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Mein Kleid war schnell gefunden, es war weiß, welches laut meiner Mutter mich nur noch krankhafter aussehen ließ. Ich mied den Blick meiner Mutter, während ich mich im Spiegel musterte und über die hauchdünnen Stofflagen strich, ich sah aus wie ein Geist. Passender ging es doch nicht. Mit einem leichten Lächeln erwiderte ich den dunkelbraunen Blick, der vom Spiegel ausging, und strich über mein dunkles Haar. Mit einem Kopfschütteln stellte ich fest, dass der Fakt, ein Kleid zu tragen, doch nicht so schlimm war, vor allem ein schönes Kleid.

Mit den Fingerspitzen fuhr ich über den Saum des Ausschnittes, wie nannte man nochmal diese Art, Sweetheart Neckline? Ein Räuspern ließ mich herumfahren und ich musterte meine Mutter, die weißes, flauschiges Fell Hand hielt. "Keine Sorge, das ist Kunstfell. Du sollst trotzdem noch etwas oben anhaben, sonst erkältest du dich.", beteuerte sie und wir wussten beide, dass diese Aussage nicht ernst gemeint war. Das kalte Wetter konnte mir nichts anhaben, der Umhang war nur dazu da, damit die anderen Leute keine Fragen stellten.

Als ich mich begleitet von einem Rascheln im Kreis drehte, seufzte meine Mutter auf und griff sich an ihr Herz, anscheinend hatte sie ihre vorherige Kritik am Kleid vergessen. "Du siehst aus wie eine Schneeprinzessin!", meinte sie und ich hielt inne, um den funkelnden Blick zu erwidern. "Sehr lustig.", kommentierte ich und entlockte der Frau ein leises Lachen. "Komm, mein Kind, und lass uns den passenden Schmuck und Schuhe finden.", erwiderte sie und ergriff mein Handgelenk, um zur entsprechenden Abteilung zu eilen. Mir war noch immer ein Wunder, dass sich meine Eltern in meiner Präsenz nicht langweilten. Vielleicht neckten sie mich deshalb auch so oft, um meine Reaktion zu sehen. Nun, Spaß passierte immer auf Kosten eines Anderen, doch bei meinen Eltern war mir es recht.

Mit zwei bis zum Rand mit Stoff und anderen Kostbarkeiten gefüllten Taschen kamen wir aus dem Laden, oder besser gesagt, meine Mutter zog mich an der Hand heraus, während ich ihr hinterherschlurfte. Ich war müde und sie gab mir nichts von ihrer nie ausgehenden Energie ab. Mein Vater kam uns mit dem Auto entgegen, er selbst hatte ebenfalls einen neuen Anzug aus der Schneiderei abgeholt. Immer wieder warfen sie sich grinsend Blicke zu und die Hand meines Vaters glitt suchend zum Beifahrersitz, während er geschickt durch den Stau lenkte. Mein Herz erwärmte sich, als ich beobachtete, wie sich die Finger meiner Eltern miteinander verwoben und beide lächelten, so wollte ich auch werden, wenn ich meinen Seelenverwandten gefunden hatte. Schnell schüttelte ich den Kopf und richtete den Blick von den Händen nach draußen in die winterliche Landschaft.

꧁soundless snow꧂Where stories live. Discover now