Kapitel 6

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Das Mystic Grill schien nicht nur Abends ein beliebter Treffpunkt zu sein. Auch Mittags war es gut besucht und ich sah viele Leute die ihr Mittagessen genossen, hauptsächlich aber an den Tischen die vor dem Lokal standen. Ich konnte nicht sagen ob es daran lag dass Wochenende war, aber es war schwierig einen freien Tisch zu finden. Schlussendlich musste ich nach drinnen gehen, wo kaum Leute saßen.

Ich suchte mir einen kleinen Tisch und holte mein Buch aus meiner Tasche, als bereits ein Kellner zu mir kam. Er reichte mir die Speisekarte und nahm schon mal meine Bestellung einer Cola entgegen. Während ich über die Seiten flog in denen zwar viele Speisen aufgelistet waren, aber das meiste eher Fastfood war, fiel mir ein bekanntes Gesicht am anderen Ende des Raumes auf. Es war Erik Jones, der Direktor der High School.

Als ich ihn genauer betrachtete, musste ich feststellen dass er ganz und gar nicht wie ein Direktor aussah. Er war attraktiv. Ein wirklich schöner Mann. Er hatte dunkelblonde Haare, grüne Augen und in seinem Gesicht einen Dreitagebart, der sehr gepflegt aussah.

Mir wurde bewusst, dass ich gerade meinen Boss angaffte und zwang mich deshalb wieder weg zu sehen. Er hatte nur ein Glas mit einem Getränk auf den Tisch stehen, und ich dachte weiter über ihn nach. Es war Wochenende und er saß allein in einem Lokal. Hatte er keine Familie? Aber ich saß doch auch allein hier...

Man Irina, warum denkst du überhaupt darüber nach?

Der Kellner kam wieder, brachte mir meine Cola und ich bestellte mir Burger mit Pommes. Als ich gerade am Essen war, klingelte mein Handy. Es war Bonnie. Sheila und sie würden gleich ebenfalls ins Mystic Grill kommen.

Weitere Gäste kamen in das Lokal herein, ich bildete mir ein, dass die meisten davon mir einen merkwürdigen Blick zuwarfen.

Okay, es war ganz offensichtlich dass ich wirklich unter Verfolgungswahn litt.

Als mein Tantchen samt meiner Cousine dann kam, war ich erleichtert. In Gesellschaft fühlte ich mich gleich viel wohler, obwohl ich dennoch Blicke auf mir spürte.

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Es war wieder Montag und ich saß in meinen Büro der High School als es an der Tür klopfte. Ich sah von meinen Bildschirm auf und blickte in das Gesicht von Mr. Jones, der seinen Kopf herein streckte nachdem ich "Herein" rief.

"Guten Morgen, haben sie ein paar Minuten Zeit?" fragte er und ich nickte. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich etwas komisch, vor allem weil ich wieder daran denken musste wie ich ihm vorgestern beobachtet hatte.

"Ich werde ihnen nachher eine Schülerin vorbei schicken, die uns im Moment etwas Sorgen macht. Clara Matthews. Sie ist erst vor ein paar Wochen an unsere Schule gewechselt, aber ihre Noten lassen zu wünschen übrig."

"Clara? Ich habe bereits mit ihr gesprochen. Letzte Woche. Sie meinte sie würde von zu Hause sehr viel Druck bekommen, was die schulischen Leistungen angeht."

"Tatsächlich? Dann wundert mich das sehr. Sie hat bereits einige Fehlstunden, und wenn sie mal hier ist, beteiligt sie sich kaum am Unterricht, laut ihrer Lehrer."

Das alles machte mich sehr skeptisch.

"Gut. Ich rede mit ihr und versuche etwas aus ihr raus zu bekommen."

Wir verabschiedeten uns wieder und ganz automatisch musste ich an Clara's Mutter denken, die ich ja am Samstag kennengelernt hatte.

Zwei Stunden später saß Clara vor mir. Ich hatte mir den Kopf darüber zerbrochen wie ich das Gespräch angehen sollte, vor allem weil ich diese typischen Floskeln wie, hast du Probleme zu Hause, mit Schule und Freunden alles ok, und so weiter vermeiden wollte.

"Ich weiß gar nicht warum mich der Direktor her geschickt hat, Irina."
Ich lächelte ihr verständnisvoll zu.

"Vielleicht liegt es an deinen Fehlstunden, die du bereits angesammelt hast, obwohl ich gehört habe dass du noch nicht so lange an der Schule bist."

"Ich hatte andere Dinge zu erledigen." antwortete sie mit so einer Festigkeit in ihrer Stimme, dass ich etwas stutzig wurde.

"Clara, ich kann mir schon vorstellen dass dir hin und wieder andere Dinge wichtiger erscheinen als die Schule. Aber es ist wichtig dass du am Unterricht teilnimmst. Du hast mir ja auch gesagt dass deinen Eltern gute Noten wichtig sind. Versuchst du dadurch etwas zu rebellieren?"

Clara zuckte nur mit den Schultern und betrachtete ihre Fingernägel. Ich seufzte in mich hinein. Es schien schwieriger zu sein an die Schüler ran zu kommen, als ich mir gedacht hatte.

"Ich kann dir nur meine Hilfe anbieten. Aber wenn du nicht kooperierst, dann kann ich nichts tun. Erzähl mir doch mal von dem Jungen, den du so magst."

Ich versuchte durch den Themawechsel die Schülerin etwas aufzulockern. Vielleicht würde sie mir ja so dann etwas verraten. Bevor sie ging, verabredeten wir uns für Mittwoch Nachmittag im Mystic Grill. Vielleicht erzählte sie mir ja in einer anderen Umgebung eher was bei ihr so los war.

Etwas später entschloss ich mich Erik Jones mitzuteilen, wie mein Gespräch mit Clara verlaufen war und wie ich weiter vorgehen wollte. Ich klopfte an die Tür seines Büros, doch es meldet sich niemand. Ich klopfte erneut, doch wieder keine Reaktion. Er war offensichtlich nicht da.

Gerade wollte ich mich umdrehen und gehen, als ich ein Geräusch aus besagten Raum hörte. Irgendjemand war da drin! Am Gang war weit und breit keiner zu sehen, was auch kein Wunder war, weil im Moment noch unterrichtet wurde. Also legte ich meine Hand auf den Türknauf und öffnete die Tür langsam.

Die Rollo des Fensters waren zugezogen. Das Licht ausgeschaltet. Dennoch aber konnte man gut wegen dem Tageslicht sehen. Doch meine Augen klebten an dem Mann vor mir. Ich bekam keinen Ton heraus, wegen des Anblicks der sich mir bot.

Blutbeutel lagen auf dem Schreibtisch. So wie man sie im Krankenhaus bei einer Infusion sah. Manche waren leer, andere voll. Einen hatte Mr. Jones in der Hand.

In einer unglaublichen Geschwindigkeit flitzte der Mann zu mir und schloss schnell die Tür hinter mir. Sein Blick suchte meinen und für einen Augenblick war ich darin gefangen.

"Du wirst vergessen was Du eben gesehen hast. Da waren keine Blutbeutel. Alles war völlig normal. Du gehst jetzt wieder in dein Büro."

Oh man. Ich fasste es nicht dass mir das wirklich passierte. Ich erinnerte mich an all das was Mom und Dad mir erzählt hatten. Und gerade war ich froh jeden Morgen dieses blöde Zeugs zu trinken.

"Sie sind ein Vampir..."

Irina Salvatore (Fanfiction) Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora