18. Kapitel

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„oh mein Gott, was habe ich getan?", schreie ich panisch als ich sein blutüberströmten Pullover sehe. Sofort lasse ich die Waffe mit zittrigen Händen fallen und gehe mit schnellen - jedoch unsicheren - Schritten auf ihn zu. Ömer liegt schwach auf dem Boden und stöhnt immer wieder vor Schmerzen. Mit halb offenen Augen sieht er mich an. Dieser Anblick versetzt etliche Stiche in mein Herz. Er liegt da nämlich wegen mir, wegen meiner Dummheit. Ich ziehe sofort mein cardigan aus und drücke es mit Vorsicht auf die blutende Stelle über seinem Brustkorb, denn er darf nicht weiter Blut verlieren. Dabei zittere ich am ganzen Leib und meine Angst um ihn vergrößert sich immer mehr.

„s-ahra.", höre ich plötzlich stöhnend schwach meinen Namen aus seinem Mund.

„nicht...du darfst dich nicht überanstrengen...es....es tut mir so leid! Ömer es tut mir so leid!", entschuldige ich mich schuldbewusst. Denn zu etwas anderem bin ich im Moment nicht fähig. Dabei strömen unzählige Tränen wie ein Wasserfall aus meinen Augen und sorgen für eine verschwommene Sicht. Als ich kurze Zeit später nach einer verbesserten Sicht meine blutigen Hände sehe, steigt mir die Kotze hoch. Deswegen halte ich meine Hand kurz vor mein Mund um ein eventuelles Übergeben zu verhindern. Grundsätzlich bin ich es gewohnt Blut zu sehen und auch blutige Hände zu haben, denn als Chirurgin bin ich dem so gut wie immer ausgesetzt, jedoch kann ich in diesem Moment einfach nicht professionell sein, wie eine Ärztin. Viel zu sehr sitzt der Schock noch und das ömer wegen mir so leidet macht die Sache auch noch viel schlimmer.

„was ist hier los?", ertönt aufeinmal eine panische Stimme hinter mir.

„ABI??", höre ich auch noch öykü geschockt schreien.

Jedoch fixieren meine Augen nur Ömer. Die anderen sind mir egal. Ich drücke weiterhin auf seine Wunde und blicke ihn an. Dieser Anblick versetzt mir mehrere Stiche. Liegt es wohl an den Schuldgefühlen? Bestimmt...

„Ömer Bruder....was ist passiert? Der Schuss...Sag nicht-", stoppt erol als er sich zu uns auf dem Boden kniet und die Waffe auf dem Boden sieht. Mit geweiteten Augen sieht er mich verblüfft an.

„was hast du getan Yenge?", schießt es geschockt aus ihm heraus. Damit hat er nicht gerechnet...ich auch nicht.

„Ömer bitte halt deine Augen offen. Denk ja nicht daran sie zu schließen bitte!", ignoriere ich erols Frage, denn viel zu sehr bin ich gerade auf Ömer konzentriert und bemerke, dass er seine Augen schwer offen hält. Ein kurzer Schluchzer verlässt dabei mein Mund. Diese Schuldgefühle und dieser Anblick, die machen mich total fertig. Wie konnte ich sowas nur machen?

„s-ahra-", versucht er ein weiteres Mal bemüht mit verzogenem Gesicht und sieht mir dabei tief in die Augen. Seine Augen bohren sich sogar in so einem Zustand in meine.

„bitte Ömer streng dich nicht an!", ich schüttle wie verrückt mein Kopf und blicke kurz auf mein cardigan, welcher schon komplett mit Blut aufgesaugt ist. Meine Augen weiten sich direkt und Panik macht sich plötzlich in mir breit.

„wir dürfen ihn nicht bewegen! Holt die Instrumente, Mittel...alles was im OP-Saal ist hier her, schnell!!!!", fordere ich ömers Männer, die ebenfalls im Raum sind, panisch auf. Diese nicken schnell und sind auch sofort verschwunden. Ich muss schnell handeln, denn sein Zustand verschlechtert sich immer mehr. Er wird immer schwacher und ist kurz davor seine Augen ganz zu schließen und das muss ich aufjedenfall verhindern.

„SAHRA ABLA TU ENDLICH WAS!", schrie öykü mit verheulter Stimme, die auch bereits um ihn herumgekniet ist und ebenfalls auf mein cardigan mit panischen Augen blickt. Doch das hält nicht lange, denn ich bekomme nur gedämpft mit, wie Azad sie mitnimmt und sich mit ihr entfernt.

„du wirst ihn retten oder?", fragt erol mit besorgten Augen. Seine Angst ist nicht zu übersehen.

Ich blicke kurz zu ihm rauf und muss einmal schlucken. Dabei senke ich jedoch wieder meine Blicke. Ich kann ihm nicht in die Augen schauen. Sein Bruder liegt da wegen mir. Mein Schamgefühl und Schuldbewusstsein sind viel zu groß und viel zu sehr plagen mich diese beschissenen Schuldgefühle einfach.

ÖMRAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt