Kapitel 25

1.3K 55 0
                                    

A D E L I N E

Als das Auto zum stehen kommt, bin ich ziemlich erleichtert. Die Fahrt verlief zwar relativ ruhig, doch echt anstrengend und nervenzerreißend für mich. Ich hatte mein zweiten Burger nicht gegessen, weil ich das Gefühl hatte, dass Aiden ihn vielleicht essen mag. Ich legte ihn einfach wieder zurück in die Tüte, allerdings rührte er ihn nicht an. Aiden ist schon ausgestiegen, aber er sagte nichts, bevor er ging. Also schnalle ich mich einfach ab und steige vorsichtig aus. Verwirrt runzle ich die Stirn, als ich das große, weiße Haus vor mir betrachte. Mein Gedächtnis funktioniert zwar nicht perfekt, aber das ist sicherlich nicht das Haus meiner Familie.
Vielleicht sind sie ja umgezogen. Umklammert halte ich meine Flasche in der Hand, während ich mir dieses wunderschöne Haus angucke. Komischerweise fühle ich mich nicht unwohl und ich trage im Moment keine Angst in mir. Allerdings weiß ich, dass dies gleich folgen wird. Vom Augenwinkel sehe ich Aiden, der den Kofferraum zu macht und mit meinem Handgepäck in der Hand vor mir auf die Haustür läuft. Soll ich ihn jetzt nach? Als er mir dann einen ausdruckslosen Blick schenkt, nachdem er die Tür mit dem Schlüssel öffnet, eile ich hastig hinterher. Dieses Haus scheint wohl ihn zu gehören. Bei dem Gedanken, weiß ich nicht, ob ich panisch werden sollte oder ehe weiter die Ruhe bewahren. Na wenigstens nicht das Horrorhaus...
Schluckend betrete ich es und bin fasziniert. Es ist von innen noch viel schöner, als von außen. Während Aiden mit dem Koffer vor mir läuft und in eine bestimmte Richtung geht, dackel ich ihn
begeistert hinterher. Die Küche ist riesig und ist im Wohnzimmer mit eingebaut. Es besteht fast alles aus Glas und scheint dennoch so elegant und luxuriös. Hinter der Glasscheibe befindet sich der Strand und man hat den direkten Blick auf den Ozean. Leider kann ich es nicht genau betrachten, schließlich ist es stockdunkel draußen.
Wir steigen eine Treppe hoch, die zu einem langen Flur führt und immer noch sieht alles so wunderschön aus. Ich habe mir das andere Haus von San Francisco zwar nicht richtig ansehen können und ich ahne, dass es etwas größer ist, doch dieses hier ist perfekt. Wow. Wir kommen vor einer Tür zum stehen und direkt senke ich meinen Blick, als Aiden mich für Sekunden anstarrt, ehe er die Tür öffnet und vor mir den Raum betritt. Es sieht aus, wie ein gewöhnliches Schlafzimmer, nicht so elegant und übertrieben wie das andere, dennoch ist es schön und sieht gemütlich aus. Als das Bett mir ins Auge sticht, würde ich mich am liebsten darauf schmeißen, da ich immer noch ziemlich müde bin und ich ganze sechs Stunden davor saß. Mein Po ist mir schon längst eingeschlafen. Aiden legt mein Koffer neben den Schrank ab und dreht sich wieder um, ohne mir einen Blick zu widmen.
„Klopf wenn was ist.", sagt er noch, ehe er die Tür schließt und gleich danach, das Rascheln eines Schlüssels zu hören ist. Genervt verdrehe ich die Augen. Mein Gott, wo sollte ich hier abhauen? Ich weiß nichtmal wo wir uns befinden. Müde und am überlegen, was nun passiert, setze ich mich auf das himmlische Bett. Doch ich will erstmal in das Bad. Duschen und mich frisch machen, bevor ich mich endgültig unter der Decke verkrieche, allerdings scheint das wohl nichts mit dem Plan. Ohne es gemerkt zu haben, lag ich da schon mit geschlossenen Augen und war in weniger als Minuten im Land der Träume angelangt.

