29. Kapitel

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Ohne groß zu überlegen, steige ich mit dem kleinen Zettel in der Hand wieder zurück in den Aufzug um ins Erdgeschoss zu gelangen. Viel zu sehr hat mich die Neugier gepackt und das Streben nach der Wahrheit. Ich habe Ömer gesagt, dass ich ihm das Gegenteil beweisen werde. Vielleicht ist es der Anfang dafür? Dieses Risiko muss ich jetzt eingehen!

„könnten Sie mir ein Taxi rufen?", bitte ich die Dame an der Rezeption etwas ungeduldig. Ich habe das Gefühl mir rennt die Zeit weg.

„Natürlich!", sofort wählt sie eine Nummer und ruft ein Taxi hier her.

„das Taxi ist in zwei Minuten da!", informiert sie mich nachdem sie auflegt.

„vielen Dank!", lächle ich sie dankbar an und begebe mich direkt zum Eingang.

Und tatsächlich hat es nicht lange gedauert, denn vor dem Eingang steht schon das bestellte Taxi. Ich gebe dem Taxifahrer noch die Adresse und so fährt er auch schon los. Zappelig mit einem rasenden Herzen sitze ich hinten im Taxi und denke über die Notiz nach. Dabei sind meine Beine kaum zu stoppen. Sie wackeln vor Aufregung und Anspannung, dass ich schon ein Ziehen langsam spüre. Unwillkürlich fällt dabei die kleine Notiz auf den Boden, die ich sofort aufhebe. Dabei fällt mir etwas auf der Rückseite auf, das ich noch gar nicht bemerkt habe. Kadir. Wieso steht dieser Name vor allem auf der Rückseite? Hat er etwa auch etwas zu bedeuten? Ist diese Notiz von einem Kadir? Oder fahre ich gerade zu einem Kadir? Kurz muss ich schlucken. Diese Situation erscheint mir langsam heikel.

Erst jetzt wird mir bewusst, was ich gerade tue. Wie riskant es eigentlich ist. Was wird mich dort erwarten? Werde ich an etwas kommen, was mich tatsächlich zur Wahrheit ein Stück nähern wird oder bringe ich mich gerade in Gefahr? Was mache ich dann? Würde mich dann Ömer retten? Oh Gott...Ömer! Er wird mich umbringen, wenn er davon mitbekommt. Entweder werde ich von der Person an der Adresse umgebracht oder später von Ömer. Es kommt aufs selbe...oder?

Mir ist schon schlecht vor Aufregung und Ungewissheit, dass ich das Fenster etwas öffne und frische Luft durch die Nase einziehe.

„wie lange brauchen wir noch?", frage ich den Fahrer nervös von hinten und werfe einen kurzen Blick auf die Uhrzeit, welche am Display des Autos erscheint. 22:25 Uhr. Uf, schon so spät? Ob Ömer wohl schon im Hotel ist? Ich hoffe nicht...

„nicht mehr als fünf Minuten! Wir müssten gleich da sein.", antwortet der Taxifahrer im Alter meines Vaters.

Langsam kommen in mir die Zweifel hoch. Kann das wirklich gut gehen? Bin ich gerade naiv und stürze mich in das nächste Problem? Eine Stimme in mir sagt trotzdem, dass ich kein Rückzieher machen soll und es durchziehen soll. Mit gemixten Gefühlen versuche ich die restliche Fahrt über meine Nerven beizubehalten und nicht vom Schlimmsten auszugehen.

Oh Allah, bitte beschütze mich vor schlimmen Dingen und

„so da wären wir!", ich zucke zusammen, da ich kurz so weg mit den Gedanken war und nicht mitbekommen habe, dass das Auto schon steht.

„könnten Sie hier vielleicht auf mich warten?"

„Das wird natürlich auch bezahlt!", füge ich noch hinzu und erhalte ein freundliches Nicken.

Daraufhin steige ich unsicher aus und checke meine Umgebung ab. Außer einem etwas alten Wohngebäude ist hier nichts weiteres auf dem Grundstück. Es sieht etwas verloren aus um ehrlich zu sein. Dies verstärkt meine Angst und Unsicherheit immer mehr. Mit wackligen Beinen schreite ich vorsichtig zur Wohnungstür des Gebäudes. Es brennen keine Lichter. Das Haus wirkt so seelenlos. Bin ich überhaupt an der richtigen Adresse? Vor der Tür packe ich all meinen Mut zusammen und atme kurz tief ein und aus.

ÖMRAWhere stories live. Discover now