56. Kapitel

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Meine Augen öffnen sich als ich ein leichtes warmes Brennen an meinen geschlossenen Augen wahrnehme. Die komplette Sonne scheint durch mein Fenster, direkt auf mein Bett. Die Vorhänge wurden nämlich nicht zugezogen. Als ich mich leicht strecke und sich mein Kopf seitlich neigt, bemerke ich ihn zu meiner Rechten. Er schläft tief und fest. Die Hände um das Kissen, auf dem Bauch liegend und oberkörperfrei. Komischerweise muss ich unwillkürlich an seinen muskulösen Körper denken.

Sofort schießt mir die Wärme hoch als ich auch noch an unsere gestrige Nacht denke. Es fühlt sich immer noch so an als würde ich seine Berührungen auf meiner Haut spüren. Seine weichen Lippen an meinen. Es ist einfach so surreal, wenn ich an unsere Beziehung denke und parallel an diese intimen Nächte. Sie sind sich teilweise so im Widerspruch. Während wir es nicht mal gebacken bekommen miteinander zu leben und eine normale Ehe zu führen, fühlen sich unsere gemeinsamen Nächte hingegen so vollkommen und voller Liebe an. Auch Ömer ist dann wie ausgewechselt. Im Alltag wirkt er so total angsteinflößend, kalt und hart. Jedoch kommt, wenn wir miteinander schlafen, auch der sanfte und leidenschaftliche Ömer mal zum Vorschein. Er lässt einen so gut und besonders fühlen. Das ist total absurd aber Realität. Ich weiß nicht, ob ich darüber lachen oder weinen soll. Einerseits schenkt es mir Hoffnung, andererseits deprimiert es mich. Es gibt mir nur leider einen Grund seine zärtliche und gefühlvolle Art im Alltag zu missen und das möchte ich nicht mehr.

Tief und fest glaube ich aber daran, dass wir es bald schaffen werden eine glückliche Ehe zu führen, wenn wir gewisse Hindernisse aus dem Weg schaffen. Wir, besser gesagt ich, bin auch auf dem Weg. Ich werde Ömer zeigen, dass es nicht mein Vater war, der seine Eltern umgebracht hat. Vielleicht würde das dann auch vieles in unserer Beziehung verändern..

Dafür muss ich jetzt aber ins Krankenhaus zu Kadir Amca. Ich nehme die Tagesdecke, welche auf dem Boden liegt. Vorsichtig stehe ich von meinem Bett auf ohne, dass ich ihn ja nicht aufwecke. Denn wenn er jetzt aufwacht, wird er das Thema von gestern aufmachen und von mir eine Erklärung verlangen. Doch weil ich mich nicht rausreden kann, muss ich schnell aus dem Haus bevor er aufwacht. Ich wickele die Tagesdecke um meinen nackten Körper. Ich nehme mir noch Klamotten und Unterwäsche mit und tapse ganz leise in mein Badezimmer.

Fertig geduscht und angezogen schließe ich erneut unmerklich die Tür auf. Ich nehme mir noch meine Tasche in die Hand, welche auf meiner Couch liegt zur Hand. Schiele kurz zu Ömer um zu kontrollieren, dass er ja noch schläft. Dieser liegt weiterhin mit geschlossenen Augen in meinem Bett und man kann seine ruhige Atmung lauschen. Ein kurzes Lächeln schmückt meine Lippen als ich ihn beobachte. Dieser Mann mag zwar für die einen ganz gefährlich und bedrohlich wirken aber ganz tief im inneren trägt auch er sein Herz am rechten Fleck. Unwillkürlich bringen mich meine Beine zu ihm. Ich kann es nicht lassen, halte meine nassen Haare mit meiner freien Hand zusammen und hauche ihm einen federleichten Kuss auf sein linkes Schulterblatt, bedacht ihn unter keinen Umständen zu wecken.

Als ich meine Wohnung verlasse, schlage ich mir auf die Stirn. Mir fällt ein, dass ich mein Auto noch an diesem verlassenen Ort zurückgelassen habe, da ich mit Ömer mitgefahren bin. Ich entscheide mich es später nach der Arbeit abzuholen. Jetzt muss ich wohl oder übel mit Bus und Bahn ins Krankenhaus.

Ich verlasse mein Grundstück und bleibe sofort stehen. Vor meiner Einfahrt steht plötzlich mein Wagen. Sofort wird mir klar, dass es Ömer herfahren lassen hat. Zufrieden steige ich in mein Wagen und bin kurzerhand bewahrt davor mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren und das nur dank ihm.

[...]

„es ist einfach nirgends! Ich habe überall geschaut, Kadir amca. Kannst du mir nicht noch ein Ort nennen, wo das Telefonbuch möglicherweise noch sein könnte? Oder mir zumindest einen wichtigen Hinweis geben, was mich zu diesem Telefonbuch führt?", berichte ich Kadir Amca von meinem fehlgeschlagenen Fund nachdem ich ihn ausgiebig untersucht und nach seinem Wohlbefinden gefragt habe.

ÖMRAWhere stories live. Discover now