***

Am Morgen habe ich mich dann unter die Dusche gestellt und das warme Wasser gut genossen, danach die Zähne geputzt und mir eine Jeans und ein lockeren Pullover angezogen. Das wetter war noch nicht ganz sommerlich und da wir uns direkt am Wasser befinden, würde es wohl ein wenig kühler sein als sonst. Meine Haare stecke ich heute ausnahmsweise hoch zu einem strengen Zopf, wobei mir auffällt, dass meine Spitzen an den Locken echt spröde sind. Trotz dessen fühle ich mich heute echt schön. Dies passierte selten und vor allem, wenn ich in der Nähe meiner Familie bin. Zwar bin ich noch nicht bei ihnen, aber diese paar Kilometer die uns trennen, machen mir dennoch zu schaffen und lassen mein Magen sich unangenehm zusammenziehen. Ausatmend mache ich mich auf den Weg zur Tür und als ich die Klinke berühre, fällt mir ein, dass mich Aiden doch eingesperrt hatte nachts. Als wäre ich ein Tier, welches in der Nacht versuchen würde abzuhauen. Doch trotzdem drücke ich sie runter und bin verwunderte, dass sie tatsächlich aufgeht. Meine Beine, die sich, wie von alleine, ausbrechen wollen, bringe ich in letzter Sekunde zum stoppen, bevor sie das Zimmer verlassen haben. Darf ich denn überhaupt raus? Ja oder? Sonst hätte er doch nicht aufgeschlossen, wenn ich nicht dürfte. Nervös und ein wenig ängstlich wage ich es nun doch raus und betrachte, während ich den langen Flur entlanglaufe, die wunderschönen Gemälde an den Wänden. Links sowohl auch rechts. An den Treppen angekommen, höre ich seine tiefe, einschüchternde Stimme, die die Furcht in mir wachsen lässt. Aiden scheint wohl zu telefonieren und ohne, dass ich es überhaupt will, lausche ich aufmerksam. Ausversehen...
„Sie schläft noch... Ja, mach ich... Noch etwas?...
Ja, Okay..." Seine Stimme klingt äußerst genervt und ich vermute, dass es in dem Gespräch um mich geht.
„Ich bin nicht gemein und das weißt du..."
Beinahe hätte ich aufgelacht und ich muss mir für Sekunden meine Hand auf den Mund pressen, um kein Laut von mir zu geben und somit die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken.
Hat er grade wirklich behauptet, dass er nicht gemein sein würde? War das ein Scherz? Denn genau so klang es für meine Ohren. „Sie soll sich nur benehmen und ich verspreche, ich werd mein bestes geben." Auch wenn er noch immer genervt und lustlos klingt, schwingt relativ viel Ehrlichkeit mit in seinem tiefen Ton. Er scheint in der Küche zu sein, denn ich höre ab und zu das klappern von den Tellern und Gläsern und frage mich neugierig, was er macht. Als das Telefonat wohl beendet war, raffe ich mich und versuche beim runtergehen nicht die Balance zu verlieren. Ich habe keine Lust, die Treppen noch einmal runterzurollen, wie damals. Unten angekommen, drehe ich mich zu der Küch und erblicke ein Aiden, dessen breiter Rücken in einem schwarzen T-shirt, zu mir gedreht ist. Scheinbar ist er fokussiert an etwas, denn auch als ich mich räuspere, bemerkt er mich nicht. Schluckend und mit einem höheren Herzschlag als eben, begebe ich mich in seine Richtung und muss mich immer noch konzentrieren, mein Gleichgewicht zu halten. Vor Aufregung stolpere ich immer gerne und gerade könnte ich es echt nicht gebrauchen mit verstauchtem Fuß rumzulaufen.
