Kapitel 15

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A D E L I N E

Seit Aiden am Mittag hier war, ist schon ein Tag vergangen und nun ist es der nächste Tag. Clary war heute Morgen auch schon hier gewesen. Sie hat nach mir gefragt und meinte, sie würde ab und zu nach mir schauen, jetzt wo Sophia weg ist.
Es macht mich traurig, dass sie mich hier alleine lässt. Natürlich verstehe ich das, schließlich braucht auch sie eine Pause, so hart wie sie hier arbeitet. Jedoch ist sie meine einzige Freundin in dem Haus, mit der ich rede. Clary ist zwar auch nett, doch es macht die Sache schwieriger, da sie mit Liam verheiratet ist. Wer weiß, was sie ihn dann alles erzählen geht und außerdem kenne ich sie kaum. Bis jetzt war sie nur vier bis fünf mal hier.

Seufzend setze ich mich auf das Bett hin und ziehe die Knie an meine Brust. Ich erinnere mich an das kurze Gespräch gestern mit Aiden und kriege komischerweise eine Gänsehaut an meinen Armen. Ich suche seitdem den Fehler den ich gemacht habe, weshalb er wieder mal so sauer geworden war. Ich sagte ihn sogar, dass ich ihnen helfen würde. Ich bin bereit, ihnen bei der Suche meines Bruders zu helfen, wenn sie mir doch nur sagen, was er angestellt hat und was die Konsequenzen sind. Schließlich will ich ihn nicht persönlich dem Tod aushändigen. Wie könnte ich auch? Er ist meine zweite Hälfte, die er mit sich genommen hat, als er fortgegangen ist und mich vergessen hat. Doch ich bin ihn nicht böse.

Das zwitschern eines Vogels zieht mich zur Realität und es lässt mich seit langem wieder glücklich lächeln. Er klingt wie Micky. Ich lausche aufmerksam sein Gezwitscher, dabei stehe ich auf und näher mich dem Glas. Im Garten sehe ich keinen Vogel. Vielleicht ist er auf der anderen Seite oder unter dem Dach der Terrasse.

Wie gern ich doch da unten mal sitzen würde. Die Sonne strahlt und lacht einem ins Gesicht, während die vielen Vögeln singen und um einen fliegen. Die vielen bunten Blumen und Rosen, welche einem gute Laune machen. All das habe ich vermisst. Ein Spaziergang... nur ein einziger.

Ein Seufzen entflieht mir, ohne dass ich es bemerke. Was erträume ich mir denn da? Mein altes Leben existiert nicht mehr. Es ist weg und wird nie wieder zurückkommen.

Ein Klopfen reißt mich aus meiner Welt, weshalb ich ein knappes „Ja" von mir gebe. Vermutlich haben sie es nicht einmal gehört, aber wie erwartet tretet Clary hervor, gefolgt von Aiden. Aber wo ist Liam?

Clary hatte mir schon gesagt gehabt, dass sie später alle nochmal herkommen würden, um mir paar Fragen zu stellen und damit wir über das ganze reden. Ich hoffe, das diesmal wenigstens meine Fragen beantwortet werden, was ich allerdings nicht befürchte. Beide setzen sich auf das Sofa und auch ich begebe mich auf das Bett gegenüber von ihnen.
Ich werfe ein Blick zu Clary und bemerke, wie sie konzentriert runter schaut. Es vergehen Sekunden, die sich wie eine Ewigkeit anfühlen, denn unter diesen braunen Augen, die einen zu durchlöchern scheinen, will man nur noch im Erdboden versinken.
„Adeline...", bricht die hübsche Dame nun endlich diese unerträgliche Stille. Ich schaue von meinen Händen hoch und gebe ein leises „Hm?" von mir. Sie lächelt mich liebevoll an und scheint zu überlegen, was sie nun sagt. „Du bist bereit uns zu helfen oder?", fragt sie und hebt ihre Augenbraun hoch.

Ich schlucke kurz, denn anscheinend wurde ich falsch verstanden. Ich bin erst bereit zu helfen, wenn sie mir sagen, was Ethan getan hat und was die Konsequenz sind. „Ähm...", setze ich stotternd an, weil mich die Angst langsam wieder übernimmt und die Oberhand gewinnt.

Scheiße, Adeline reiß dich zusammen!

„A-also ich werde euch helfen, ja. Aber ich will wissen, was Ethan getan hat, dass ihr ihn unbedingt finden wollt.", erzähle ich ihr und versuche so schwer es geht meine Augen auch nur auf Clary zu fokussieren. Aiden's Blicke werden nämlich intensiver und schärfer, was die Nervosität in mir brodeln lässt. Ich glaube, ihn gefällt meine Antwort ganz und gar nicht und er wollte eher ein „Ja" hören.

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