10. Kapitel

3.3K 115 25
                                    

Stumm lege ich den Stapel voller Papiere wieder auf sein Tisch und gehe mit schnellen Schritten aus seinem Zimmer. Dabei spüre ich seine Blicke von hinten auf mir jedoch ignoriere ich sie gekonnt, denn der Drang hier - aus seinem Zimmer - zu flüchten ist gerade viel größer. Nachdenklich tapse ich in "mein" Zimmer und kann einfach kein Zusammenhang zwischen Ömer und ihm aufstellen. Was haben die beiden miteinander zu tun? Aber vielleicht ist er es ja gar nicht. Doch das muss er aber sein. Das ist kein Zufall! Vielleicht hält er mich deshalb gefangen bei sich. Will Ömer etwa Rache an ihm ausüben und ich bin dabei sein Instrument? Aber wieso? Hat ihm mein Vater etwas Schlimmes angetan? Ich muss Ömer aufjedenfall darauf ansprechen, sonst kann ich nicht ruhig schlafen. Aber nicht jetzt. Gerade fühle ich mich nicht bereit dazu, denn das Thema Vater bei mir ist nach wie vor ein wunder Punkt und deswegen muss ich diesen Schock erstmal verarbeiten und mich mental auf das Gespräch mit Ömer vorbereiten, da ich ganz genau weiß, dass da irgendetwas abgeht, was sehr unangenehm ist und mich umhauen wird. Ich versuche deshalb diese Gedanken so gut es geht erstmal bei Seite zu schieben und gehe im Zimmer angekommen zu meinem begehbaren Kleiderschrank und suche mir von den Klamotten, die ömer mithilfe von öykü für mich besorgt hat, ein passendes Outfit für das Treffen mit Elif raus. Dabei entscheide ich mich für eine mid waisted dunkelblaue Jeans und einen schwarzen Rollkragenpullover, welches ich mir in die Hose stecke und dazu einen passenden schwarzen Gürtel kombiniere. Fertig angezogen widme ich mich dem Schminktisch und fange an meine von Natur aus schon langen Wimpern zu tuschen. Dann kämme ich kurz meine vollen, dichten Augenbrauen und umrande meine Lippen noch mit einem nude farbenden lipliner. Die schminkprodukte hat mir öykü geschenkt und mich gleichzeitig auch noch beraten. Ich bin nämlich keine Person, die viel Schminke verwendet. Das liegt daran, dass ich meistens zum einen zu unmotiviert dazu bin, zum anderen keine Zeit dafür habe und mich nicht wirklich darin auskenne. Aber dennoch fühle ich mich mit meiner alltäglich Schminkroutine befriedigt. Zufrieden über das Endergebnis lächel ich kurz in den Spiegel und kämme mir daraufhin durch meine langen welligen Haare. Ich mache mir zu guter letzt noch einen strengen Zopf und bin auch nun bereit für das Treffen mit Elif. Sie ist die Ehefrau von erol, einem der Männer von Ömer. Dieser ist jedoch im Vergleich zu den Anderen ömers rechte Hand. Die beiden haben schon eine vertraute Beziehung zueinander. Erol ist auch mir gegenüber nicht mehr fremd im Vergleich zu den anderen. Anfangs habe ich ihn nicht wirklich gemocht aber das war bis ich seine liebevolle Seite kennengelernt habe. Er behandelt mich wie seine Schwester und nimmt mich sogar gegenüber ömer ab und zu in Schutz. Mit ihm kann ich auch mal reden, wenn es mir nicht so gut geht. Ich nehme ihn mittlerweile wie einen Bruder, den ich nie hatte, wahr und darüber bin ich wirklich froh. Meine Vorurteile gegen diese Orangutans wurden dank ihm etwas abgebaut, weil auch die nett sein können, wenn man sie wirklich kennenlernt. Mit Elif verstehe ich mich mittlerweile auch sehr gut. Sie weiß zwar nicht die Wahrheit aber trotzdem kann man mit ihr schön Zeit verbringen. Ihr gegenüber geht das Spiel zwischen Ömer und mir leider weiter. Ich weiß zwar nicht wieso aber der Herr will es so.

Ich ziehe mir meinen Mantel und meine schwarzen Boots an und verlasse mit meiner gepackten Tasche das Zimmer.

„bleib nicht so lange unterwegs!", höre ich ihn plötzlich hinter mir rau sagen, weswegen ich vor Schreck kurz aufschrecke. Ich drehe mich gelangweilt zu ihm und spüre seine Blicke auf mir mit denen er mich von oben bis unten abcheckt.

„was heißt nicht so lange?", frage ich augenverdrehend.

„zwei Stunden.", nun blickt er in meine Augen und nähert sich mir. Dabei fällt mir sein markantes Gesicht auf, dass leicht von seinem gepflegten Bart retuschiert wird.

„zwei Stunden? Dein Ernst? Frauen fangen erst in der zweiten Stunde an mit dem Shoppen!", kommt empört von mir.

„meine Frau nicht.", haucht er mir rau zu, steckt seine Kreditkarte in meine Tasche und entfernt sich von mir. Dabei steigt mir sein betörender männlicher Duft unter die Nase. Sein Gesagtes jagt irgendwie kurz eine Gänsehaut in mir aus, denn damit habe ich jetzt nicht gerechnet. Sofort schüttel ich kurz mein Kopf um wieder zu mir zu kommen.

ÖMRAWhere stories live. Discover now