Kapitel 26

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A D E L I N E

Seufzend betrachte ich mich im Spiegel und fluche, als ich mit meinen Fingerkuppen über dieses Kleid streiche. Es ist so verdammt schön, doch es macht mich wütend. Wütend, weil ich nie wie diese reichen, hochnäsigen schmarotzer aussehen wollte, die an nichts anderes denken, außer mit ihren Geld und ihren perfekten Aussehen, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Aber verflixt nochmal genau so sehe ich heute aus. Reich, hochnäsig und wie diese Vollidioten.

Verzweifelt streiche ich mir die Strähne aus dem Gesicht, die ich heute ausnahmsweise geglättet habe. Es ist ungewohnt für mich, mich mit glatten Haaren zu sehen, denn ich liebe meine locken. Ich mag sie vor allem, weil sie meine Schüchternheit ein wenig verdecken. Ich habe oft zu hören bekommen, dass ich durch meine starken und dunkeln Locken ziemlich selbstbewusst erscheine und auch etwas selbstsicher, was ich ganz und gar nicht bin. Möglicherweise mag ich sie ja genau aus dem Grund. Weil ich vielleicht einen anderen Eindruck bei den Menschen hinterlasse, als das schüchterne, kleine Mädchen.

Ich betrachte mich noch eine Weile. Lasse meine Augen über das dunkelblaue mit Steinchien bezogene Kleid schweifen, welches wie eine zweite haut an mir klebt und dadurch meine Kurven stark zum Ausdruck bringt.

Ich schlucke kurz, denn sobald ich mich erinnern kann, war ich vor einigen Monaten nicht so dünn. Ich hatte die perfekten Rundungen für ein Mädchen. Nun sind sie nicht mehr so stark und auch meine Beine, die zu sehen sind, da das Kleid kurz über meine Knie aufhört, sind ein kleines bisschen dünner geworden.

Schwer wende ich meine Augen ab und greife mir die schwarze teure Tasche und ziehe mir mein Blazer an, während ich verärgert aus dem Zimmer laufe, nachdem ich das Licht ausgemacht habe.

Als wir noch in San Francisco waren, hat Clary mein Koffer gepackt, da ich völlig vertieft in meinen grauenvollen Gedanken war. Ich habe nicht mitbekommen, was sie da eingepackt hat und wäre ich bei klarem Verstand gewesen, dann hätte ich jedes einzelne Teil da wieder rausgefischt und auf jeden Fall andere vernünftige Sachen eingepackt. Es sind alles nur kurze oder enge Kleider, die sie eingepackt hat oder aber auch die Jogginghosen für das Schlafen. Allerdings bezweifle ich, dass es Aiden gefallen würde, wenn ich mit Jogginghose da auftauche.

Verzweifelt atme ich aus, als ich die Treppen runtergehe. Wobei ich ziemlich aufpassen muss, denn mit den hohen Schuhen umzugehen fällt mir noch ein wenig schwer.

Unten angekommen bin ich erleichtert, dass ich mir nichts gebrochen habe, wie ich eigentlich erwartet hatte und erblicke sogleich Aiden, der auf dem riesigen Sofa sitzt und mich schon anguckt. Als würde er genau auf diesen Moment warten, bis ich endlich runterkomme.

Hastig wende ich meinen Blick ab, kann aber deutlich spüren, wie seiner lässig und ohne Hektik über meinen Körper schweift.

Ich merke, wie der Kloß von heute Morgen sich wieder in meinem Hals bildet, während ich die Hitze bemerke, die plötzlich in mir aufsteigt. Räuspernd warte ich, dass er sich erhebt, doch er rührt sich nicht. Stattdessen beugt er sich zum kleinen Glastisch vor, wo ein Glas und eine Flasche stehen und er sich etwas einschenkt, ehe er sich sogleich zurücklehnt und an sein Glas zu nippen beginnt. „Hinsetzen.", befehlt er augenblicklich, als ich für Sekunden spüre, wie mein Herz aussetzt, um gleich darauf mit einer höheren Geschwindigkeit zu schlagen.

Sein Ton duldet eindeutig keinen Widerspruch und bevor ich in Gedanken versinke und wie angewurzelt stehen bleibe, bringe ich meine Beine schnell dazu sich fortzubewegen, um ihn nicht zu verärgern. Mit schwitzigen Händen platziere ich meinen Hintern auf das weiche Sofa, was er alles aufmerksam beobachtet. Meine Hände lege ich auf meine Knie. So gut es geht versuche ich mich zu bedecken. Doch es bringt nichts.

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