81. Kapitel

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Arzus Sicht...
„Çok şükür, Allahım (Gott sei Dank)!", hauche ich erleichtert. Ein riesengroßer Stein fällt mir dabei vom Herzen.

Sie lebt.

„Geh' runter von mir! Ich muss zu meiner Schwester!", ich winde mich ungeduldig hin und her in der Hoffnung, Vedat würde von mir runtergehen.

Doch er bleibt standhaft ohne sich auch nur einen einzigen Centimeter zu bewegen. Mit strengen und aufmerksamen Augen checkt er die Umgebung ab. Ihm ist dabei egal, was ich da versuche zu treiben. Man sieht ihm dabei deutlich an, wie seine Gedanken auch bei den anderen, die sich wohlmöglich zwischen der Schießerei befinden, ist. Jedoch denkt er scheinbar nicht daran zu ihnen zu gehen und zu unterstützen. Stattdessen ist er hier bei mir und schützt mich.

„Hallooooo Vedat!", spreche ich ihn zum ersten Mal bei seinem Namen an. Auch wenn ich noch etwas außer Atem klinge, fühlt es sich für mich so merkwürdig an seinen Namen auszusprechen.

Auch Vedat sieht nun runter zu mir. Ich weiß nicht, ob ich es mir einbilde, aber in seinen Augen steckt etwas Verwunderung. Diese Augen, die grundsätzlich leer wirken und schwer zu definieren scheinen, sind für einen kurzen Moment leserlich. Seine Aufmerksamkeit auf mir lässt mich kurz den angesammelte Speichel runterschlucken. Kurz vergesse ich die gefährliche Lage um uns herum und bin gefangen in diesen Augen, die sich in meine bohren. Ich vergesse immer wieder wie schön sie eigentlich sind.

Kurze Zeit später schlage ich diese komischen Gedanken in meinem Schädel weg. Besser gesagt versuche ich es zumindest so gut es geht. Erneut wölbe ich mich unter ihm und versuche ihn von mir zu entfernen.

„Bleib' mal ruhig jetzt!", knurrt er als er bemerkt, wie ich mich mühevoll unter ihm bewege.

„Nein, geh' runter! Ich muss zu Sahra!", keife ich ihn mittlerweile zickig an. Haue wild auf seine Arme, die mein Kopf einkesseln. Doch er lässt sich nicht davon abbringen und drückt sich mit seinem Oberkörper sogar mehr an meinen runter.

„Du musst erstmal gar nichts außer deine Atmung zu normalisieren. Danach wirst du wieder zurück ins Auto und wegfahren!", bestimmt er streng.

Dabei haften seine Augen auf meinen und sein warmer Atem streift meine rechte Wange. Die Wärme schießt mir dabei direkt in die Höhe. Ein schräges Gefühl setzt sich in meinem Inneren ab. Es ist mir so fremd und gleichzeitig fühlt es sich so vertraut an. Ich weiß nicht, was mir geschieht. Ich kann diese komischen Gefühle auch nicht abbremsen.

„Das werde ich ganz sicher nicht, du Macho!", bringe ich dennoch stur aus mir, versuche mit meiner zickigen Art die gewohnte Distanz zwischen uns wieder herzustellen. Besser gesagt mache ich es für mich. Ich muss wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Ich darf mir zwischen uns nichts ausmalen. Wir sind nichts und werden auch nichts. Es ist unmöglich und sollte auch so bleiben.

„Versuche es mal ohne voreilig zu urteilen!", gibt er nur emotionslos.

„Die Schießerei scheint zu Ende zu sein. Ich muss nach den anderen sehen. Du wirst jetzt in mein Auto steigen und nachhause fahren, hast du mich verstanden?"

Überraschenderweise geht er dabei doch noch von mir runter. Er beugt sich etwas zu mir nach unten und hält mir seine Hand hin. Ein kurzer Blick auf seine Hände lässt mich sofort über seine Hand schwärmen. Sie ist so groß. Seine Nägel sind gepflegt und diese Adern, die hervorstechen. Alles in allem hat er sehr männliche Hände. Im Vergleich zu Görkem. Er hatte im Gegensatz zu Vedat nichts besonderes. Weder seine Person, noch sein Körper waren attraktiv. Seine Hände waren ebenfalls nicht anziehend. Neben Vedat war er ein Nichts. Wieder ärgere ich mich über mich selber. Ich habe meine ganzen Jahre mit so jemanden vergeudet, der es einfach nicht verdient hat. Sowohl charakterlich als auch äußerlich habe ich mir den falschen Mann für eine gemeinsame Zukunft ausgesucht.

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