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Beim weiteren Durchforsten der Video- und Audiodateien hatten Cassie und ich tatsächlich endlich - und wie so lange erhofft - handfeste Beweise gefunden.

Die Kamera filmte nach einigen Aufnahmen im Dunkeln Displays von alten Handys ohne GPS- oder Internetfunktion ab, auf denen Chats zwischen Kieran und Ben Braxton zu sehen waren.

Auf diesen Videoaufzeichnungen war deutlich zu erkennen, dass Ben Details und Anweisungen zum Raubüberfall herausgegeben hatte, wenn man die Aufnahme im richtigen Moment pausierte.
Auch die Namen der anderen Clan-Mitglieder fielen in den Nachrichten.
Zu den Chats kamen Aufnahmen von Skizzen des Juweliergeschäfts und ein Plan mit dem zeitlichen Ablauf des Raubüberfalls.

Dass Ben Braxton nicht der Schlauste war und viel zu unüberlegt mit diesen Materialien umging, wurde uns immer klarer.
Hätte er die korrupten Polizisten nicht hinter sich, wäre die Gang mit Sicherheit schon längst ausgeschaltet worden...

Das letzte Video auf dem Speicherchip war mit Abstand das aussagekräftigste.

Es war ein Mitschnitt aus dem Clubraum der Gang, in dem alle Mitglieder zu sehen und zu hören waren, die vor Kierans versteckter Kamera über den Raub sprachen und darüber diskutierten, an wen sie den gestohlenen Schmuck und die Edelsteine im Nachhinein am gewinnbringendsten verticken konnten.

Das war es!

Das war alles, was Cassie und ich gebraucht hatten!

Ein Beweis, der es in sich hatte. Ein Beweis, der uns mit Bild und Ton lieferte, was wir uns so sehr gewünscht hatten. Ein Beweis, der Stevens Tod einen Sinn gab, die Gangmitglieder hinter Gitter brachte und Kieran genau dort wegholte.

Kreischend und jubelnd fielen Cassie und ich uns in die Arme und konnten unser Glück kaum fassen.

Wir waren angekommen.

Angekommen, am Ziel dieser unfassbar langen und nervenaufreibenden Reise, die mein Leben komplett auf den Kopf gestellt hatte.

Bald würde alles ein Ende haben und ich in ein paar Tagen in mein altes Leben zurückkehren können.

Ich könnte endlich meinen Opa wieder in meine Arme schließen, unbeschwert mit Millie und Sue Cocktails in unserer Lieblingsbar trinken und in den kommenden, kalten Herbsttagen mit Charly kuscheln, während ich auf meinem Sofa heißen Kakao schlürfte.
Der Gedanke daran zauberte mir ein zusätzliches Lächeln auf meine Lippen.

Doch nach kurzem Glück stellte Cassie mir eine Frage, die unserer Euphorie einen heftigen Dämpfer versetzte.

„Was sollen wir jetzt mit diesen Beweisen tun Lynn? An wen wenden wir uns damit?
Wir haben immer noch keine Ahnung, welche Polizisten in der Sache mit drin stecken und diese Informationen vielleicht in die falschen Hände gelangen lassen..."

Und damit hatte sie absolut recht.

Wir wussten, dass wir keinem Beamten trauen konnten, denn uns war immer noch nicht bekannt, welche Polizisten mit den Braxtons unter einer Decke steckten, und welche korrekt mit unserem Material umgehen würden.
Eventuell könnte ich einen - den, der im langen Mantel den Umschlag mit dem Geld von den Braxtons angenommen hatte - vom Gesicht her wiedererkennen, doch das brachte uns auch nicht wirklich weiter.

Die Situation war total verzwickt - wieder einmal.

„Da bin ich auch überfragt Cassie. Sicher ist nur, dass wir kein Risiko eingehen dürfen. Ansonsten könnte es passieren, dass wir alles verlieren, was wir uns so hart erarbeitet haben und wieder bei Null stehen..."

Im Gefängnis

POV Kieran/ Will

Ich wälzte mich auf der brettharten Pritsche hin und her und überlegte krampfhaft, wie ich es schaffen könnte an ein Telefon zu kommen, um meinen Bruder anzurufen. Ich musste ihm einfach so schnell wie möglich von dem Brief erzählen und ihn dazu bewegen, ihn Cassie zu bringen, damit sie an die Beweise auf dem Speicherchip kam.

Stundenlang grübelte ich vor mich hin, ohne eine Lösung zu finden. Das Einzige, was mir immer wieder in den Sinn kam war, dass ich Connor an den Hörer kriegen musste, um hier rauszukommen, doch wenn sie mich nicht ließen, war ich aufgeschmissen.

Tief seufzend setzte ich mich auf und fuhr mir mit den Händen über mein Gesicht und dann durch die Haare.

Eine Welle fiel mir daraufhin ins Gesicht und hing mir wie so oft vor den Augen.

Plötzlich flackerten Bilder in meinem Kopf auf, die mir den Atem raubten.

Bilder von Lynn.

Bilder von Lynn, wie sie mir die Strähne aus dem Gesicht strich, wie ihre warmen Fingerkuppen meine Stirn und meine Kopfhaut berührten.
Bilder von Lynn, wie sie lächelte, wie ihre Augen funkelten und wie sich ihre Wangen rosa färbten wenn sie aufgeregt war.

Mein Herz wurde schwer.

Ich vermisste sie und hoffte so sehr, dass sie in Sicherheit war.

Es machte mich fertig, dass ich nicht wusste wie es ihr ging und auch keine Möglichkeit hatte, Kontakt zu ihr aufzunehmen.

Mit einem Ruck stand ich auf und lief ein paar Schritte durch die Zelle, während ich meinen Gedanken freien Lauf ließ.

Und dann dachte ich an Roxanne.

An Roxanne, die ich ebenfalls vermisste.

Ich hatte ihr so viel zu verdanken.

Ohne sie, hätte ich es niemals geschafft so weit zu kommen.

Sie war toll und ich bereute es in dem Moment wirklich, sie meinem Bruder nicht vorgestellt zu haben.

Doch ich würde es nachholen, wenn ich nur endlich hier raus käme...


😳


****

Hey ihr Lieben ☺️,

Na, was glaubt ihr,

- wie geht es für Kieran mit
Lynn und Roxanne weiter?

- Wird er es schaffen aus dem Gefängnis zu kommen?

- Und was glaubt ihr, sollten Lynn und Cassie mit dem Beweismaterial machen? (Vielleicht hat ja schon jemand den richtigen Riecher...😉)

Wünsche euch einen schönen warmen Sonntag - genießt (nach dem Lesen) das Wetter 🌞

(P.S.: An alle die auch Londonboy lesen: Da geht es nächste Woche weiter)

Ciao ☺️

F.

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt