Kapitel 3

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Willkommen in Mystic Falls

Das Schild, dass die Stadtgrenze makierte, löste eine Gänsehaut auf meinen Körper aus. All die Geschichten die meine Eltern mir die letzten vier Jahre erzählten, all das was sie in dieser Stadt erlebt hatten, kam mir wieder ins Gedächtnis. Ich fragte mich, wie mein Leben wohl die nächsten Monate aussehen würde. Auch mein Dad neben mir wirkte angespannt. Seine Hände umklammerten das Lenkrad so fest, dass seine Adern heraus traten.

"Entspann dich, Dad. Es wird schon niemand mein Blut haben wollen." versuchte ich zu scherzen, aber sein Gesicht verfinsterte sich enorm.

"Sei dir da mal nicht so sicher. Wie oft habe ich damals auf dieser Straße meinen Opfern aufgelauert. Vampiren ist es egal, wer du bist. Sie wollen nur dein Blut. Blut bedeutet Leben. Die Lust zu töten, die Macht über Leben und Tod. Für die ist ein einzelnes Leben unbedeutend."

Ich musste hart schlucken. Ich konnte mir meinen Dad einfach nicht als blutrünstigen Vampir vorstellen. Geschweige denn dass er getötet hatte. Noch immer kam mir das alles surreal vor, denn mein Leben verlief bisher wie das eines jeden Teenagers, normal.

Den Rest der Fahrt verbrachten wir schweigend, bis wir am Haus von Tante Bonnie ankamen. Kaum stiegen wir aus unserem Auto aus, kam Sheila auch schon angelaufen.

"Irina! Onkel Damon! Da seit ihr ja endlich!"

Sheila war Bonnie's fünfzehn jährige Tochter. Wir waren zwar nicht blutsverwandt, hatten aber ein so inniges Verhältnis dass ich sie als meine Tante und Cousine bezeichnete. Genauso wie Tante Caroline. Mom, Bonnie und Caroline waren schon von klein auf beste Freundinnen. Ihre Mütter waren schon Freundinnen, und ich nahm an wohl auch deren Mütter. So musste das in einer Kleinstadt wohl sein.

Sheila umarmte mich ganz doll, und nach ihr kam Bonnie aus dem Haus. "Damon!" rief sie und fiel meinen Dad um den Hals. Aber denkt euch nichts, die beiden waren einfach mega gute Freunde. Kaum zu glauben dass meine Tante meinen Dad zu Beginn ihres Kennenlernens überhaupt nicht leiden konnte. Mom sagte, Dad hätte es aber durch seine Taten jeden schwer gemacht ihn zu mögen. Von wegen! Mein Dad war doch ein richtiger Charmeur! Er und Tante Bonnie hatten aber angeblich irgendwas besonderes zusammen erlebt, was sie sehr zusammen geschweißt hatte. Aber was genau wollten sie mir nicht wirklich verraten.

Nach unserer herzlichen Begrüßung begannen wir meine Kisten aus dem Auto in das Haus zu tragen. Ich bekam sogar ein eigenes Zimmer. Ich war glücklich und aufgeregt. Sheila war hin und weg, sie quasselte in einer Tour was wir nicht alles zusammen unternehmen könnten.

"Sheila. Irina ist nicht zum Vergnügen hier, vergiss das nicht."
Auf die Worte ihrer Mutter begann Sheila etwas zu schmollen.

"Du solltest mit dem Auspacken noch warten bis ich alles abgeklärt habe. Sollte irgend etwas hier nicht stimmen, kommst du wieder mit nach Hause." warf mein Dad ein der inzwischen im Türrahmen lehnte. In meiner Brust schnürte sich ein Knoten zusammen. War er nur mitgekommen um mir zu beweisen dass es nicht sicher genug wäre?

"Damon, in dieser Stadt ist es ziemlich ruhig geworden. Caroline und Alaric haben die Übernatürlichen im Griff. Es wird nichts passieren." warf meine Tante ein und versuchte ihren besten Freund etwas zu besänftigen. Der jedoch sah sie skeptisch mit hoch gezogener Augenbraue an.

"Ach ja? Deine Hexentochter geht doch auch auf die normale High School und nicht auf Hogwarts. Nur weil es ruhig zu sein scheint, heißt nicht dass es so ist. Eine Salvatore ist wieder in der Stadt. Das reicht um die Gerüchteküche anzuheizen."

