59. Kapitel

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Ömers Augen streng auf meinem Vater gerichtet. Sie verdunkeln sich mit einem Mal. Mein Kopf will sich zu meinem Vater neigen. Plötzlich geht alles so schnell und ich sehe wie Ömer mittlerweile am Kragen meines Vaters klebt und ihn wuchtig gegen meinen Kühlschrank drückt. Ein lauter Stoß ertönt dabei. Seine Hände nun an seiner Kehle, die fest zudrücken. Mein Vater ringt schwer nach Luft. Doch Ömer scheint das nicht zu interessieren. Seine Augen schwarz vor Wut. Es lässt mich vor Schock aufatmen. Ich bin wie gelähmt.

„sie hat dich was gefragt!", kommt aggressiv von Ömer.

„j-a.", krächzt mein Vater schwer.

„Ömer, lass ihn los!", versuche ich ihn mit meiner ganzen Kraft von meinem Vater loszureißen.

Jedoch vergeblich. Sein Griff um den Hals von meinem Vater ist einfach viel zu stark. Er ist außer sich. Es ist so als würde er seine ganze Wut gerade an der Kehle meines Vaters rauslassen. Seinen ganzen Schmerz, der sich über all die Jahre in ihm aufgesammelt hat und ihn sein ganzes Leben begleitet und zerstört hat.

„wie, verdammt? Wie konntest du sie von dort nicht retten? Wenn du eingeschritten wärst, wäre sie noch am Leben! Und du willst dich Mann nennen? Hah, eher ein feiger Hund!", er drückt mehr zu, mein Vater schon kreidebleich.

Schon allein vier Minuten genügen um einen Menschen in den Tod zu ersticken. Ömer klebt ihm bestimmt schon über zwei Minuten am Hals. Dies lässt die Angst in mir doppelt so stark aufsteigen. Ich muss ihn so schnell es geht von meinem Vater entreißen.

„ÖMER!!! YAPMA (hör auf) UND HÖRE IHM DOCH ERST ZU!", brülle ich vor Panik und versuche immernoch seinen Arm von der Kehle meines Vaters zu entfernen. Mein Vater kann mittlerweile keinen Ton aus sich bringen. Er versucht sich mühevoll aus Ömers festen Griff zu befreien, in dem er seine Hände schwach auf die Handgelenke von Ömer platziert, um seine Hände von seinem Hals wegzuschieben. Doch dies gelingt ihm schwer. Er kommt gegen seinen starken Griff, der ihm glatt die Kehle zuschnürt, nicht an.

Ich haue vor Sorge wie verrückt gegen seine Schulter und versuche ihn zu schubsen. Ich kann nicht tatenlos zusehen wie er mein Vater zu Tode erstickt. Er muss damit aufhören! Doch er ist wie ein wildgewordenes Tier und lässt sich schwer losbringen.

„LASS' IHN LOS, DU ERSTICKST IHN!", schreie ich mir die Seele aus und haue - so fest ich kann - auf seinen breiten Arme. Doch das bewirkt rein gar nichts bei ihm. Kein Schmerz oder dergleichen.

Plötzlich löst Ömer seine bebenden Hände nachdem er ein letztes Mal Druck ausübt. Unsanft schupst er meinen Vater zur Seite. Sofort fange ich ihn von der Seite auf, da dieser sich nicht ganz auf den Beinen halten kann. Mein Vater hustet dabei stark und versucht seine Lunge wieder mit genügend Sauerstoff zu füllen. Seine Atmung geht schnell und rangt direkt nach Luft. Sein Hals rot angeschwollen. Sein Zustand lässt mein Herz schmerzen.

Ömer hingegen ist auf das Balkon in der Küche verschwunden und raucht.

„es tut mir leid Papa aber er macht momentan eine schwere Phase durch..", ich reiche meinem Vater ein Glas Wasser, welchen er sofort annimmt und sehe ihn entschuldigend an.

„schon gut mein Kind! Ich verstehe seine Wut. Das ist nicht leicht für ihn...er wurde jahrelang in einer großen Lüge ertränkt.", er nimmt einen großen Schluck und öffnet die obersten zwei Knöpfe seines Hemdes. Vorsichtig fasst er sich an sein Hals. Kurz muss er dabei sein Gesicht verziehen.

„Gehts dir besser oder hast du schmerzen?", deute ich auf seinen Hals besorgt. Mein Vater nickt und verneint damit irgendwelche Beschwerden.

Gott sei Dank, gehts ihm gut!

ÖMRAWhere stories live. Discover now