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Durch meine Fähigkeit, durch die Lüfte bis hin zum siebten Himmel zu schweben, war es ein Wolfssprung. Die Adresse hatte mich zur Innenstadt geführt, und als ich wieder Boden unter meinen unsichtbaren Füßen spürte, sah ich an dem großen Schild hoch. "Lux - Veganes Restaurant" las ich und mein Mundwinkel zuckte für eine Sekunde. Dass die Leute da tatsächlich tagein tagaus an Salatblättern knabberten und in ihrem Keller die neusten Rezepte für fake Steak zusammenbrauten konnte ich kaum glauben. Von Hummus hatten sie wahrscheinlich noch nie gehört; immerhin hatte ich es mit Werwölfen zu tun. Naja, was sie in ihren Kellern anstellten würde ich in wenigen Minuten erfahren.

Die Frage, wie ich ungesehen eindrang, stellte sich nun. Ich konnte nicht die Tür öffnen und hineinschlüpfen, sonst sah man eine Tür sich wie durch Zauberhand aufschieben. Mit einem Seufzen rieb ich über meine Schläfen. Wenn ich einfach nur durch Wände gehen konnte... Konnte? Mein Blick fiel auf das Gemäuer vor mir, dessen Oberfläche durch regelmäßig gesetzte Backsteine gemustert war. Wie eine Aufforderung lagen sie vor mir. Ich spannte meine Lippen. Hoffentlich führte mich mein Weg durch den Stein und nicht dagegen.

Es erwies sich, dass ich nicht so viel nachdenken sollte. Ich sog die Luft ein, was zur Mondgöttin war soeben passiert? Ich war einfach mir nichts dir nichts durch die Wand gegangen als hätte ich einfach jegliche physikalische Gesetze komplett vergessen. Wie praktisch, denn das passierte mir immer wieder auch im schulischen Leben. Nun, da ich inmitten des Restaurants stand fiel mir ein Stein vom Herzen. Nur, dass keine Menschenseele in Sichtweite war. Die Stühle hatte man sorgfältig auf die Tischte gestellt, jegliche Tischdecken waren zuvor zusammengelegt worden und die Lampen waren ausgeschaltet. Doch der Geruch nach Putzmittel verriet, dass das Restaurant erst vor Kurzem geschlossen wurde.

Jetzt blieb mir nur noch übrig, den Eingang zu finden und in die geheimen Räumichkeiten zu spazieren. Ein Kinderspiel, durch und durch. Ich schnitt eine Grimasse, ehe ich den Hauptraum begann, zu erkunden. Wo versteckten die in den Filmen ihre Sachen? In Bücherregalen, wo man einfach an einem Buch ziehen musste und Bam! Sesam öffne dich. Doch hier befand sich definitiv kein Bücherregal. Bis mein Blick auf eine Kommode fiel, genauer gesagt die Vase, die einsam darauf platziert war. Ein ungutes Gefühl der Erwartung schlich sich in meinen Bauch als ich nähertrat, als ob Pietro einfach in einen Ikea gegangen und die erste Vase ausgesucht hatte, um als Schlüssel zu dienen...

Ein Klicken und ich stieß ein Zischen zwischen den Zähnen hervor, als sich etwas bewegte. Wie aus Instinkten machte ich mich unsichtbar, wärend ich mit wie eine Bogensehne angespannten Muskeln darauf wartete, dass sich der Eingang auftat.

꧁soundless snow꧂Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt