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Meine Mutter empfing mich, denn mein Vater war wegen seiner Arbeit außer Haus. Ihre sanften, braunen Augen verengten sich, als sie sah, dass ich meine Jacke nicht trug, und sie hob den Zeigefinger. "Es ist viel zu kalt, junge Dame, um keine Jacke anzuhaben. Sogar die stärksten Alphas tragen bei einem solchen Wetter Jacken!", rügte sie mich, doch als ich meine Schuhe abstreifte und sorgfältig auf die Matte stellte, damit sie trocknen konnten. "Wie war dein erster Schultag?", fragte sie und ich strich über meinen Rock, nachdem ich mich aufgerichtet hatte. "Gut, es ist nicht viel passiert. Ich komme mit dem Stoff klar und niemand hat mich beleidigt, also mach dir keine Sorgen.", antwortete ich knapp.

Die ältere Frau folgte mir, als ich in die Küche ging, schon vom Eingangsbereich aus hatte ich die warme, frisch gekochte Gemüsesuppe vernehmen können. "Sag, hast du schon Werwölfe aus dem Stellae Rudel kennengelernt?", hakte sie nach und ich schüttelte den Kopf, während ich mit einem Knarren den Stuhl zurückschob und mich an den Esstisch setzte. Meine Eltern waren an meine knappe Art, mich auszudrücken, zum Glück gewohnt. "Mach dir keine Sorgen, Schatz, da kommt noch die perfekte Gelegenheit auf dich zu. Der Sohn des Anführers wird achtzehn, die Nachricht macht schon auf der ganzen Welt ihre Runde und sämtliche Familien mit Töchtern versuchen, hier in unsere bescheidene Stadt zu reisen, um die Festlichkeiten besuchen zu können. Dein Vater hat eine Einladung bekommen, welch großes Glück wir doch haben.", erklärte meine Mutter und strich sich ihre braunen Haare aus dem Gesicht, ehe sie sich ihre Hände rieb und breit lächelte. Ich genoss das warme Gefühl in meinem Magen, während ich konzentriert die Suppe auslöffelte.

"Na, was hältst du davon? Du hast das riesige Glück, einen Blick auf den Sohn des höchsten und mächtigsten Werwolfs zu erhaschen, davon können viele nur träumen!", rief meine Mutter aus und ich zuckte zusammen, als sie in die Hände klatschte. Sie war definitiv begeisterter als ich. "Du weißt genau, wie wenig ich an Jungen interessiert bin. Ich will nicht hingehen.", beschloss ich und das Lächeln meiner Mutter fror ein. "Wie bitte? Das kannst du doch nicht machen, das ist eine unglaubliche Möglichkeit, die dir gestellt wird!", empörte sie sich und beugte sich vor, um nach meinen Schultern zu greifen. Sie drückte sie und blickte mir mit ernsten Augen entgegen. "Du wirst auf diese Feier gehen, ob du willst oder nicht. Du weißt, dein Vater und ich haben dich nie zu Dingen gezwungen, aber dieses Mal ist es eine andere Situation. Sieh es als Gefallen an.", erklärte meine Mutter und ich starrte ihr entgegen, die ruhige Stimme überraschte mich.

"Fein, ich werde gehen, aber nur ausnahmsweise. Außerdem will ich nicht lange bleiben.", gab ich nach und mit einem leisen Lachen ließ mich meine Mutter los, für einen Moment schloss sie ihre Augen. "Du wirst es nicht bereuen, junge Dame." Ich presste die Lippen aufeinander, ich verstand nicht, meine Eltern wussten doch von meinem Geheimnis, weshalb wollten sie mich trotzdem in die Höhle des Löwen schicken? Oder besser gesagt, die Höhle der Wölfe, dem Zentrum der Macht unserer Art, das Elysium, von welchem nur die Wenigsten wussten, wie es in dessen Toren aussah? Jedoch war ich mir sicher, dass trotz des Names nicht nur gute Wölfe darinnen ihren Platz gefunden hatten.

꧁soundless snow꧂Where stories live. Discover now