Kapitel 4

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A  I  D  E  N

Angewidert streife ich mir das blutverschmierte Hemd von den Schultern, sowie auch meine restlichen Klamotten.

Das warme Wasser prasselt auf meine Haut und für einen Moment, vergesse ich komplett, dass ich erst vor einer halben Stunde jemand abgeknallt habe. Es ist angenehm und lässt meinen sonst so verspannten Körper tatsächlich entspannen. Ein wenig erschöpft befinde ich mich danach wieder in meinem Zimmer und ziehe mir die Kleidung an, die mir Sophia schon rausgelegt hatte.
Auch wenn ich es ungern sage, wüsste ich manchmal wirklich nicht, was ich ohne sie tun würde.

Frisch geduscht und schick angezogen, begebe ich mich in die Küche, wo ich auch schon Sophia am kochen erblicke. Warm lächelt sie mich an und begrüßt mich freundlich. Nachdem auch ich das lächeln erwidert habe, setzte ich mich an den Tisch und genieße die Stille um uns.

Meine Männer müssten schon gegangen sein und auch Sophia würde ich bald nach Hause schicken. Sie stellt den Teller vor mir ab und gießt mir ein Glas Wein ein. „Warst du bei ihr?", erkundige ich mich, als ich das Glas in der Hand habe und einen Schluck von meinem Lieblingswein nehme. Grinsend nickt sie und stellt die Flasche wieder zurück. Aus ihren Gesichtsausdruck kann ich aber gut erkennen, dass da noch etwas ist. „Hat sie Ärger gemacht?", frage ich sofort und fange an mit dem Löffel die heiße Suppe umzurühren. „Nein, hat sie nicht. Nur...", bestätigt sie mir, schaut danach etwas bedrückt weg und beendet ihren Satz nicht.

„Was ist denn, Sophia?"

Verwirrt lege ich mein Löffel wieder zur Seite und blicke ihr starr in die jungen, glitzernden Augen, die mich sofort an ihrer lieben Mutter erinnern. Sie schluckt merklich und ich weiß ganz genau, was das heißt. Genauso wie Liam, versucht sie die passenden Worte zu finden um meine Nerven nicht schnell an die Grenze zu bringen.

„Du wirst sie nicht töten oder?" Ihre blauen Augen funkeln und das tuen sie immer, wenn sie Angst vor meiner Antwort hat. Genervt greife ich wieder nach dem Glas. „Das ist meine Arbeit und da braucht sich auch keiner einmischen, Sophia.", antworte ich gelassen, dennoch mit ein wenig Druck. Da ich es hasse, wenn man sich in Sachen einmischt, die einen nicht zu interessieren haben. Sophia weiß dies eigentlich auch genau.

Wie ferngesteuert zieht sie den Stuhl vor mir zurück und macht es sich darauf gemütlich. Gleich danach fängt sie fieberhaft an zu sprechen. „Aiden bitte... hast du sie dir mal angeguckt. Sie ist unschuldig und so zart. Und abgesehen davon hat Liam auch Recht, sie könnte euch Vieles erleichtern.", erklärt sie mir. „Aber ich brauche sie nicht.", meine Stimme ist diesmal anders als sonst. Sie ist etwas nachdenklich, so wie sie meistens ist, wenn ich mit Sophia rede.

Sie ist die einzige Frau, der ich meine Emotionen richtig zeigen kann, ohne mich zu schämen.

„Und deswegen willst du sie töten? Das ist doch kein Grund, Aiden.", kontert sie verständnislos. "Nein, ich werde sie töten, weil sie eine Morgan ist.", korrigiere ich sie mit hochgehobenen Augenbraun klar.

Sophia starrt mich eine Weile still an, bis sie dann aufsteht und zur Kücheninsel läuft. Sie schnappt sich das Tablett mit dem ganzen Essen darauf und dreht sich zu mir. „Ich werde ihr das runterbringen und nach ihren Verletzungen schauen. Und ich bitte dich auch gleich nachzukommen, ohne sie zu verschrecken.", sagt sie mit einem undefinierbaren Ausdruck in ihr wunderschönes Gesicht. „Am besten du schaust einfach durch die Öffnung neben der Tür.", ruft sie noch, bevor sie verschwindet.

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