91

2.1K 114 24
                                    


POV Lynn

Die Härchen meines gesamten Körpers standen mir zu Berge, sodass mir meine Haut bereits wehtat.

Ich konnte nicht fassen, was da gerade aus Bens Mund gekommen war.

Er wollte mich dazu zwingen eine Aufnahme zu machen, in der ich einen Haufen Lügen erzählen sollte, die Kieran für alles was passiert war verantwortlich machten. Lügen, die ihn als Clanoberhaupt, als Dealer, Dieb, Erpresser, als Geiselnehmer und... und als Mörder bezichtigten.
Lügen, die dazu führen würden, dass er ein Leben lang weggesperrt würde und die Braxtons auf freien Fuß setzten.
Und dann, wenn ich die Aufnahme beendet hätte, würden sie Kieran holen, um ihm zu zeigen, wie sie mich und meine Freundinnen kalt machten, damit die Wahrheit niemals mehr ans Licht käme.
Danach lieferten sie Kieran bei der Polizei ab und holten die beiden Clanmitglieder, die bereits seit gestern einsaßen, aus dem Knast und brachten Kieran rein. Und er... würde niemals wieder frei kommen.

In diesem Augenblick hatte ich zum ersten Mal wirklich und ohne Zweifel das Gefühl, dass es vorbei war.

Alles, wofür wir gekämpft hatten, war sinnlos geworden.

Am Ende war es nicht bloß so, dass die Bösen gewinnen würden, sondern zusätzlich noch so, dass meine Freundinnen und ich dafür mit dem Leben bezahlten und Kieran lebenslang und unschuldig hinter Gitter käme.

Ich hatte mich gekümmert, geholfen und mich eingemischt... in einen Kriminalfall... und das, weil ich vom ersten Augenblick an diese Verbindung zu meinem Patienten gespürt hatte.
Eine Verbindung, die es mir unmöglich gemacht hatte, ihn mit seinen Problemen allein und sich seinem Schicksal hingeben zu lassen.

Doch ich bereute keine Sekunde davon.

Keine Sekunde der letzten Tage zweifelte ich in diesem Moment an.

Ich wusste, dass ich das Richtige getan hatte und hoffte nur, dass Cassie und Connor alles daran setzen würden, Kieran freizubekommen, wenn ich nicht mehr fähig dazu war.
Sie hatten die Beweise gespeichert und wären auch bestimmt in der Lage, deren Echtheit feststellen zu lassen.

Meine Gedanken überschlugen sich.

Mein Herz raste, ich schwitzte, meine Kehle war ausgetrocknet und ich hatte Angst. Todesangst. Und zwar zu recht.

Ich schloss meine Lider, atmete tief ein und blickte Ben dann so selbstsicher und beherrscht in die Augen, wie es mir nur eben möglich war.

„Gut. Ich stimme zu.
Ich mache diese Aufnahme.
Schreibt mir auf einen Zettel was ich sagen soll und ich tue es.
Aber nur unter einer Bedingung."

Ben riss seine Augen weit auf und zog die Brauen hoch.

Dann stieß er ein kurzes Lachen aus.

„Bedingung? Ist das das Ernst? Wir knallen dich so oder so ab, da glaubst du doch nicht ernsthaft, dass wir uns noch auf irgendwelche Bedingungen einlassen! Was glaubst du eigentlich wer du bist, kleine Krankenschwester?!"

Mit dieser Antwort hatte ich gerechnet.

Und mich vorbereitet.

„Wer ich bin?
Ich bin eine, die sowieso bald stirbt."

Nun hatte ich Ben komplett verwirrt.

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt