88

2.1K 113 42
                                    



POV Lynn

Meine Mädels und ich hatten es uns auf der Couch gemütlich gemacht und uns einige alte Folgen Gilmore Girls angesehen.

Wir aßen Süßkram, fettiges Zeug und Millie und Sue gaben Kommentare zu verschiedensten Situationen, Dialogen und Outfits der Darsteller ab.

Obwohl ich die Zeit genoss und froh war nicht allein sein zu müssen, schweiften meine Gedanken immer wieder ab... und hin zu Kieran.

Als irgendwann eine Kussszene über die Mattscheibe flimmerte, zog sich mein Herz auf einmal schmerzhaft zusammen. Dieses Bild löste Gefühle in mir aus, die ich kaum aushalten konnte.

Ruckartig stellte ich meinen Teller auf den Couchtisch und sagte meinen Freundinnen, ich müsse zur Toilette.

Dort angekommen drehte ich allerdings bloß den Hahn am Waschbecken auf und ließ das Wasser laufen.

Schwer atmend hielt ich meine Handgelenke unter den Strahl, um meinen absackenden Kreislauf wieder anzukurbeln.

Währenddessen fiel mein Blick im Spiegel auf die Waschmaschine, die ich nicht mehr anstellen konnte, weil das Klingeln an der Tür mich unterbrochen hatte.

Was mir sofort ins Auge stach, war natürlich wieder der rosa Bademantel mit den Ohren auf der Kapuze, der halb aus der offenen Maschine hing.

Ich stellte das Wasser ab.

Regungslos beobachtete ich den Bademantel, während meine Augen begannen sich mit Tränen zu füllen.

-

„Lynn, Süße... oh nein! Was ist passiert?", Sue kam auf mich zugerannt, als ich das Bad einige Zeit später verließ.

Meine Augen waren knallrot - das hatte ich selbst nur Sekunden zuvor im Spiegel über dem Waschbecken gesehen. Ihr war das anscheinend auch nicht entgangen.

Sue umarmte mich und drückte mich fest an sich.

Starr wie eine Statue stand ich auf meinem Platz und konnte mich nicht bewegen. Ich ertrug ihre Nähe, rührte mich aber nicht.

Auch Millie stand vom Sofa auf und umarmte uns beide gleichzeitig.

Und dann... dann brach meine Fassade.

„Ich... ich bin so... so traurig. Ich..."

Bitterlich fing ich an zu weinen und ließ all meinen Emotionen freien Lauf.

„Ich... l... liebe ihn, ab... aber... er hat... er hat eine andere... er hat... hat sch... schon eine Freundin... Es... es tut so weh... wie... wie s... soll ich ihn d... denn bloß ver... vergessen?"

Ich schluchzte so heftig, dass ich bezweifelte, meine Freundinnen könnten mich verstehen und vergrub mein Gesicht dann in Sues Pulli.

„Ist gut Lynn, lass es raus...", sagte Millie tröstend und fuhr mir mit ihrer Hand über meinen Rücken.
Gleichzeitig verstärkte sich Sues Umarmung um mich.

Ich kam mit so lächerlich vor, denn ich hatte in den letzten drei Wochen so viel geheult wie im ganzen Jahr vorher nicht.

Criminal tension - Wie ich einem Straftäter verfielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt