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Nach einer guten Stunde wagten wir uns wieder ins Haus. Die beiden Glücklichen fanden wir auf dem Sofa, Mark hatte den Arm um Melody gelegt und sie wisperten sich gegenseitig süße Versprechen zu. Noch nie hatte ich das Mädchen als derart menschlich empfunden, ihr Kichern, das vergnügte Glitzern in den Augen und die roten Wangen. Davor war sie für mich die stille Elfe aus einer anderen Welt gewesen. Ein warmes Gefühl erfüllte mich, fast hätte ich selbst aufgelacht.

Die beiden verstummten, als Alon und ich vor sie traten. Stille. "Ich glaube nicht, dass eine Erklärung nötig ist.", bemerkte Mark schließlich und alle nickten. "Wir werden eure Beziehung unterstützen, also fühlt euch nicht wegen uns eingeschränkt, ähm, was ich sagen wollte ist, dass ich mich freue, dass alle endlich an Bord sind.", meldete Herbst sich zu Wort und kratzte sich am Kopf. Melody und Mark begannen gleichzeitig, zu schmunzeln. "Ich schätze, ich bin vor allem Anastasia eine Entschuldigung schuldig, aber das gilt auch für dich, Alon. Entschuldigung, dass ich zuvor ruppig mit euch umgegangen bin. Ich neige leider dazu, wenn ich Fremden begegne." Mit einem überraschten Lächeln tauschte der Genannte und ich einen Blick, ehe wir uns Mark zuwendeten. "Schon vergeben. Ich war auch nicht gerade nett, aber Schwamm über alles, solange wir dich an unserer Seite haben.", meinte ich. Ehrliche Erleichterung ließ mich tief durchatmen.

"Ich habe übrigens Neuigkeiten. Große Neuigkeiten, die Operation Mond eine neue Richtung verleihen werden.", verkündete ich schließlich. Drei Augenpaare blickten mich geradewegs an. Ich räusperte mich. "Caspian wird mir heute noch die Prophezeiung zeigen." Mehrere Anwesenden sogen zischend Luft ein. "Wirklich?", hauchte Alon neben mir und ich nickte. Er stieß ein atemloses Lachen aus, begleitet von Marks zustimmenden Summen. "Krass, dass der Typ dein Gefährte ist. Melody hat es mir erzählt.", murmelte er. "Alon und ich hatten schon gedacht, wir müssten dich überreden, ins Machtzentrum einzubrechen, um uns das Wissen aus der Prophezeiung anzueignen. Das ist eine wahrlich Erleichterung.", stellte Sommer fest und Alon nickte heftig, sodass das Nest auf seinem Kopf wippte. "Es ist noch immer ein Risiko, wenn Caspian etwas zustößt, werde ich mir niemals verzeihen." Ein Seufzen meinerseits. "Jedoch müssen wir endlich eine Strategie erlangen, immerhin können wir nicht für immer herumhocken und hoffen, dass niemand von uns herausfindet." Zustimmende Laute.

Sobald das Thema abgeschlossen war, widmeten wir uns dem neusten Mitglied der Operation Mond. Zeit, den Jungen kennenzulernen. "Meine Eltern bestanden darauf, dass ich in diese Stadt komme, weil sie wollen, dass ich ein Diplomat werde. Oder welche kennenlerne. Naja, sicher bin ich mir nicht, ob mich das ganze politische Rumgehaber interessiert. Aber generell weiß ich nicht, was mich interessiert. Naja. Für die Zeit wohne ich in einem kleinen Apartment in der Stadt. Meine Eltern haben es ausgesucht. Ich werde übrigens in eure Klasse kommen.", erzählte der Junge mit gleichgültiger Stimme. So hatte ich mir es vorgestellt, wenn Schulterzucken eine Tonfall wäre. Es musste ihn wohl Jahre gekostet haben, um sie zu perfektionieren. Mein Blick landete auf Melody, die mit einem weiten Lächeln jedes einzelne seiner Wörter folgte, die Augen auf seinen Lippen fixiert. Sah ich auch so aus, wenn ich mit Caspian sprach? Plötzlich konnte ich Alons belustigten Kommentare nachvollziehen. Oh Mondgöttin.

꧁soundless snow꧂Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt