Kapitel 3

2.2K 76 13
                                    

A  D E L I N E

Seitdem diese Typen den Raum verlassen haben, habe ich mich nicht vom Fleck gerührt. Ich bin in Art Schock und ich weiß nicht, ob ich da wieder so schnell rauskommen werde. Mein ganzer Körper schmerzt und mein Kopf droht gleich zu explodieren, während meine Augen vom ganzen weinen in der Nacht komplett trocken geworden sind und nicht aufhören wollen zu brennen.

Aber das alles ist nichts im Vergleich zu der Angst, die ich die ganze Zeit über in mir spüre. Sie frisst mich regelrecht auf. Und wenn es etwas gibt, was ich am meisten an mir hasse, dann ist es diese verdammte Bangigkeit, die mich immer und egal wo mitverfolgt.

Das laute Gezwitscher der Vögel reißt mich aus meinen Gedanken und erinnert mich somit wieder mal daran, dass das kleine Fenster oben eingeschlagen ist und dadurch den ganzen Raum in einer Tiefkühltruhe umwandelt. Immerhin sind es draußen drei Grad und da ich nur ein T-Shirt und eine dünne Jeans trage, macht es das auch nicht gerade angenehm. Die ganze Nacht über habe ich gezittert und auch jetzt, kann ich nicht damit aufhören.

Meine Gedanken werden augenblicklich unterbrochen und wimmernd halte ich die Luft an, als ich mehrere schwere Schritte höre, die sich immer mehr in meine Richtung nähern. Sofort spannen sich alle meine Muskeln an, als ich das aufschließen der Tür höre.

Mit hämmernden Herz und gesenkten Kopf, lausche ich, wie die alt aussehende Tür langsam aufgeschlossen wird. Vom Augenwinkel kann ich ganz gut erkennen, wie zwei Männer vor dem Bett zum stehen gelangen. Kurz ertönt ein lautes krachen und gleich danach das nächste. Dadurch, dass ich ziemlich empfindlich bin, übersäht mich eine unangenehme Gänsehaut und ohne, dass ich es merke, schluchze ich leise. Dabei brennen meine Augen wieder fürchterlich, als die Feuchtigkeit meine Sicht füllt.

„Was hast du gestern in dem Wald gemacht? Haben sie dich geschickt? Sind sie also so-", „Aiden, beruhige dich. Sie wird so nicht antworten.", unterbricht die etwas sanftere Stimme, die ich Liam zuordnen kann, den zornigen und aufdringlichen Aiden.

Meine Atmung verschnellert sich automatisch, wenn ich mir nur allein vorstelle, was er wohl alles gemacht hätte, wäre dieser Liam nicht hier. „Wie heißt du?", übernimmt er es diesmal ruhig und geduldig. Trotz der Sanftheit in seiner Stimme, kann ich ihn nicht in die Augen schauen.

„Was?...", murmelt der Riese deutlich verwirrt, jedoch eher zu sich selbst. „Adeline", flüster ich und schmecke die salzige Flüssigkeit, die meine Wange entlang geflossen ist, in meinem trockenen Mund, als ich ihn öffne.

„Adeline was?", führt er immer noch beharrlich fort. „M-Morgan", erwidere ich und denke nicht einmal daran, mein Zittern dabei zu verbergen. Denn es ist doch vollkommen normal, in so einer Situation Bammel zu haben oder?

Die Tatsache, dass sie meinen Namen eigentlich schon kennen, beschäftigt mich momentan am wenigsten. Ich will einfach nur gehen...

Kurz herrscht eine komische Stille, in der ich stumm beobachte, wie die Tränen Pfütze auf meinem Oberteil immer breiter wird und ich die Nässe bereits auf meiner kalten Haut an mein Dekolleté spüre.

„Was wolltest du in dem Wald?", werde ich wieder laut in die Realität gabracht. Ich hebe leicht den Kopf an, achte aber darauf, dass mir keiner in meine Augen guckt. „Ich-ich wollte nur etwas L-luft schnap-", „Willst du mich verarschen?! Welches Mädchen in deinem Alter geht um dreiundzwanzig Uhr nachts in einem stockdunklen Wald, wo keiner hingeht, Luft schnappen?!" Lautstark unterbricht er mich und steht mit einem Mal von seinem Stuhl auf, auf dem er die ganze Zeit über saß, sodass er hinter ihn auf den Boden kracht. Ich versuche mich immer mehr nach hinten zu drücken, wobei mein Rücken schon anfängt zu schmerzen. Mir bleibt plötzlich der Atem weg und ich japse, als er wieder schreit. „Nur noch ein letztes Mal frage ich... haben sie dich geschickt?!", brüllt er wieder los und kommt immer näher.

F E A R Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt