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„Lass uns einen auf dich trinken", sagte Sue nachdem wir unsere Teller geleert hatten und winkte den Kellner heran.
Ohne auf meine Reaktion zu warten bestellte sie für uns.

„Was gibts bei dir denn Neues?", wollte ich wissen um mich selbst auch mal wieder auf andere Gedanken zu bringen.

„Och", begann sie „eigentlich gar nichts. Ich habe mir überlegt, mir ein Haustier anzuschaffen."

„Oh wie schön. An welches hattest du gedacht?"

„Hmmm, vielleicht auch eine Katze. Die müsste allerdings genauso cool sein wie Charly", kicherte sie.

„Na das wird schwer", lachte ich und konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie der Kellner auf uns zusteuerte, um uns die Drinks zu servieren.

„Auf die beste Kollegin die ich je hatte", seufzte Sue, sah mich mit großen Augen an und erhob ihr Glas.

Ich schmunzelte.

_

Am nächsten Tag war es so weit.

Ich absolvierte meine letzte Schicht als Krankenschwester im St. George's Hospital.
An diesen Tag hatte ich schon hunderte Male gedacht und nun war er da.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge
sah ich meinen letzten Arbeitsstunden entgegen.

„Wo eine Tür zu geht öffnet sich eine andere", hatte mir Opa gestern noch am Telefon gesagt und Recht damit. Ich hatte mich für einen neuen Schritt in meinem Leben entschieden und freute mich auf alles was kam, obwohl ich auch traurig darüber war, den Krankenhausalltag hinter mir zu lassen.

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Ich atmete schwer aus und öffnete die Glastür zum Personaleingang - ein letztes Mal.

Die Schicht verlief recht ruhig. Das lag sicherlich auch daran, dass heute alle Kollegen da waren und niemand frei hatte. So konnte ich mich in Ruhe auf die Arbeit am Computer konzentrieren, die ich noch zu erledigen hatte. Jason und Jenny boten mir an, sich um die Patienten zu kümmern, damit ich neben der PC-Arbeit noch genug Zeit dafür hatte, die letzten Akten mit Dokumentationen zu versehen.

Die Stunden vergingen wie im Flug. Nur noch dreißig Minuten dauerte meine Schicht, dann würde ich in mein Auto steigen und nach Hause fahren.

Seufzend schlug ich die letzte Akte zu.
Es war seine.

Auch wenn ich nicht mehr hier arbeiten würde, interessierte mich schon, wie es mit ihm weitergehen würde. Ob er sein Gedächtnis zurückbekommen würde, ob er sich vollständig erholte, oder ob sich aufklärte was sich bei dem Raubüberfall abgespielt hatte.

Grübelnd klopfte ich mit dem Ende meines Bleistifts auf die Tischkante.

Ich wollte mich noch von ihm verabschieden.
Zu keinem Patienten hatte ich jemals so eine Art von Kontakt gehabt.
Ich hatte ihn wiederbelebt, ihn aus dem Koma geholt, mich in seinen Augen verloren als er aufwachte und seine Hand gehalten um seinen Herzschlag zu beruhigen.
Und dass ich mich noch verabschieden wollte, hatte ich ihm ja bereits gesagt.

Als ich den Entschluss gefasst hatte und mich erhob um zu ihm zu gehen, flog plötzlich die Tür des Dienstzimmers auf und alle meine Kollegen und Vorgesetzten stürmten herein. Sie trugen Partyhütchen auf dem Kopf, Luftschlangen um den Hals und jubelten.

„Überraschung! Wir wünschen dir alles alles Liebe und Gute für dein Studium und hoffen du kommst als die beste Ärztin die wir je erlebt haben wieder zu uns zurück Lynn! Wir werden dich vermissen", jaulte Sue und kam gefolgt von Jason, Jenny, Mrs. Preston und weiteren Kollegen mit einem riesigen Kuchen auf mich zu.

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt