46. Kapitel

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Erwartungsvoll wartet er auf eine Reaktion von mir. Doch ich kann nichts aus mir herausbringen. Viel zu sehr hat mich sein Geständnis versteift. Mir ist die Spucke glatt im Hals stecken geblieben. Sowas aus seinem Mund zu hören ist so ungewohnt und unvorstellbar für mich. Auch weiß ich nicht, ob es jetzt überhaupt richtig wäre etwas zu sagen. Schließlich werden wir uns doch eh scheiden lassen. Es würde nichts bringen, wenn ich da jetzt etwas erwidere. Es würde mir die Scheidung nur erschweren.

Und ihm eine Lüge vorgaukeln könnte ich ebenfalls nicht. Auch wenn sein Geständnis mehr als ehrlich war und mich total verwundert hat, darf ich genau jetzt nicht weich werden. Die Scheidung muss nämlich erfolgreich durchgezogen werden. Egal unter welchen Umständen...

Ich bleibe deshalb weiterhin einfach stumm und gucke ihn unglaubwürdig an bis mir auf einmal öykü in die Sinne kommt. Ich muss hier weg, denn die Stimmung gerade ist mehr als unangenehm. Außerdem wird öykü jeden Moment eintreffen. Ich will ihre Reaktion live miterleben.

„ö-mer...ich-", fange ich unsicher an, werde aber Gott sei Dank unterbrochen.

„Sahra und Ömer, öykü ist gleich da! Kommt runter!", unterbricht mich aufeinmal die Stimme von Elif, welche von unten kommt. Ich sehe zur Tür um seinen Blicken zu entkommen. Erleichtert, dass ich nichts erwidern muss, atme ich kurz aus. Ömer hingegen ist alles andere als erfreut. Laut atmet er aus und man hört wie er seine Finger angespannt knackst.

„lass' uns runter!", kommt jedoch plötzlich kühl von ihm ehe er sich auf dem Weg nach unten macht. Ich folge ihm geschwind, trage jedoch so ein mulmiges Gefühl in mir. Die Situation hat mich nämlich alles andere als kalt gelassen.

Es zerreißt mir förmlich das Herz, dass ich eben nichts erwidern konnte. Ich weiß nämlich wie schwer es ihm gefallen ist, mir so etwas zu beichten . Ich habe auch ehrlich schon länger wie gebannt auf diese Worte von ihm gewartet. Nur bedauerlicherweise ist das leider zur falschen Zeit gekommen.

Unten angekommen stehen alle Gäste gespannt in einem Halbkreis versammelt und warten auf öykü, die mit ayaz in Kürze eintreffen wird. Ich stelle mich zwischen Ömer und Elif. Sogar in dieser Position kann ich die dicke Luft zwischen Ömer und mir deutlich spüren. Er zeigt mir die kalte Schulter, in dem er fast mit dem Rücken zu mir gekehrt ist und mit erol etwas bespricht. Es fühlt sich auf keinen Fall gut an. Ganz im Gegenteil es zerbricht mir mein Herz wieder diese kalte Seite von ihm zu spüren zu bekommen. Um mir das nicht anmerken zu lassen widme ich meine Aufmerksamkeit Elif und Enes und versuche auf andere Gedanken zu kommen und Ömer zu meiner Rechten kurz auszublenden.

Öykü wird nichtsahnend gleich da sein. Sie sollte diese komische Stimmung zwischen Ömer und mir keineswegs mitbekommen.

Sie hat mir einmal erzählt, dass sie nach dem Tod ihrer Eltern keinen Geburtstag mehr hatte, welches groß gefeiert wurde. Dabei habe ich den Schmerz in ihren Augen deutlich gesehen. Daraufhin habe ich azad davon erzählt und wir haben ausgemacht ihren diesjährigen Geburtstag groß zu feiern, in dem wir sie überraschen.

Einfach so lasse ich meine Augen kurz in die Runde schweifen. Dabei haften meine Augenpaare bei einer bestimmten Person, welche mir direkt auffällt. Es ist eine Frau, die die ganze Zeit in meine Richtung guckt und mit ihrer Freundin neben ihr aufgeregt quasselt. Als ich ihren Augen genauer folge, stelle ich fest, dass sie auf Ömer gerichtet sind. Scheinbar reden sie über ihn und schwärmen auch noch über ihn, denn die Augen von der einen Frau glänzen förmlich. Sie hat scheinbar ein Auge auf Ömer geworfen hat und ihn die ganze Zeit schon über ansieht. Mir gefällt das, was ich gerade sehe überhaupt nicht. Ich bin dagegen mehr als allergisch. Unwillkürlich fängt es an in mir zu brodeln. Ich schließe kurz meine Augen und versuche Ruhe zu wahren, in dem ich versuche normal ein- und auszuatmen.

ÖMRAWhere stories live. Discover now