Noch einmal räusper ich mich, diesmal etwas leiser. Ich komme vor der Theke vor mir zum stehen und überlege, ob ich mich hinsetzen soll, bleibe aber doch lieber stehen und starre auf meine Finger die ich auf dem schwarzen und kühlen Mamor Glas abgelegt habe. Nun bekomme ich Aiden's Aufmerksamkeit, als er sich umdreht und mich genauestens betrachtet. Ich beiße meine Zähne aufeinander und auch meine Hände fange ich an unruhig miteinander zu kneten. Ich traue mich nicht ihn weder ein Guten Morgen zu wünschen, noch überhaupt anzugucken. Verdammt, diese verteufelte Beklemmung muss bald dringend ein Ende finden, wenn ich in seine Nähe bin. Nachdem er endlich fertig damit ist mich abzuchecken, dreht er sich kurz um, greift nach einem Teller und platziert ihn mir schlussendlich vor die Nase, weshalb ich wegen dem unerwarteten Knall leicht zusammenzucke. Auf dem Teller waren lecker duftende Pancakes mit einer kleinen Schüssel Sirup daneben. Dazu liegen noch einige Früchte. Ich betrachte sie ein wenig skeptisch, denn ich bezweifle, dass sie überhaupt gewaschen wurden, so dreckig wie sie aussehen. Man könnte denken, die Birne sowie auch die Trauben, sind grade frisch vom Garten abgeholt worden. Schluckend versuche ich einen Satz zu stammeln und Presse für Sekunden die Lippen aufeinander, ehe ich mein Kopf erhebe. „Dankeschön.", kommt mir doch nur ein Wort aus mein Mund und ich könnte schwören, er hört die Angst genauso raus, wie ich sie höre. Er sieht mich nicht an und antwortet mir auch nicht, stattdessen wäscht er den Abwasch, ohne jegliche Emotionen in seinem Gesicht. Ich widme mich dem Essen, während ich mich vorsichtig auf dem großen Hocker setze und mich frage, ob er schon gegessen hat. Denn wie es aussieht, gibt es keinen weiteren Teller außer meinen. Vielleicht hat er ja schon gegessen, denke ich mir und greife nach dem Messer und nach der Gabel. Normalerweise würde ich es mit meinen Händen verspeisen, da ich das Essen somit viel besser genieße. Diesmal nehme ich aber das silberne Besteck zwischen meinen Fingern, da ich mich ehrlich gesagt nicht traue, so vor Aiden zu essen. Zwar sehe ich nun auch nicht aus wie ein Schwein und besitze noch Anstand, während ich esse, doch trotzdem lasse ich es sein. Als die Pancakes in mein Mund gelangen, bin ich erstaunt. Sie sehen so lecker aus, schmecken allerdings kein bisschen, so wie sie präsentieren und riechen. Schrecklich!
Angestrengt versuche ich mir nicht anmerken zu lassen, dass ich es am liebsten sofort ausspucken würde. Der Teig ist nicht ansatzweise durch und anstatt dass es süß schmecken soll, schmeckt es salziger als das pure Salz selbst. Was hat er da nur gemacht? Mit etwas geweiteten Augen halte ich den Atem an, während ich mich bemühe, so schnell es geht dieses rohe etwas runterzuschlucken. Ein ersticktes Keuchen entflieht mir, als ich es endlich runterschlucke und nun doch angeekelt die Augen verenge und auf den Teller starre. 
Ich schiebe mir, ohne weiter zu überlegen eine Weintraube in den Mund, um meine Geschmacksknospen noch am Leben zu erhalten. Nachdem der süße Geschmack nun besser runterkam, als das schreckliche Teig davor, hebe ich meinen Kopf und hätte mich beinahe verschluckt, als ich in Aiden's augen sehe. Er lehnt mit verschränkten Armen an dem Herd und schaut mit einer hochgehobenen Braue kalt und fragend gleichzeitig zu mir. Sein Blick ist eindringlich und ziemlich intensiv, dabei scheinen diese wunderschönen hellbraunen Augen, die in der Mitte einen leichten Grün Stich besitzen, mich gleich töten zu wollen. Nicht, weil er wie immer mit Hass und Wut auf mich herabschaut, sondern weil sie mich so sehr in ihren Bann ziehen, dass ich mich gefangen und gleichzeitig auch erdrückt fühle. Das Gefühl von Panik scheint meinen Körper wieder einmal zu übernehmen und ich wende so schnell wie nur möglich die Augen von seinen ab. Gott, was ist nur los mit mir? Röte schießt mir in den Wangen und auch wenn ich es nicht sehen kann, kann ich die Wärme, die plötzlich mein Gesicht umgibt, mehr als gewollt spüren. Er hat mich erwischt, wie ich mich über sein Essen ekle. Verdammt, bin ich gemein. Oder ist er der gemeine? Weiß er vielleicht, dass es grausam schmeckt und isst deswegen nichts davon? Schaut er mir deswegen so aufmerksam zu, damit er sich innerlich darüber amüsieren kann? Schließlich frage ich mich, wie man so schreckliche Pancakes machen kann. Selbst ein Kind würde das mit einem vernünftigen Rezept hinbekommen. Allerdings denke ich, dass er den Zucker möglicherweise mit dem Salz verwechselt hat. Nervös esse ich die, sehr wahrscheinlich, ungewaschenen Trauben und widme mich gleich danach der Birne, die ich auch leise und nervös verspeise. Paar mal habe ich das Gefühl, mich unter seinem Blick zu verschlucken, doch irgendwie wäre es mir recht. Einfach an einer Birne zu sterben, wird mir bestimmt alles erleichtern und ich wäre glücklich... denk ich.
