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Am nächsten Morgen weckte mich ein Klopfen. War es nicht Samstag? Ich kniff meine Augen zusammen und zog die warme Decke höher bis unter mein Kinn. Wieder ein Klopfen. Ich träumte also nicht, weder noch waren es Halluzinationen. Meine Augenbrauen zogen sich zusammen, als mir ein langgezogenes Murren ertönte, bis ich schließlich ein Auge öffnete. Begleitet von einem weiteren Klopfen blickte ich auf meine Uhr. Vier Uhr morgens? Ich glaub auch. Mit einem letzten, frustrierten Aufheulen riss ich die Decke von mir und schwang mich aus dem Bett, um mit geballten Fäusten auf mein Fenster zuzustapfen. Wer auch immer das war, konnte etwas erleben!

Mit verkniffenem Mund und verengten Augen griff ich nach einem Kuscheltier, ein Eisbär. „Wer wagt es?", rief ich in die Dunkelheit, nachdem ich das Fenster geöffnet hatte, das weiße Tier drohend über meinen Kopf erhoben. Ein leises Kichern ertönte. „Zeige dich, du Geistesgestörter, und kämpfe ehrenvoll gegen mich!", zischte ich. „Du siehst aber nicht gerade nach einer ebenbürtigen Kriegerin aus.", meinte jemand und ich erstarrte, als ich die belustigte Stimme erkannte. Mein Atem setzte für eine Sekunde aus.

Mein Eisbär fiel langsam an meine Seite und ich musste schwer schlucken, als seine dunkle Silhouette blitzschnell in meinem Zimmer landete und an mir vorbeirauschte. Als ich mich umdrehte, hatte er es sich bereits in meinem Bett gemütlich gemacht und sich die Decke um den Körper gewickelt.

In meinem Bett! „So schön warm.", kommentierte er mit einem wohligen Seufzen in der Stimme und umarmte die Decke etwas fester. Ich öffnete meinen Mund, um nach Worten zu suchen, doch es wollte nichts außer ein hilfloses Stottern herauskommen. Also schloss ich wieder meinen Mund. Mit klopfendem Herzen und warmen Wangen stemmte ich die Arme an die Seiten, ehe ich mich ebenfalls in mein Bett zwängte, niemals würde ich meinen Tempel, meine Heiligstätte einfach so verlassen!

Der Duft nach rauchiger Vanille umgab mich und ich musterte mit geweiteten Augen meine Hände, die ich locker auf der Matratze platziert hatte. „Du hast es gewagt, heiliges Gebiet ohne Erlaubnis zu betreten.", murmelte ich und hinter mir ertönte ein leises Rascheln. „Es stand kein Schild dran.", erwiderte Caspian und empört schnappte ich nach Luft. „Teste dein Glück nicht zu weit, es kann ein mieser Verräter sein.", zischte ich zurück und drehte mich energisch in seine Richtung, um ihn warnend anzufunkeln. Als Antwort bekam ich nur ein Lächeln. Weshalb musste er mich auch immer auf die Tanne bringen?! Ich war doch kein Weihnachtsstern!

„Nimmst du mich und meine Privatsphäre gerade etwa nicht ernst?", wisperte ich und starrte in die dunklen Kristalle, die kurz von ungerecht langen Wimpern verdeckt wurden. Schließlich sah er wieder auf. „Hmm, eigentlich schon, aber ich habe dich zu sehr vermisst. Also nein, schätze ich. Übrigens auch nicht deine kriegerischen Fähigkeiten, als du mich mit einem Kuscheltier umbringen wolltest.", wagte er es, von sich zu geben, und ich sog lautstark die Luft ein. Sein vorherigen Kommentar versuchte ich zu ignorieren. Er hatte mich also vermisst. Verdammt, verschwindet, ihr verlockende Worte! An Schlaf war nun nicht mehr zu denken.

Diesen selbstgefälligen, herausfordernden Blick wollte ich am Liebsten aus seinen Gesicht verbannen. Blitzschnell richtete ich mich auf, über ihn und ergriff seine Handgelenke, um sie ins Laken zu drücken. Der Sohn des Mächtigsten hob nur eine Augenbraue. „Unterschätz mich nicht, Caspian.", wies ich ihn zurecht, doch die Reaktion, die ich erhielt, war nicht gerade zufriedenstellend. „Forderst du mich gerade heraus?", raunte der Gewarnte leise und mir lief ein kalter Schauer den Rücken hinab.

Mit geweiteten Augen blickte ich ihn an. „Nein, es war nur eine Mahnung für fehlenden Respekt.", antwortete ich mit meiner Diplomatenstimme und entlockte ihm nur ein Lächeln. „Was, wenn wir das Spiel umdrehen? So, wie du hier auf mir draufsitzt, kann man das ebenfalls als fehlenden Respekt betrachten. Vergiss nicht, wer ich bin.", erwiderte er und grinste wieder sein selbstgefälliges, herausfordernde Grinsen. Warum so spielerisch heute? Ich verstand nichts mehr.

꧁soundless snow꧂Where stories live. Discover now