Tante Bonnie, Sheila und ich atmeten fast synchron genervt aus. Mein Dad war unverbesserlich und meine Angst wurde immer größer dass mein Aufenthalt in Mystic Falls kürzer werden würde als geplant.

Gegen den Rat meines Vaters, begann ich zusammen mit Sheila meine Kisten auszupacken und mich in meinen neuen Zimmer häuslich einzurichten. Morgen würde bereits mein erster Arbeitstag starten und ich war wirklich total nervös. Ich war immerhin erst 20 und mir fehlte es erheblich an Lebenserfahrung, im Gegensatz zu den herkömmlichen Vertrauenslehrern. Wie würden die Schüler auf mich reagieren? Würden mich die Lehrer, die ja dann mehr oder weniger meine Kollegen waren, mich eher ebenbürtig behandeln oder doch mehr als einen von ihren Schützlingen?

Langsam wurde es spät und draußen brach bereits die Nacht herein. Für morgen hatte ich alles vorbereitet. Bei einem Blick aus dem Fenster erschrak ich. Ich kniff meine Augen zusammen und ging näher an die Scheibe heran. Stand da jemand auf der anderen Straßenseite und sah zu mir hoch? Ich konnte nur Umrisse erkennen, das Licht meines Zimmers spiegelte in der Fensterscheibe. Schnell schaltete ich das Licht aus um besser nach draußen sehen zu können, aber da war diese Gestalt auch schon weg. Hatte ich mir das vielleicht eingebildet?

Kein Wort zu Dad. Sonst schleift der mich gleich wieder ins Auto.

Am nächsten Morgen stand ich sehr früh auf, denn ich wollte nicht an meinen ersten Tag zu spät kommen. Ausserdem hatte ich die Nacht ohnehin nicht sonderlich gut geschlafen. Diese Erscheinung am Fenster ging mir einfach nicht aus dem Kopf. Aber vermutlich war das einfach nur ein Hirngespinst, was Dads Warnungen in mir hervorgerufen hatte.

Überraschender Weise waren alle anderen auch schon wach und begrüßten mich in der Küche. Tante Bonnie reichte mir einen Kaffee.
"Ohja, danke!"
Gerade wollte ich einen Schluck davon nehmen, als Dad mich aufhielt und begann etwas von einem kleinen Fläschchen in mein Getränk zu leeren.

"Eisenkraut. Du wirst es jeden Tag zu dir nehmen. Auf diese Weise können dich die Vampire nicht Manipulieren." erklärte er mir und ich nickte kommentarlos. Auch reichte er mir etwas was aussah wie eine Spritze.

"Was ist dass denn nun wieder?" fragte ich skeptisch.
"Ne Eisenkrautspritze. Eine wirksame Waffe gegen..."

"Vampire?" beendete ich seinen Satz und war auch schon etwas genervt. Dann stellte er mir auch noch eine Trinkflasche direkt vor mir auf den Tisch. Sie war blau und ihr Inhalt nicht zu erkennen.

"Wolfswurz. Deine Waffe gegen Werwölfe."

Ok, jetzt reichte es langsam. Sollte ich vielleicht auch ein paar Pflöcke mit in die High School nehmen? Eine Armbrust? Schwerter? Ich nickte brav und hoffte dass mein Dad mich dann in Ruhe ließe. Aber statt ihm machte nun mein Tantchen weiter.

Sie reichte mir ein süßes, silbernes Armband. Ui, das war wirklich hübsch. Sofort legte ich es mir an und bedanke mich herzlich bei ihr für dieses Geschenk.

"Dieses Armband wird dich von Magie jeglicher Art schützen." erklärte sie mir lächelnd. Es war also verhext? Nun ja auf jeden Fall war so ein hübsches Armband besser als ein Schwert.

"Willkommen in meiner Welt." nuschelte Sheila die noch verschlafen über ihren Cornflakes hing.

"Okay, jetzt bin ich gegen Vampire, Hexen und Werwölfe gewappnet. Sonst noch irgendwas?" fragte ich genervt. Mir kam das alles lächerlich vor. Ich nahm das nicht ernst.

Schnell trank ich meinen Kaffee aus, der durch das Eisenkraut nun nicht mehr so toll schmeckte, und machte mich fertig. Zusammen mit meiner Cousine verließ ich dann das Haus und begaben uns zur Mystic Falls High School.

Irina Salvatore (Fanfiction) Where stories live. Discover now