Verwirrt über meine Gedanken, merke ich dass Aiden begonnen hat zu sprechen und eine Gänsehaut meine Haut überkommt. „Sophia will mit dir sprechen.", teilt er mir kurz und knapp mit, wobei ich die Augenbraun zusammenziehe und jede seiner Bewegung unauffällig beobachte. Er schnappt sich sein Handy von seine Hosentasche, tippt etwas darauf ein und legt es vor mir auf den Tisch. Es klingelt und verschwommen kann ich erkennen, dass Sophia auf dem Display steht. Eine große Vorfreude macht sich in mir breit und ich warte ungeduldig darauf, dass sie endlich abnimmt. Doch ich versuche es mir nicht anmerken zu lassen. Stattdessen sitze ich auf diesen Hocker und rutsche ein wenig hin und her, während die Angst sich nun etwas zurückzieht und Freude ihren Platz einnimmt, als sie endlich rangeht. „Hallo?", ertönt ihre süße Stimme durch die Leitung und für Sekunden warte ich, ob Aiden etwas von sich gibt, doch er lehnt wieder am Herd und beobachtet mich aus seinen faszinierenden Augen. Schluckend widme ich mich nun Sophia und spüre wie meine Mundwinkel ein wenig nach oben Zucken. „Hey, Sophia", spreche ich fröhlich, dennoch mit einem Hauch von Nervosität dahinter. Gott, seine Nähe lässt mich nicht mal richtig sprechen, geschweige denn vernünftig Atmen. Wann würde diese beschissene Beklemmung mal weggehen? Eigentlich müsste ich mich schon langsam daran gewöhnt haben. „Adeline! Wie geht es dir?", ruft sie völlig überrascht und aufgedreht, als hätte sie nie wieder mit meiner Stimme gerechnet. Ich versuche mir mein grinsen zu verkneifen, aber ich kann es mir nur schwer zurückhalten und strahle beinahe schon über beide Ohren.
„Mir geht es gut und dir?", antworte ich ihr und überspringe den Part, wo ich sie angelogen habe. Jedoch bin ich mir sicher, dass sie selber weiß, dass es mir nicht grade blendend geht.
„Mir geht es auch gut, aber ich mach mir Sorgen um dich." Ihr Ton wird zum Ende hin trauriger und ich höre die Sorge aus ihrer Stimme ziemlich deutlich heraus. Mein Lächeln zerfällt langsam auch und ich muss schlucken. Trotzdem versuche ich stark genug zu klingen und zwinge mir einen Grinsen auf die Lippen, obwohl sie es eigentlich nicht sieht. Vielleicht aber, um meinen Ton jetzt besser zu unterstützen. „Brauchst du nicht. Wie gesagt, mir geht es gut.", versuche ich überzeugend zu klingen, doch es war alles andere als das. Wäre Aiden nicht im Raum, würde ich vielleicht die Wahrheit sagen. Ich würde ihr sagen, dass es mir ganz und gar nicht gut geht. Dass ich mich fürchte und die Angst mich regelrecht von innen auffrisst. Ich würde ihr erzählen, wie es war, als ich meine Eltern wieder gesehen habe und wie ich mich nun fühle. Denn ich fühle mich alles andere als „gut" und ich denke, das weiß sie. Ich kann das alles jedoch nicht vor Aiden aussprechen, dafür fehlt mir Mut. Höchstwahrscheinlich würde ich in Tränen ausbrechen und da brauche ich sicher keinen Aiden, der mir dabei zuschaut. „Adeline, du lügst. Erzähl mir, was los mit dir ist." Sophia klingt ziemlich besorgt und irgendwie freut es mich, das zu hören. Nicht, dass sie meiner wegen Sorge in sich trägt, sondern weil sich lange niemand mehr um mich sorgen gemacht hat. Es tut gut zu wissen, dass man einem vielleicht doch ein wenig bedeutet.
