Kapitel 6

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A D E L I N E

Es sind schon sechs schlaflose Nächte vergangen und ich sitze hier immer noch auf das ungemütliche Bett in dem engen Raum, welches gerade mal von einem kleinen Fenster oben beleuchtet wird. Die Kälte wird, desto öfter ich an sie denke, unerträglicher. Genauso wie das eklige Gefühl schmutzig zu sein, immer schlimmer wird. Das Summen der Insekten um mich bereitet mir jedesmal eine unangenehme Gänsehaut. Wie, wenn ich sie zu sehen bekomme.

Es ist mir klar, dass es an dem Wald nebenan liegt, den ich halb zu sehen bekomme, wenn ich nach oben durch das zerbrochene Glas schiele. und eigentlich liebe ich die Natur. Es gibt nichts schöneres, als einen Spaziergang im Wald und dabei einen friedlichen, bunten Schmetterling beim fliegen zu beobachten. Schon allein bei dem Gedanken muss ich grinsen. Ich habe es vermisst, wieder die schöne Natur Luft einzuatmen, mich im Wald umzusehen und erfreut einen Eichhörnchen zu entdecken. Vermisst habe ich aber auch meine Büchersammlung, die ich sortiert in meinem Regal stehen habe, um mir - nachdem ich von der Arbeit komme - eins schnappe und die ganze Welt um mich vergesse.

Bilder tauchen in mein inneres Auge auf und die Sehnsucht all diese schönen Dinge wieder zu machen wird größer. Doch es sind gerade mal ein paar Erinnerungen, die mich umkreisen. Denn wenn man alleine ist, kann einen nicht jeden Tag etwas besonderes passieren.

Lautes Klappern ertönt von hinter der Tür und sofort spanne ich alle meine Muskeln an, obwohl ich eigentlich weiß, dass Sophia gleich den Raum betreten wird. Schließlich hatte sie mir gesagt, sie würde in einer halben Stunde wieder kommen, um das Tablett abzuholen.

Sophia ist in dieser Zeit echt eine große Unterstützung für mich. Mag vielleicht komisch klingen, doch ohne sie wäre ich hier wahrscheinlich am Boden zerstört. Man könnte sagen, sie erleichtert mir das alles hier. Was das auch immer hier sein mag. Sie verbringt den halben Tag mit mir, bringt mir immer wieder essen runter und versucht sich einigermaßen um mein Wohlbefinden zu kümmern.

Seelisch geht es mir dank ihr auf jeden Fall etwas besser, als die ersten Tage, doch mein körperliches Befinden verschlechtert sich Stunde für Stunde. Die Kälte scheint auch, trotz der dicken Decke, die sie mir runtergebracht hat, meinen ganzen Körper durchflutet zu haben und hat ihn komplett versteift. Und dazu kommen noch meine einzelnen Knochenteile, die furchtbar schmerzen. Von meinen verkrampften Muskeln brauche ich gar nicht erst anfangen zu sprechen und all das zusammen, lässt mich wünschen lieber gelähmt zu sein. Am besten gar nichts mehr zu spüren und einfach nur so da zu liegen.

So wie erwartet tretet die hübsche, blonde Frau mit eine Tablette zwischen den Fingern und lächelt mich, wie immer, warm an. So, als würde sie mir sagen wollen, dass nur sie es ist und ich keinen Grund habe Angst zu haben, was tatsächlich auch etwas klappt. Augenblicklich entspanne ich mich wieder und beobachte, wie sie mit kleinen Schritten auf mich zukommt.

Sophia versucht immer vorsichtig zu sein, wenn sie sich mir nähert oder mit mir spricht. Und da bin ich ihr mehr als dankbar.

Angestrengt versuche ich ihr Lächeln zu erwidern, was höchstwahrscheinlich eher wie eine Grimasse aussieht. Sie schnappt sich den Holzstuhl in der Ecke und stellt ihn vorsichtig neben dem Bett.

„Hier... falls du sie jetzt doch brauchst.", streckt sie ihre Hand aus. Doch diesmal schüttele ich meinen Kopf. Allein das Essen, esse ich mit viel Bemühung und ohne es zu genießen. Da ist mir eine Tablette jetzt wirklich zu viel und lässt mein Misstrauen ihr gegenüber wieder wachsen.

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