mark heißt. Du hast wirklich recht, heutzutage kann man wirklich Niemandem mehr vertrauen." Daraufhin verschränkte er ebenfalls nur die Arme und starrte stur ins Nichts. Ich rollte mit den Augen, ich wusste, dass ich kindisch war, aber wenn er mich so herausfordern musste blieb mir nichts anderes übrig.

„Also nehme ich mal an, dass ihr mich nicht in Ruhe lassen wollt." „Exakt." „Was muss ich also tun, damit ihr mich in Ruhe lasst?" Ich warf Alon einen Blick zu und er nickte leicht. „Triff dich mit uns. Uns allen.", meinte ich mit gepresster Stimme und der Angesprochene nickte. Zumindest war er realistisch. „Meinetwegen, aber lasst mir jetzt meinen Frieden. Ich melde mich bei euch, wenn ich wieder in normaler Verfassung bin.", erklärte er und sah mich mit verengten Augen an, woraufhin ich nervös auflachte. Irgendwie war es sein Recht, wütend zu sein. „Abgemacht.", murrte Alon und drehte sich um, um zu gehen, ich folgte ihm.

„Dieser arrogante Gehirnakrobat, dieses Clerasiltestgelände, mieser Hustensaftschmuggler, Beckenrandschwimmer..." Ich warf Alon einen Seitenblick zu. „Ich hinterfrage nicht, woher du diese, nun ja, Bezeichnungen hast.", kommentierte ich trocken und schnappte nach seinem Arm, um ihn schneller aus dem Krankenhaus zu befördern. Uns guckten schon ein paar Krankenschwestern an. „Die sollten nicht nur seine Wunden heilen, sondern auch seine Intelligenzallergie!", fuhr Herbst fort und ich verdrehte lächelnd die Augen. „Vielleicht hast du Recht. Lass uns aber erstmal darauf fokussieren, wie wir ihn mit ins Boot holen. Und wie wir an die Prophezeiung kommen.", erwiderte ich und Alon atmete tief durch. Seine Haare standen ihm zu Bergen, die Wangen feuerrot. Ich musste leise kichern.

Während Alon weiter vor sich hin murmelte, vibrierte mein Handy. Mit geschürzten Lippen fischte ich es aus der Tasche.

(Wollen wir vielleicht heute nochmal versuchen, normal zu sein? Dieses Mal ohne irgendwelchen Zwischenfällen?)

Meine Augenbrauen hoben sich und ein angenehmes Kribbeln erfüllte meinen Körper. Augenblicklich musste ich lächeln.

(Klingt gut. Wo sollen wir uns treffen?)

(Vielleicht bei dir?)

(In Ordnung. Sei vorsichtig.)

Zuhause angekommen ließ ich mich auf mein Bett fallen. Plötzlich wich jegliche Kraft aus meinen Gliedmaßen und mir blieb nichts anderes übrig, als die Decke über mir anzustarren. Welch ein Tag. Ich versuchte, das vorherige Treffen mit Mark zu verdrängen, ich wusste, dass es mir nur Sorgen bereiten würde. Wie sollte man einen derart sturen, gehässigen Jungen in seine Pläne einweihen und überzeugen, mitzumachen? Blöderweise hatten wir nicht den sichersten Job anzubieten. Egal. Ich sollte lieber an meinen Gefährten denken. Automatisch zückte ich wieder mein Handy.

Ein Schmunzeln schlich sich auf mein Gesicht, als ich seine letzte Nachricht nochmals las. Sei vorsichtig. Jetzt auf einem Mal machte er sich also Sorgen. Mein Lächeln fror ein, als mir einfiel, dass ich ein Outfit zusammenstellen musste und mein Blick glitt zum Kleiderschrank. „Liebster Kleiderschrank, wir sind schon durch dick und dünn gegangen, wieso willst du mich nicht dieses mal unterstützen?", fuhr ich diesen an. Natürlich bekam ich keine Antwort. Ich stieß einen lautlosen Schrei aus, ehe ich die Schranktüren aufriss und begann, in den Schubladen herumzuwühlen. Was man nicht alles für seinen Gefährten tat.

꧁soundless snow꧂Where stories live. Discover now