Noch einmal schlucke ich und schließe meine Augen für paar Sekunden, um die richtigen Worte zu finden. Denn weiterhin abstreiten würde nichts bringen, schließlich hat sie es schon bemerkt und wird nicht locker lassen, bis sie weiß, was in mir vorgeht. „Ich... also ich-", versuche ich zusammen zu stammeln, doch da ich plötzlich aufkommenden Flüssigkeit spüre, breche ich ab. Schnell blinzle ich einige Male, um zu verhindern, dass meine Tränen jetzt über meine Wangen kullern. Ich spüre diesen unglaublichen Druck, den die Aura von Aiden auf mir ausübt und ich atme tief durch, um wieder sprechen zu können. „Ich bin einfach überfordert.", verlassen die Worte nun mein Mund und entsprechen somit nur die halbe Wahrheit. Als es auf der anderen Seite weiterhin still bleibt, merke ich, dass diese Antwort Sophia nicht genügt. „Und ich habe angst... sehr große angst. I-ich will nicht zurück in dieses schreckliche Haus." Erst als ich schluchze, merke ich, dass ich begonnen habe zu weinen und das meine Wangen feucht sind. Verdammt, wann hab ich denn bitte angefangen zu weinen?
Ich wische mir mit meiner Rückhand die Feuchtigkeit vom Gesicht und höre dabei Sophia zu.
„Ich weiß, Adeline. Aber du wirst ja nicht für immer dort bleiben. Nur einige Stunden und dann kommst du da raus... versprochen.", erklärt sie mir in einem ruhigen Ton. Doch sie versteht nicht, dass die Erinnerungen mich alle wieder umkreisen werden, sobald ich nur ein Fuß in dieses verfluchte Haus setzen werde. Sie werden mich nicht mehr loslassen. Ob im klaren Verstand oder in den Träumen.
„Und außerdem ist Aiden bei dir.", fügt sie hinzu und ich bin kurz davor die Augenbrauen zusammenzuziehen. Als würde mich das in irgendeiner Hinsicht beruhigen? Vorsichtig blicke ich aus glasigen Augen zu ihn hoch und erkenne wieder einmal nichts. Seine Gesichtszüge sind hart, wie immer, doch sein Ausdruck verratet mir gar nichts. Seine Augen sind jedoch die einzigen, die mir etwas von seinen Emotionen ausdrücken. So als würden sie mit mir sprechen, da er es nicht tut. Wenn ich mich nicht täusche, dann sehe ich ein Funken - nein das kann nicht sein. Bedauern?
Perplex blinzle ich und schaue hastig wieder weg, da ich wohl zu lange gestarrt hatte. Eine Gänsehaut übersäht meine kalt gewordene Haut und ich schlucke den Kloß, der sich mittlerweile in mein Hals gebildet hat. Habe ich wirklich etwas aus seinen Augen lesen können? Ist es wirklich Bedauern, was ich gesehen habe? Nein, das kann es nicht gewesen sein. Nicht bei Aiden Harris. „Hallo, Adeline? Bist du noch dran?" Völlig vergessen, dass Sophia noch dran ist, nicke ich, merke dann aber, dass sie mich überhaupt nicht sieht und ärgere mich innerlich über meine Dummheit. „Ja, ich bin noch dran.", hauche ich und wische mir die restlichen Tränen diesmal mit meinem Hoodie weg. „Hast du mich denn gehört? Du brauchst keine Angst haben. Du wirst da rauskommen und Aiden wird bei dir sein. Er wird nicht zulassen, dass es dir schlecht geht, das verspreche ich dir." Verwundert und auch verwirrt über das was sie sagt, ziehe ich nun doch die Brauen zusammen. Er wird nicht zulassen, dass es mir schlecht geht? Ja, zu schade, dass ich mich sowieso nur in so einem Zustand, dank ihn befinde. So gerne, würde ich jetzt zu ihn aufschauen und gucken, was seine Augen mir diesmal sagen, doch ich belasse es dabei. „Okay", gebe ich leise von mir, ohne darauf einzugehen. Wie denn auch, wenn er direkt vor mir steht. „Wenn was ist, sagst du Aiden sofort, dass du mit mir sprechen willst, Okay? Ich werde dich die nächsten Tage auch auf jeden Fall wieder anrufen."
Erneut bin ich kurz davor zu nicken, gebe dann ein „Okay" von mir.

F E A R Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt