58. Kapitel

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Es zerbricht mir das Herz ihn so zu sehen. Er sieht die ganze Zeit schon auf die Zeilen und gibt keine Reaktion von sich. Er blättert stattdessen nur und man sieht wie schwer es ihm dabei fällt. Seine Hand zittert beim Wechseln der Seiten. Dabei zerdrückt er das Tagebuch fest in seinen Händen, sodass seine Hand schon ganz rot anläuft. Besorgt sehe ich ihm dabei zu und weiß nicht, was ich machen soll. Er ähnelt gerade einem Vulkan. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann er ausbrechen wird.

Plötzlich steht er mit dem Tagebuch in einer Hand auf, ballt seine freie Hand zu einer Faust und beißt auf diese. Da es so schmerzvoll aussieht, verziehe ich mein Gesicht. Ömer hingegen scheint so als würde er dabei nichts spüren. Der Schmerz in seinem Herzen ist scheinbar schlimmer.

„ist das wirklich von ihr?", kommt danach fassungslos von ihm. Sein Kopf schießt dabei zu mir. Seine Augen gefüllt mit einem unglaublichen Schmerz aber auch gleichzeitig mit Zorn. Es tut mir glatt in der Seele weh, ihn so zu sehen. Ich stehe ebenfalls auf und stelle mich vor ihm.

„j-a, Ömer.", hauche ich vorsichtig und warte auf seine nächste Reaktion. Ich traue mich nicht mehr zu sagen oder ihn zu berühren um ihn zu besänftigen.

Plötzlich haut er mit seiner geballten Faust voller Wucht gegen die Wand neben sich. Es ertönt ein lauter Stoß. Eine Delle ist direkt sichtbar. Ich zucke erschrocken zusammen. Meine Herzschläge gehen direkt schneller vom lauten Knall.

„Ömer! Beruhig' dich bitte!", flehe ich ihn besorgt an. Dabei spüre ich lauwarme Tränen meine Wange hinunterkullern.

„nein! Das kann nicht sein!", sein Körper bebt. Seine Atmung geht übertrieben laut. Immer wieder sieht er außer sich auf die aufgeschlagenen Seiten.

„das gehört nicht ihr!", außer sich schüttelt er heftig mit dem Kopf und will es nicht wahrhaben.

„d-och...", hauche ich vorsichtig.

„der gehört deiner..M-utter!"

Dies bringt Ömer erneut dazu gegen meine Wand zu boxen. Voller Zorn haut er ohne Pause immer wieder auf die selbe Stelle. Seine Faust blutet schon mittlerweile. Bei jedem Stoß, ist es so als würde ich diese Schmerzen auch spüren. Es ist unheimlich schmerzhaft. Gott weiß wie er sich dabei fühlt...

„Ömer..bitte yapma (hör' auf)! Ich flehe dich an! Deine Hand, sie blutet schon!", mit verschwommener Sicht lege ich meine zitternden Hände auf seinen Arm.

Dabei will ich ihn davon abhalten weiter gegen die Wand zu boxen aber es ist hoffnungslos. Er lässt sich kaum von mir abhalten. Wie ein wildes Tier lässt er die Wand von seiner Wut spüren. Er ist kaum zu stoppen. Doch ich gebe nicht auf. Ohne groß nachzudenken stelle ich mich einfach zwischen ihn und die Wand. Genau als er wieder kurz davor ansetzt seine Faust gegen die Wand zu boxen, hält er sofort inne als er mich vor sich sieht. Seine geballte Faust senkt sich wieder, seine Brust hebt und senkt sich schnell. Dementsprechend geht auch seine Atmung laut und wuchtig.

Unwillkürlich nehme ich sein Gesicht zwischen meine Hände und blicke ihn mit glasigen Augen an.

„sakin (ruhig)...ich bin bei dir!", sanft streiche ihm über seine Wangen.

„wie? Sag' mir wie soll ich ruhig bleiben, ha? Ich lese aus einem Tagebuch und erfahre darin das tragische Schicksal einer hilflosen Frau. Vor allem soll es sich auch noch um meine Mutter handel-"

„es ist von deiner Mutter, Ömer!", unterbreche ich ihn abrupt um ihm seine typische Skepsis zu nehmen.

„wie kannst du dir dabei sicher sein?", kühle Augen treffen auf meine. Gemeinsam mit seiner Skepsis jagen sie mir dabei eine unglaubliche Schauer ein. Es lässt mich direkt unwohl fühlen.

ÖMRAWhere stories live. Discover now