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Nach der wohltuenden Dusche fand ich meine Eltern und Alon im Wohnzimmer wieder, wo das Mädchen vorläufig stationiert war. Von den Stiegen sah ich herab, da standen sie alle, die Gesichter vor Sorge verzogen. Ich ging bedacht leise zu ihnen und blickte vorbei zum Sofa. Dort, eingewickelt in eine dicke Daunendecke lag sie. Hübsch war sie definitiv, hellblondes Haar, ein paar Sommersprossen auf den blassen Wangen, eine gerade, definierte Nase und dünne Lippen, die auf groteske Art und Weise zum Gesamterscheinen passten. Die Art von Schönheit, die auf alienhaftige Weise schön war.

Meine Mutter steckte eine neue Wärmeflasche unter die Decke. "Sie wird schon wieder, wir müssen ihr nur etwas Zeit geben.", benachrichtigte sie und Alon und ich wechselten einen Blick. "In Ordnung. Jetzt lass uns erstmal über dich reden, liebste Anastasia. Ich glaube, du hast uns etwas zu erzählen.", meinte mein Vater. Ich biss mir auf die Unterlippe. "Es ist eine lange Geschichte, es begann so..." Ich erzählte die ganze Geschichte im Kurzverfahren.

Alon war der Erste, der ein heiseres Lachen von sich gab. Er musterte mich breit grinsend. "Hätte nicht gedacht, dass unser Regelfreak so gefährlich leben kann!", murmelte der Junge und strich über die warmbraunen Strähnen, die ihm ungeordnet in die Stirn hingen. Mein Vater stieß ein Hüsteln aus und meine Mutter stemmte die Hände in die Hüften, während sie zu Boden blickte. "Weißt du, wie sehr du deinen Vater in Gefahr bringst? Wenn irgendjemand davon erfährt, wird er sofort entlassen und schlimmeres! Kind, wir werden als Rebellenfamilie abgestempelt! Sowas kann man nie wieder gut machen!", rief sie mit anklagender Stimme und rieb sich über die Stirn.

Ich seufzte. "Ja, aber ich hätte sie nicht einfach so ignorieren können. Sie ist eine von uns.", widersprach ich energisch. Alon hob die Hände. "Wie wäre es, wenn wir sie zu mir nach Hause bringen? Es kann zwar etwas eng werden, aber das wird schon gehen, außerdem ist meine Mutter sowieso ganz neugierig, euch alle kennenzulernen. Sie wird nichts dagegen haben.", unterbrach er und lächelte schief. "Es tut mir äußerst leid, aber das erscheint mir doch als die beste Lösung.", willigte mein Vater ein. Somit war es beschlossen.

Wahrscheinlich begriff ich noch immer nicht, dass ich eine weitere Person aus der Prophezeiung gerettet hatte, denn ich sah mit ausdruckslosem Blick zu, wie mein Vater mit dem Mädchen in den Armen und Alon im Schlepptau aus der Haustür traten. Ich spürte die warme Hand meiner Mutter auf der Schulter. Ein leises Seufzen ihrerseits. War es überhaupt richtig, hier hinzuziehen?", fragte sie und ich brachte ein schwaches Lächeln zustande. „Ja. Sieh nur, wie glücklich Papa ist. Außerdem hätte ich sonst niemals Alon getroffen.", erwiderte ich und für ein paar Sekunden starrten wir ins Leere. Bis ich mich für den restlichen Nachmittag entschuldigte und die Zeit nutzte, um zu lernen. Jap, ich war ein Streber. Richtig denken konnte ich sowieso nach all diesen Ereignissen nicht, ich war zu verwirrt.

꧁soundless snow꧂Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt